25.06.2018

Hundert Tage bei «Katechese–Medien»

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • Vor rund 100 Tagen hat Dr. Joachim Köhn die Nachfolge von Moni Egger als Leiter der Fachstelle Katechese-Medien übernommen.
  • Im Interview stellt sich der Fachstellenleiter vor und erzählt, wie er den Start in die neue Aufgabe erlebt hat.
  • Joachim Köhn benennt künftige Herausforderung für die Fachstelle Katechese-Medien und verrät auch, warum der neue Lehrplan LeRUKa speziell für den Aargau eine grosse Chance ist.

 

Joachim Köhn, seit rund 100 Tagen leiten Sie die Fachstelle Katechese–Medien der römisch-katholischen Kirche im Aargau. Erzählen Sie uns etwas von sich?
Joachim Köhn:
Ich komme aus dem Frankenland, habe meine Schulzeit in der Unesco Weltkulturerbe-Stadt Bamberg verbracht und nach meiner Militärdienstzeit in den bayerischen Bergen habe ich Theologie und Philosophie studiert, zuerst in Innsbruck, dann in München zuletzt in Rom. Dort hat sich meine «Berufung» zum zölibatären Leben vor den entsprechenden Weihen verabschiedet und neue Fenster und Türen sind aufgegangen mit Studien in Religions- und Medienpädagogik und beruflichen Einsätzen in den Lernorten Schule und Pfarrei als Lehrer beziehungsweise Pastoralassistent.

Zu meinen Hobbies zähle ich die Beschäftigung mit kirchengeschichtlichen Themen. Sie haben mir ein Doktorat eingebracht, weil ich die Tagebücher zum I. Vatikanischen Konzil von 1869/70 aus dem Kloster Einsiedeln edierte und kommentierte.

Seit wann sind Sie im Bistum Basel tätig?
Seit 1991. Zuerst arbeitete ich in der kirchlichen Bildungs- und Medienarbeit in der Stadt Basel und am Gymnasium Liestal, dann ab 2012 als Pastoralverantwortlicher an der Diözesankurie in Solothurn.

Was hat Sie zum Stellenwechsel vom Bischofsvikariat in Solothurn zur Fachstelle in Aarau bewogen?
Ich habe im Bischofsvikariat, beziehungsweise in der Abteilung Pastoral und Bildung gearbeitet. Diese entwickelt und gibt Impulse für die Pastoral im Bistum. Durch meine Ressortverantwortung für die Bereiche Katechese und Religionsunterricht wuchs meine Leidenschaft wieder, mich kantonal mehr auf Fachstellenebene zu engagieren. Deshalb habe ich mich um die Leitungsstelle im Aargau beworben und die berufliche Herausforderung neu angenommen. So attraktiv Solothurn auch ist: Als Arbeitsort liegt diese Stadt einfach nicht sehr zentral und zeitlich gesehen bin ich deshalb von Frick, wo ich wohne, immer sehr viel unterwegs gewesen. Trotzdem war es eine wunderbare Zeit, die ich nicht missen möchte.

Seit dem 1. April leiten Sie die Fachstelle Katechese–Medien. Wie haben Sie den Start in der neuen Aufgabe erlebt?
Die ersten zwei Tage im April waren grandios: Festtagsstimmung wegen Ostersonntag und Ostermontag! Die Übergaben von meiner Vorgängerin, Moni Egger und vom «Vorvorgänger» Toni Schmid, der einen Monat später in Pension ging, haben gut geklappt und das ganze Fachstellenteam und die weiteren Verantwortlichen und Vorgesetzten samt ökumenischem Partnerteam haben mir sofort viel Wohlwollen und Zusammenarbeit angeboten und zugesichert.

Was sind Ihre Hauptaufgaben im Bereich Katechese?
Als Leiter der Fachstelle habe ich in einem 80%-Pensum die Gesamtverantwortung in strategischer, personeller, finanzieller und administrativer Hinsicht.

