10.12.2015

Formodula entwickelt sich weiter

Von Anne Burgmer

17 frischgebackene Katechetinnen erhielten in Aarau am 27. November 2015 in Aarau ihren Fachausweis nach ModulAar. Horizonte sprach mit Claudia Rüegsegger, selber Katechetin und katholische Ausbildungsleitende, Rainer Jecker, Religionspädagoge und reformierter Ausbildungsverantwortlicher, und Tobias Fontein, Regionalverantwortlicher für die Bistumregion Sankt Urs.


Claudia Rüegsegger-Reck, Katechetin, Fachmitarbeitende und Ausbildungsleitende ModulAar bei der Fachstelle Katechese-Medien in Aarau, SKV-Vorstandsmitglied von 2012 – 2015.

Die Ausbildung nach Formodula kann man als erfolgreich bezeichnen. Gleichzeitig löst sich die Schweizerische Katecheten Vereinigung (SKV) auf. Wie ist das zu erklären?
Claudia Rüegsegger: Leider nahm das Interesse der Mitglieder an den Weiterbildungs- und Informationsangeboten der SKV stetig ab. Viele langjährige Mitglieder sind inzwischen pensioniert oder aus anderen Gründen aus dem Beruf ausgestiegen. Den katechetisch Tätigen stehen heute professionelle, nahe gelegene Dienstleistungen durch die Katechetischen und Religionspädagogischen Fachstellen zur Verfügung. Der SKV-Vorstand hat rund drei Jahre gerungen und versucht – auch mit externer Hilfe – den Verein neu aufzustellen, doch das gelang nicht.

Kann man von einem Generationenwechsel sprechen?
Ja, das kann man so sagen.

Aber die jungen Katechetinnen haben doch sicher auch ein Netzwerk?
Aufgrund meiner Beobachtungen vernetzen sie sich eher lokal, in den Pastoralräumen regional und über Aus- und Weiterbildungen kantonal. Informell steht allen das Netzwerk Katechese offen.

Ist das Netzwerk denn kantonal geregelt?
Nein. Es wird gebildet von Delegierten der diözesanen katechetischen Kommissionen, der religionspädagogischen Bildungsinstitutionen und weiterer katechetischer Akteure in der römisch-katholischen Kirche. Sein Fokus liegt auf der Katechese in der ganzen Deutschschweiz.

Werden die Frauen automatisch über die Formodula-Ausbildung darauf aufmerksam gemacht?
Sie bekommen die Information, dass es das Netzwerk gibt und können über dessen Homepage den Newsletter abonnieren. Da das Netzwerk Katechese kein Verein ist, entfällt die Möglichkeit einer Mitgliedschaft.

Also ganz anders als die SKV?
Strukturell ja, inhaltlich kann das Netzwerk Katechese als Erbin der SKV verstanden werden.

Wird es irgendwann wieder einen Verband dieser Art geben?
Möglicherweise, wenn katechetisch und religionspädagogisch Tätige an der Basis das Bedürfnis verspüren, ihre Anliegen miteinander zu teilen sowie ihre Interessen gemeinsam und analog auf deutsch- oder gar gesamtschweizer Ebene zu vertreten.


Rainer Jecker, Religionspädagoge, Theologe und Erwachsenenbildner, ökumenischer Grenzgänger und seit 2008 Mitglied der Reformierten Landeskirche Aargau. Fachmitarbeiter auf der Fachstelle Kirchlicher Religionsunterricht der Reformierten Landeskirche Aargau und dort verantwortlich für die ModulAar-Ausbildung.

Rainer Jecker, wie kommt es zum Namen ModulAar?
Rainer Jecker: ModulAar ist ein Kunstwort. Es will anzeigen, dass es sich um eine Ausbildung handelt, die sich aus Modulen – also bausteinartig – zusammensetzt und mit dem Aargau zu tun hat. ModulAar heisst die ökumenische katechetische Ausbildung im Aargau, die sich nach den Standards von ForModula richtet und um zwei reformierte Eigenmodule erweitert ist. Sie wird von der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau und der Reformierten Landeskirche Aargau verantwortet. Im Raum Nordwestschweiz gibt es einen vergleichbaren Verbund (OekModula) zwischen den Kantonen Basel-Landschaft, Basel-Stadt (katholisch) und Solothurn. Die beiden Verbünde haben in der Schweiz Neuland betreten. Die Bischöfe und die nicht beteiligten reformierten Kantonalkirchen interessieren sich für die Erfahrungen mit den beiden ökumenischen Projekten. Aus der Sicht der Auszubildenden schafft die ökumenische Trägerschaft einen Mehrwert. Die besonderen Herausforderungen der Ausbildung sind nicht konfessioneller, sondern struktureller Art: berufsbegleitende Ausbildung, Länge der Ausbildung, modulares System.

