12.05.2015

Nicht warten, bis das Wasser am Hals steht

Von Andreas C. Müller

Die Römisch-Katholische Zentralkonferenz RKZ hat sich massgeblich beim Aufbau des neuen Katholischen Medienzentrums engagiert. Im Interview äussert sich RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch zu diesem Projekt, skizziert Anforderungen an eine kirchliche Medienarbeit in der Schweiz und an die Pfarrblätter.

Herr Kosch, mit dem neuen Katholischen Medienzentrum sollten Kräfte gebündelt, eine Institution mit Ausstrahlungskraft geschaffen werden, die dazu beiträgt, dass die Kirche wieder vermehrt als konstruktive Kraft in der Gesellschaft wahrgenommen werden kann. Konnte dieses Ziel erreicht werden?
Daniel Kosch: Die RKZ setzte sich engagiert für eine Reorganisation kirchlicher Medienarbeit ein. Bis vor einiger Zeit gab es noch für jeden Kommunikationskanal eine eigene Stelle, beispielsweise einen Radio- und Fernsehbeauftragten, eine Nachrichtenagentur, ein Filmbüro, in der Westschweiz einen eigenen Träger für das Portal cath.ch. Eine solche Verästelung war schon finanziell nicht mehr haltbar. Mit der Gründung von drei sprachregionalen Medienzentren haben wir nun eine Struktur, von der wir uns erhoffen, dass sie eine grössere Wirkung erzielt.

Besagtes Medienzentrum steht aber in der Kritik als nicht zu Ende gedachte Sparübung. Das Medienzentrum hat keine professionellen Fotografen, es gibt für die Kunden keinen zeitgemässen Zugang zu Bildmaterial, die journalistische Arbeit lässt zu wünschen übrig.
Neben kritischen Stimmen gibt es auch viel Anerkennung. Wir haben für das Katholische Medienzentrum in der Deutschschweiz ein Budget von einer Million Franken jährlich. Mit diesem Geld werden alle möglichen Kanäle abgedeckt und fundierter Journalismus gemacht. Wenn man bedenkt, was allein die Landeskirchen jährlich für Kommunikationsarbeit ausgeben, ist das ein Mehrfaches. Entsprechend darf man an das Katholische Medienzentrum keine überzogenen Erwartungen haben. Zudem stehen wir am Anfang einer neuen Entwicklung.

Darf also davon ausgegangenen werden, dass nachgebessert wird?
Wir sind sicher nicht am Ende der Diskussion, wie sich die kirchliche Medienarbeit in den kommenden Jahren entwickeln soll. Vor ein paar Jahren ist z.B. «reformiert.» entstanden, ein Zusammenschluss verschiedener reformierter Medien. Weitere Zusammenschlüsse sind bestimmt eine Option.

Das heisst, die regionalen Pfarrblätter haben ausgedient?
Je nach finanzieller Situation und unter Berücksichtigung der Möglichkeiten, die man mit gebündelten Kräften hat, könnten Zusammenschlüsse Sinn machen und mehr Gewicht bringen. Allerdings muss man dieses Thema sehr stark von der Nutzerseite her anschauen. Ich persönlich gehe ins Internet, wenn ich wissen will, wann ein Gottesdienst in meiner Stadtpfarrei stattfindet. Es ist aber auch bekannt, dass das ältere kirchliche Publikum nach wie vor Papier bevorzugt.

Als heikel dürfte sich die Frage nach der Herausgeberschaft erweisen.
Die Pfarrblätter entstanden an der Basis, werden grossmehrheitlich von den Pfarreien getragen. Bei einem Zusammenschluss auf Bistumsebene beispielsweise würden diese Publikationen stärker institutionalisiert. Über die Herausgeberschaft würden dann wohl das Bistum und die Kantonalkirchen verhandeln. Anders wäre es, wenn eine solche Entwicklung von den Trägervereinen der Pfarrblätter ausginge. Die Stiftungen und Vereine, welche die Pfarrblätter herausgeben, sind meines Erachtens Garanten für unabhängige Stimmen. Die Kirche ist schlecht bedient, wenn sie nur noch Öffentlichkeitsarbeit macht.

Aber die Pfarrblätter tun sich schwer mit solchen Überlegungen.
Der Frage nach einer Konzentration der Kräfte werden sich die Pfarrblätter stellen müssen. Und ich wünsche mir sehr, dass die Verantwortlichen sich nicht erst damit befassen, wenn ihnen das Wasser am Hals steht.

 

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