Was bedeutet das konkret?
Die Leitung des fünfköpfigen Teams, das Controlling der materiellen Ressourcen, die Weiterentwicklung und das Qualitätsmanagement der Ausbildung ModulAar. Hinzu kommen die Steuerung der Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung aller (Fort- und Weiterbildungs-) Angebote der Fachstelle, das Initiieren von Projekten und die Beratung von Behörden und Pastoralräumen.

Warum die Verbindung «Katechese-Medien»? Was hat es mit den «Medien» auf sich?
Medien auf unserer Fachstelle sind «Instrumente der sozialen Kommunikation». Ihre Aufgabe ist das Herstellen von Beziehungen zwischen Menschen, Ideen, Bildern und Informationen. Der Grossteil unserer zum Verleih angebotenen (Gruppen- oder Klein) Medien sind Poster und Handbilder, Spiele, Anschauungsmaterialien (wie z.B. Erzählfiguren oder eine Thora-Rolle), Folienreihen, Musikinstrumente, CD, Filme (als DVD oder via Download). Aber auch die Diareihe, ein Klassiker unter den audio-visuellen Medien, wird teilweise noch ausgeliehen. Sehr beliebt sind unsere Materialkoffer (Bibelbox, Bibelbausatz, Wasserkoffer etc.). Leitmedium der Fachstelle ist auch heute noch uneingeschränkt das Buch.

Und welche Aufgaben erledigen Sie im Medienbereich?
Ich sichte und visioniere Medien und schaffe neue an, gestalte und leite mediendidaktische Weiterbildungsveranstaltungen. Praktisch bin ich auch an der Medienausleihe beratend tätig. Im Sinne einer guten Vernetzung vertrete ich die Fachstelle bei den zuständigen katechetischen Kommissionen auf kantonaler, überregionaler und auf Bistumsebene.

Welches Zielpublikum sprechen die Medien Ihrer Fachstelle an?
Unser Zielpublikum sind überwiegend in der katholischen oder reformierten Kirche angestellte Katechetinnen und Seelsorger, Religionslehrerinnen und Katecheseverantwortliche in den Schulen und Pfarreien, Jugend- und Sozialarbeiter, Jugendliche und Erwachsene, die in kirchlichen Gruppen arbeiten oder katechetisch interessiert sind. Die Ausleihe ist aber für alle Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Aargau kostenlos.

Was schätzen Sie am neuen Arbeitsort besonders?
Die Fachstelle Katechese–Medien hat in der deutschsprachigen Schweiz einen sehr guten Ruf. Hier wird sehr motiviert, innovativ, professionell und sehr konzeptionell gearbeitet. Diese Arbeitsweise verkörpern auch die Teammitglieder und das schätze ich sehr. Dabei kommt auch das Menschliche nicht zu kurz.

 Gibt es etwas, das Sie überrascht hat?
Überrascht hat mich ein wenig, dass die Kernthemen der Fachstelle Katechese–Medien viel komplexer, verflochtener und beziehungsreicher und auch teils reglementierter geworden sind. Besonders spannend und interessant ist für mich, dass ich im Medienbereich ständig mit neuen Entwicklungen und Technologien beschäftigen darf. Das ist sehr spannend, aber auch herausfordernd. Sehr schön und angenehm empfinde ich die Zusammenarbeit mit den reformierten Kolleginnen und Kollegen und wie «überraschend» sicher und gefestigt diese Kooperationen im Aargau sind.

Die Fachstelle Katechese-Medien bietet unter anderem Beratung und Begleitung für Katechetinnen oder Behörden rund um Katechese und Religionsunterricht an. Mit welchen Fragen wird die Fachstelle in den Beratungen konfrontiert?
In Beratungen von Einzelpersonen und Katecheseteams samt Verantwortlichen kommt eine grosse Bandbreite von Fragen zur Sprache. Fragen zur Ausbildung, zur Einführung in die katechetische Praxis sowie zu Stellenbesetzungen und Stellensuche. Aber auch mögliche berufliche Weiterentwicklungen oder Reklamationen von Eltern und Kindern über den Religionsunterricht, Coachingmöglichkeiten und Konflikte in Teams sind Thema.

