01.06.2015

Oase mitten in Zürich

Von Walter Ludin, kath.ch

In der Stadtmitte von Zürich bietet das «Zentrum für christliche Spiritualität» Möglichkeiten zur Vertiefung des Glaubens an. Ein Besuch vor Ort zeigt: Das Zentrum ist eine Oase der Stille und der Besinnung.

«Nach innen wachsen – nach aussen wirken»: So lautet das Motto des Zentrums, das sich in Zürichs Kreis 4 befindet. Dahinter steht die Überzeugung, dass der Weg nach innen letztlich immer auch zum Mitmenschen führt.

Einkehrtage und Auszeiten
Das Zentrum für christliche Spiritualität lädt mittels Veranstaltungen dazu ein, sich «auf die reiche Fülle christlicher Glaubenserfahrung und Spiritualität einzulassen», wie es auf seiner Homepage schreibt. Zu den regelmässigen Angeboten gehören Meditationen, Bibel-Teilen, Gebetsanlässe und Vorträge mitunter namhafter Referenten. Des Weiteren besteht die Möglichkeit zu Einkehrtagen, Auszeiten und geistlicher Begleitung. Das Zentrum führt auch eine Bibliothek mit spiritueller Literatur. Getragen wird das Zentrum von einem privaten Verein, der unter anderem vom Generalvikariat Zürich und Glarus, der Kirchgemeinde St. Peter und Paul Zürich und der katholischen Kirche in Stadt und Kanton Zürich unterstützt wird.

Zentrale Botschaft Jesu
Obschon das «Zentrum für christliche Spiritualität» sehr viel mit der zentralen Botschaft Jesu zu tun hat, dauerte es zehn Jahre, bis die Idee verwirklicht wurde. Der Seelsorger Toni Zimmermann und die Menzinger Schwester Alix Schildknecht, welche heute als Präsident und Vize-Präsidentin des Vereins amtieren, hatten bereits im Jahre 1998 im Kantonalen Seelsorgerat den Anstoss dazu gegeben. In einem Haus an der Werdstrasse, nahe der Kirche St. Peter und Paul, fanden sie schliesslich geeignete Räume.

Konfessionell gemischt
Bei einem Besuch führen Alix Schildknecht und Zentrumsleiter Martin Conrad, hauptamtlich in Sozialdienst und Gemeindeaufbau der Pfarrei St. Peter und Paul tätig, auf das Dach des Hauses. Sie zeigen auf das unmittelbar daneben stehende Verwaltungsgebäude Werd. In der riesigen Glasfassade spiegeln sich zwei Kirchtürme: Es sind die Türme von St. Peter und Paul sowie von St. Jakob, der reformierten City-Kirche. Schildknecht und Conrad erzählen, dass das Zentrum vermehrt auch protestantische Gläubige und solche aus Freikirchen anspricht. Unter den Freiwilligen seien Menschen, die aus ihrer Kirche ausgetreten sind. Auch unter den Referenten fänden sich immer wieder Reformierte. Seit einigen Monaten sei eine reformierte Pfarrerin im Vereinsvorstand. Auch mit der christkatholischen Gemeinde arbeite das Zentrum gut zusammen. Ebenso sei das Publikum bei den Veranstaltungen konfessionell gemischt. Die spirituelle Oase ermögliche auf vielfältige Weise Rückzug in die Stille, sagt Conrad. Sie sei da «für alle, die Abstand von ihrer Umgebung brauchen, für jene, die sich einen oder mehrere Tage der Einkehr gönnen oder für Menschen, die eine spirituelle Begleitung suchen.»

Ergänzung zu den Pfarreien
Einer der Widerstände gegen die Schaffung des Zentrums gründete in der Angst, es würde zur unliebsamen Konkurrenz für die Stadtpfarreien. Diese Befürchtung hat sich laut Ronald Jenny, Pfarreibeauftragter der Pfarrei Herz Jesu in Zürich Wiedikon, nicht bestätigt: «Ich empfinde das spirituelle Zentrum nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung.» Jenny ist davon überzeugt, «dass die Kirche in Zukunft den Weg der Mystik gehen solle, denn «Spiritualität und Mystik sind kleine Sternstunden, die wir in unserm Alltag ab und zu geschenkt bekommen.»

www.zentrum-spiritualität.ch

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