21.12.2016

Kein Engel gleicht dem anderen

Von Anne Burgmer

Im Jahr 2013 gab es in den Räumen des Bildungshauses Propstei Wislikofen die unterschiedlichsten Krippen aus dem Studenland zu bestaunen. Aktuell und noch bis zum 6. Januar 2017 beherbergt die alte Klosteranlage mit der Ausstellung «Zärtlichkeit und Kraft» eine Engelschar.

Manche Tasse Kaffee hat Claudia Mennen getrunken, manche Stunde tiefes Gespräch geführt und vor allem zugehört. Das alles im Vorfeld zur Ausstellung. «Die Menschen, die ihre Engelfiguren für die Schau zur Verfügung gestellt haben, brachten auch ihre ganz persönlichen Geschichten mit. Das war ein herausforderndes Geschenk», erinnert sich Claudia Mennen, Theologin und Leiterin Bildung und Propstei.

Gibt es Engel?

An der Frage nach Engeln und ihrer Existenz scheiden sich die Geister. Glauben manche Menschen steif und fest, es gebe Engel, die aktiv in ihr Leben eingreifen oder sie und ihre Lieben beschützen, winken andere ab und verstehen diese Überzeugung als esoterisch angehauchten Blödsinn. Freudig erstaunt reagierte Claudia Mennen deshalb, als ihr in den Gesprächen auch gesagt wurde: «Engel, das sind für mich eigentlich Menschen, die mir zum rechten Zeitpunkt begegnen; die mir einen wichtigen Impuls für mein Leben gegeben haben. Engel sind in den biblischen Texten immer Boten Gottes, die eine wichtige Nachricht bringen. Man könnte sagen, ein Engel, das ist die zugewandte Seite Gottes», erklärt Claudia Mennen. Die Theologie habe sich dort entwickelt, das Verständnis des Engels als Boten Gottes komme bei den Menschen an.

Schreckliche Wesen

Alle biblischen Texte zu Engeln hat Claudia Mennen in der Vorbereitung der Ausstellung gelesen und fasst ein zentrales Merkmal der Begebenheiten zusammen: «Viele Begegnungen zwischen Mensch und Engel werden durch den Engel eingeleitet mit einer Bemerkung wie ‚Fürchte dich nicht‘ oder ‚Erschrick nicht‘. Engel sind eigentlich schreckliche Wesen, denn was sie als Botschaft überbringen, verändert das Leben der Menschen für immer». Kein Wunder, dass die Menschen in den biblischen Texten manches Mal ignorieren wollen, was ihnen geschieht und es zum Beispiel einen Esel braucht, der ‚gspüriger‘ für die Anwesenheit des Gottesboten ist, als sein Besitzer (Anmerkung der Redaktion: diese Geschichte wird im Buch Numeri 22,22 erzählt).

Engel aus Knochen

Was die Ausstellung in Wislikofen sehenswert macht, ist eine unterhaltsame und gleichzeitig berührende Mischung aus Informationen und Geschichten. Kaum ein Engel ist dort arrangiert, der nicht von einer engen Beziehung zwischen sich und seiner Besitzerin oder seinem Besitzer erzählt. Es fällt auf, dass viele Engelsfiguren sehr direkt eine bestimmte Saite im jeweiligen Menschen angezupft haben und seitdem dessen stetiger Begleiter oder Begleiterin sind.

Andererseits ist es schier unglaublich, aus was für Materialien Engel gestaltet wurden und werden; am ungewöhnlichsten ist sicher der Engel aus Knochen. Kein Engel in der Propstei gleicht dem anderen. Manche Überlegung wird beim Rundgang angestossen: Zum Beispiel, ob Engel ein Geschlecht haben. Und immer wieder stellt sich auch die Frage: «Wie halte ich es als Besucherin oder Besucher mit den Engeln?»

Öffnungszeiten

Wer die Ausstellung in Wislikofen besuchen und vielleicht eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen geniessen möchte, findet hier die Öffnungszeiten:

Vom 21. bis 25. Dezember 2016 ist die Propstei geschlossen.
Vom 26. bis 30. Dezember 2016 hat die Propstei von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Am 31. Dezember 2016 hat die Propstei von 9 bis 15 Uhr geöffnet.
Am Neujahrstag und am 2. Januar 2017 ist die Propstei geschlossen.
Vom 3. bis 5. Januar 2017 hat die Propstei von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Am 6. Januar 2017 hat die Propstei von 9 bis 14 Uhr geöffnet.

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