Welches werden für Ihre Fachstelle in den kommenden zwei, drei Jahren die wichtigsten Herausforderungen sein?
In gut einem Jahr soll der neue Lehrplan für Religionsunterricht und Katechese «LeRUKa» (Lehrplan Religionsunterricht und Katechese) im Aargau in Kraft treten. Derzeit laufen verschiedene Einführungskurse und Infoveranstaltungen, um die katechetisch Tätigen in den LeRUKa einzuführen und zu schulen. 

Wie wird sich die personelle Situation in den Pfarreien und Pastoralräumen mittel- bis langfristig entwickeln?
Wir setzen uns weiter dafür ein, dass die katechetisch Tätigen gute Arbeitsbedingungen haben. Auch Missionen und anderssprachige Seelsorge ist derzeit ein Thema bei der Schweizerischen Bischofskonferenz und der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz. Es gilt hier am Ball zu bleiben und entsprechende Entwicklungen und Vernetzungen im Aargau aufzubauen. Wir müssen die Anliegen der Katechese und des Religionsunterrichts bei den Missionen ins Gespräch bringen. 

Am Projekt «Katechese mit Kleinkindern und ihre Familien» arbeiten wir weiter. Es wird ein ökumenisches Weiterbildungskonzept für die katechetisch Verantwortlichen entwickelt und mit den Angeboten der Fachstelle Bildung und Propstei koordiniert und bei Bedarf auch kooperiert. Pro Halbjahr gibt es eine katechetische Weiterbildung dazu.

Gibt es Aargau-spezifische «Baustellen» im Bereich der Katechese und des Religionsunterrichtes?
Speziell für den Aargau ist, dass jede Pfarrei und jeder Pastoralraum ein anderes Modell von Katechese und Religionsunterricht verfolgt. Also gibt es unterschiedliche Lernorte, unterschiedliche Anzahl Lektionen oder Stunden, keinen eigenen Lehrplan. Positiv ausgedrückt: Die Landschaft ist ausserordentlich vielfältig. Negativ ausgedrückt: etwas chaotisch und durch fehlende Vergleichbarkeit der Situationen wird der Austausch untereinander und damit auch der Blick auf die Qualität erschwert. Darum ist der LeRUKa speziell für den Aargau eine grosse Chance und ein Mehrwert. Er bietet genügend Richtlinien für eine gemeinsame Ausrichtung und doch alle organisatorischen Freiheiten für die Arbeit vor Ort. Ausserdem soll die Lehrplaneinführung genutzt werden, die bisherige Praxis zu überdenken und falls nötig an die neuen Umstände anzupassen.

Was meinen Sie mit «neuen Umständen»?
Neue Umstände können sich zum Beispiel ergeben durch einen neu errichteten Pastoralraum, gesellschaftlichen Wandel oder durch eine veränderte Personalsituation.

Berücksichtigt der neue Lehrplan LeRUKa auch das gemischtkonfessionelle Umfeld im Aargau?
Das gemischtkonfessionelle Umfeld, das je nach Region in anderer Ausprägung vorliegt – und mit ein Grund ist für die so diversen Organisationsformen der Katechese – macht es nötig, weiterhin oder verstärkt auch ökumenisch zu denken. Der LeRUKa bietet dazu Ansatzpunkte, indem er explizit bildungsorientierte Kompetenzen beinhaltet, die problemlos in ökumenischen Gruppen gefördert werden können, selbstverständlich unter Berücksichtigung der Vorgaben auch des reformierten Lehrplans. Ein grosser Vorteil ist dabei, dass in der katechetischen Ausbildung ModulAar bereits der Blick über den Tellerrand erfolgt und ökumenische Kontakte geknüpft werden.

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