28.05.2015

Lebensfreude aus einem Lied

Von Marie-Christine Andres Schürch

An den Konzerten vom 4. und 7. Juni 2015 werden die Freaktal Singers ihre beeindruckende Musikalität zeigen. Der Chorleiter Arthur Buck gibt Einblick in die intensiven Vorbereitungen und verrät, wie er auch Nicht-Sänger auf Konzertniveau bringt.

Der damalige Bischof höchstpersönlich verbot Arthur Buck in den 1980er-Jahren, Opernmusik von Verdi in einer Fricktaler Kirche aufzuführen. Trotzdem hat der leidenschaftliche Musiker und Chorleiter nie die Freude daran verloren, Konzerte in Kirchen zu geben. «Eine Kirche ist für mich Ort der Stille und des Gebetes, den ich mit Musik bereichern darf», sagt Arthur Buck, «dazu kommt, dass die Akustik in den meisten Kirchen sehr gut ist.» Anfang Juni bereichert sein Chor Freaktal Singers die Kirchen von Mettau und Laufenburg mit mitreissenden und gefühlvollen Klängen und versprüht dabei eine grosse Portion Lebensfreude.

Wer Stimmbänder hat, kann singen
«Lebensfreude aus einem Lied» heisst das aktuelle Motto des Chors, der seit dem Jahr 2008 jeweils von Januar bis Juni besteht. Die Idee für den Projektchor kam vom Fricktalischen Sängerbund, der Dachorganisation für mehr als 500 Sängerinnen und Sänger in 26 Gesangsvereinen im Fricktal. Arthur Buck leitet den Projektchor seit seiner Gründung: «Projektchor ist ein sehr moderner Ansatz», findet er. Neben den zahlreichen Verpflichtungen in Beruf und Familie läge für viele Leute ein so intensives Engagement nicht über ein ganzes Jahr drin. «Ein Freaktal Singer ist jemand, der sehr gerne singt und bereit ist eine hohe Leistung zu erbringen,», sagt Arthur Buck. Er betont aber, dass wirklich jede und jeder mitsingen darf, unabhängig vom musikalischen Talent und der Erfahrung. «Es gibt kein Vorsingen, keine Aufnahmeprüfung. Jeder, der Stimmbänder hat, kann nämlich auch singen.», hält der Chorleiter fest. Seine Sängerinnen und Sänger machten teilweise eine unglaubliche Entwicklung durch: «Da habe ich schon kleine Wunder erlebt.»

Ausgeklügelter Probenplan
Für die kleinen Wunder gibt es ein Rezept: Üben, üben, üben. Dass der Chor sein weitum bekanntes, hohes Niveau erreicht, braucht es nämlich viel Einsatz seitens der Sängerinnen und Sänger, aber auch vom Chorleiter. Die Sänger sollten – nebst wöchentlichen Proben, zwei Singwochenenden und Registerproben, bei denen die einzelnen Stimmen separat üben – jeden Tag eine halbe Stunde zu Hause Atmungs- und Stimmbildungsübungen absolvieren. «Wer dieses Programm in Kauf nimmt, will wirklich singen.», ist Arthur Buck überzeugt. Er selber investiert schon vor Beginn der Probesaison 30 bis 40 Arbeitsstunden, erstellt den detaillierten Probeplan, sucht die Bandmitglieder, organisiert das Probelokal und die Auftrittsmöglichkeiten. Wenn im Januar jeweils die Schnupper-Probe für interessierte Sänger stattfindet, weiss Arthur Buck bereits, welches Stück an welcher Probe geübt wird und wann der Pianist anwesend sein wird. Minutiöse Planung ist für ihn unverzichtbarer Teil seiner Leitungsaufgabe. Auch achtet er streng darauf, die Proben rechtzeitig zu beginnen und zu beenden. «Meine Leute müssen sich auf mich verlassen können. Ich bin auch der Einzige, der hier nie ausfallen darf.», sagt er und deutet auf den ausgeklügelten Plan. Wie ein Sporttrainer baut auch ein Chorleiter auf eine gewisse Konstanz. Deshalb schätzt sich Arthur Buck glücklich, dass er Jahr für Jahr auf Sängerinnen und Sänger zählen kann, die seit mehreren Jahren dabei sind. Etwa ein Drittel der Chormitglieder kommt jeweils neu dazu. Der Chor kommt meist auf etwa 30 bis 40 Mitglieder, ein Drittel davon Männer, zwei Drittel Frauen.

Konzert ist nicht das einzige Ziel
Drei Stunden dauert die wöchentliche Probe. Für den Chorleiter eine anstrengende aber auch erfüllende Aufgabe: «Ich erlebe immer wieder, dass das Singen die Menschen aufrichtet, ihnen tief innen gut tut.», erzählt er. Das Schönste sei für ihn, wenn sein Chor nach einer Probe spontan applaudiere. «Wenn ich meinen Sängerinnen und Sängern mit der Musik Lebensfreude geben kann, hat sich alles gelohnt.» Denn das Konzert ist zwar der Abschluss, aber nicht das einzige Ziel des gemeinsamen Wegs. «Das Motto ‚Lebensfreude aus einem Lied’ gilt nicht nur fürs Konzert, sondern für das gesamte Projekt.»

«Büechli zue!»
Zu Beginn des Projekts erhält zwar jedes Chormitglied einen Ordner mit Noten sowie eine Übungs-CD, an ihren Konzerten singen die Freaktal Singers die Stücke jedoch auswendig. Etwa zwei Monate vor dem Konzert fordere er immer wieder: «Büechli zue!», sagt Arthur Buck. Die Noten wegzulegen sei ein nicht zu unterschätzender Schritt für manchen Sänger. Denn Singen ist etwas sehr direktes, der Ton kommt aus dem Menschen heraus, wird nicht vermittelt durch ein Instrument. Deshalb ist das Notenblatt für viele Sängerinnen und Sänger etwas, woran sie sich festhalten können. Arthur Buck will aber erreichen, dass sein Chor mit der Zeit den «Swing» spürt, etwas, das ohne Notenblatt besser funktioniert.

Legendäre Vielseitigkeit
Dass die Lebensfreude an den Konzerten auf das Publikum überspringt, dafür sorgt einerseits die professionelle und einfühlsame Jazz-Band mit Pianist Bob Barton, der seit mehreren Jahren an der Seite der Freaktal Singers spielt. Lebensfreude versprüht aber auch das abwechslungsreiche Programm. Eine der grossen Stärken der Freaktal Singers – das attestierten dem Chor schon mehrere Fachjurys – ist ihre Vielseitigkeit. So singen sie in Mettau und Laufenburg Teile aus einer Latin Jazz-Messe und südafrikanische Friedenslieder, aber auch Klassiker von den Beatles und Simon und Garfunkel bis hin zu deutschen Popballaden, die man aus dem Radio kennt. «Ich plädiere dafür, dass man in einer Kirche alles singen kann – Opern, Schlager, Countrymusik – solange man sich des besonderen Ortes bewusst ist.», sagt Arthur Buck.

 

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