Wie ist das genau mit den zwei reformierten Modulen?
Für katholische Auszubildende werden drei Sakramente als Wahlmodule angeboten: Eucharistie, Versöhnung und Firmung. Für reformierte Auszubildende sind es die Wahlmodule Taufe und Abendmahl. Von den insgesamt zehn Ausbildungsmodulen werden neun interkonfessionell realisiert. Wir achten darauf, dass das Gemeinsame der Geschwisterkonfessionen genauso zur Sprache kommt wie das je Eigene. Kurz: Im Spiegel der Geschwisterkonfession das Eigene und das Fremde kennen und schätzen lernen.

ModulAar ist seit drei Jahren vollständig ökumenisch aufgestellt. Wie viele Katechetinnen sind in dieser Zeit durch die neue Ausbildung gegangen?
Die genaue Gesamtzahl müsste ich in unseren Akten recherchieren. Die aktuellen Zahlen kann ich Ihnen sofort sagen. In ModulAar sind zur Zeit 26 katholische Katechetinnen und 2 katholische Katecheten eingeschrieben, reformierterseits sind es 18 Katechetinnen; alle wohnhaft im Aargau.

Ist es auch auf reformierter Seite Thema, dass die Frauen nach der Ausbildung meist in Kleinpensen arbeiten?
Ja. Das kann seitens der Arbeitnehmenden gewollt oder ungewollt sein. Und wir haben ähnliche Fragestellungen bei den Kirchenräten und verfolgen ähnliche Strategien. Zum Beispiel wird auf katholischer und reformierter Seite daran gearbeitet, dass die Anstellungsempfehlungen für Katechetinnen und Katecheten auf einem neuen und zeitgemässen Stand sind. Es ist wichtig, dass die aufwändige Ausbildung auf ein passendes Berufsfeld trifft.


Tobias Fontein, Theologe, langjährige Tätigkeit als Seelsorger, Pastoralassistent und Gemeindeleiter, seit 2014 Regionalverantwortlicher für die Bistumsregion St. Urs

Die Katechese-Ausbildung nach Formodular läuft nun einige Jahre, wie nimmt die Bistumsseite dieses immer noch recht junge Ausbildungssystem wahr?
Tobias Fontein: Also das Formodula-System wurde ja von der Bischofskonferenz gewünscht und so ist es also im Interesse der Bistumsleitungen, dass es bald flächendeckend funktioniert. Wir nehmen es immer noch so wahr, dass es im Entstehen ist und sich auf verschiedenen Wegen entfaltet. In der Region Baselstadt, Baselland und Solothurn wird es sehr stark ökumenisch ausgerichtet. Das ist hier im Aargau genauso der Fall. Es gibt verschiedene Kooperationen, auch kantonsübergreifend, und eigentlich entwickelt es sich sehr gut. Die einzige Schwierigkeit, von der ich vernommen habe, dass sie immer mal wieder eine Rolle spielt, ist die Frage, ob alle Katechetinnen wirklich diese ganze lange Ausbildung durchlaufen müssen, wenn sie nachher vielleicht lediglich zwei Stunden Religionsunterricht geben. Die Diskussion um Formodula-Light-Versionen reisst eigentlich nicht ab.

Der Sinn und Zweck ist ja aber, dass die Katechetinnen nachher nicht zwingend in Klein-Pensen arbeiten?
Genau. Und das Grundanliegen ist ja, dass es eine qualitativ hochwertige Ausbildung ist. Eigentlich sollten auch Katechetinnen, die am Ende nur zwei Stunden geben, eine gute Ausbildung haben. Auch die sollen topqualifiziert sein, damit die Katechese auf einem hohen Niveau stattfinden kann.

Anfänglich wurde die Formodula-Ausbildung Seitens des Religionspädagogischen Institutes (RPI) mit Skepsis betrachtet, und als Konkurrenz aufgefasst. Hat sich diese Skepsis gelegt?
Nach meiner Wahrnehmung hat sie sich gelegt. Denn es gibt nach wie vor einen deutlichen Unterschied. Das religionspädagogische Studium ist nach wie vor ein akademischer Ausbildungsweg und das ist immer noch ein Unterschied zu dem, was mit Formodula möglich ist. Und es eröffnet auch andere Zugänge hinterher in der pastoralen Praxis. Die Angst zu Beginn war ja, dass sich das hinterher vielleicht vermischen würde und dass Formodula-Absolventen in religionspädagogische Stellen gehen. Aber das ist bisher nicht der Fall.

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