01.03.2017

Kirche verschenkt Land an Arme

Von Patricio Frei / acm

In Südafrika verschenkt die Kirche ihr Land an arme Familien. Ein positives Beispiel der Projektarbeit von Fastenopfer zur Ökumenischen Kampagne 2017.

«Als mein Mann starb, verlangte der Grossgrundbesitzer, dass einer meiner Söhne die Arbeit des Vaters auf der Farm erledige. Das war 1998. Der älteste meiner fünf Söhne war gerade 13 Jahre alt», erzählt Alta Dludla. Weil sich die Mutter weigerte, ihr Kind von der Schule zu nehmen, vertrieb der Besitzer die Familie von dort, wo sie 20 Jahre gelebt hatte.

Ein Geschenk der Pfarrei

In der Not bat die obdachlose Witwe den Pfarrer der St. Joseph Farm um ein Stück Land. Die Farm liegt in der Nähe von Ladysmith in Kwa Zulu-Natal und gehört mit ihren 1600 Hektaren zur Diözese Dundee. Es war die Wende zum Guten: Alta Dludla erhielt von der Pfarrei eine Hektare Land.

Sieben Häuschen aus Lehmziegeln bilden heute das Zuhause der Familie. Die 59-jährige Alta Dludla flechtet Strohmatten. Eine Matte verkauft sie für 120 Rand – nicht einmal zehn Franken. Das ist wenig für über 40 Stunden Arbeit, doch konnte sie sich so die erste Kuh kaufen, später Ziegen und einen Bock. Das Vieh ist eine wichtige Einnahmequelle.

Zementierte Ungerechtigkeit

Hinter den Häuschen hat die Mutter ein Gärtchen angelegt. Hier pflanzt sie mit ihrem Sohn Dumisani Kohl, Spinat, Tomaten, Chilis und Auberginen an. Dumsiani fand zudem Arbeit an einer nahe gelegenen Tankstelle. «Das eigene Land ist ein Segen. Wir kamen mit leeren Händen hierher. Nun schau, wozu wir es gebracht haben», sagt er stolz.

Während der Apartheid haben weisse Grossgrundbesitzer unzählige schwarze Familien von ihrem Boden vertrieben. Als 1994 die Regierung Mandela die Apartheid beendete, versprach sie, mit einer Landreform 30 Prozent des Landwirtschaftslands an die schwarze Bevölkerung zurückzugeben. Doch nur 7 Prozent wurden bislang umverteilt. Zudem gehen die Vertreibungen bis heute weiter.

Rechtshilfe von Fastenopfer

Die Kommission «Justice&Peace» der südafrikanischen Bischofskonferenz wollte die Landreform voranbringen. Sie hatte herausgefunden, dass die 26 Diözesen Südafrikas 20 400 Hektaren Land besassen. Auf vielen Flächen stehen Kirchen oder Pfarrhäuser. Zehn Diözesen besassen aber mehr als 100 Hektaren, darunter einiges Landwirtschaftsland. «Justice&Peace» schlug vor, das Land den Menschen zu geben, die darauf leben – so auch der Familie Dludla.

Die Kommission gründete die Organisation «Landdesk». Mit Unterstützung von Fastenopfer sorgt «Landdesk» dafür, dass die Landtitel an die Familien übertragen werden. Kein einfacher Prozess bei der südafrikanischen Bürokratie. Doch Alta Dludla ist zuversichtlich, dass sie schon bald das Dokument in ihren Händen halten wird und sie niemand mehr von ihrem Zuhause vertreiben kann.

 

Ökumenische Fastenkampagne 2017: Gegen Landraub

Ab 1. März 2017 begleitet uns die Ökumenische Fastenkampagne bis Ostern. Diesmal engagiert sie sich gegen Spekulationsgeschäfte, die einheimische Bauern im Süden um ihr Land bringen. beispielsweise in Kalimantan, dem indonesischen Teil von Borneo. Dort stecken auch Schweizer Banken hinter den Investitionen. Für den Aufbau von Monokulturen wird Land ohne Rücksicht auf das Wohnrecht der ansässigen Bevölkerung verpachtet. Einheimischen Bauernfamilien geht auf diese Weise der Boden verloren, auf dem sie Gemüse ernten. Er wird ihnen regelrecht geraubt.

Eine weitere Folge des «Land Grabbing» ist die damit einhergehende Umweltzerstörung. Beim Aufbau von Monokulturen werden Wälder abgeholzt; die Vielfalt an Früchten, Medizinalpflanzen, Holz und Tieren geht verloren. Dünger, Pflanzen- und Insektengifte verseuchen Bäche und das Grundwasser Land muss dem Leben dienen und nicht dem Profit, lautet die zentrale Aussage der Ökumenischen Kampagne 2017. In Indonesien sind zehntausende Quadratkilometer von Landraub und Abholzung betroffen. Die christlichen Hilfswerke Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein fordern die Schweizer Banken und Finanzinstitute auf, «Land Grabbing» nicht mehr zu finanzieren. Auch Pensionskassen sollen ihre Investitionen sorgfältiger prüfen.

www.sehenundhandeln.ch

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Abonnieren Sie unseren Newsletter. Er erscheint alternierend zur Printausgabe alle zwei Wochen – immer mit den aktuellsten Horizonte-Geschichten und oftmals spannenden Verlosungen.