20.09.2016

Obdach für ein junge Frau mit Kind

Von Anne Burgmer

In Schöftland wurde im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen nicht nur die Nacht zum Tag gemacht. Ein Programmpunkt des Abends war die Übergabe der Kölliker Marienstatue. Die vier Kilogramm schwere Holzfigur reist momentan durch die Pfarrei Heilige Familie Schöftland.

«Die Idee, die Maria reisen zu lassen, ist keine Schreibtischtäterei», erklärt Bernadette Bernasconi, Seelsorgerin in der Pfarrei Heilige Familie Schöftland. Die Kölliker Kirche wird momentan umgebaut und der Maria drohte die Aufbewahrung in einer Kiste. Nach einem Besuch bei einer Pfarrei- angehörigen, die von ihren Erfahrungen mit Maria erzählte, kam Bernadette Bernasconi die Idee der Wanderschaft. Das Pfarrteam war vom Gedanken angetan, stimmte zu und so wird die Statue nun an Interessierte verliehen.

Und derer gibt es viele – bis in den März 2017 hinein gibt es Frauen und Männer, die Maria beherbergen wollen. Horizonte begleitet das Projekt mit der Serie «Maria on Tour». Jeweils bei der Übergabe wird Horizonte bei den Herbergsmüttern und –Vätern nachfragen, wie sie den Besuch erlebt haben.

Von Monika Ruckstuhl zu Rosy Leu

Monika Ruckstuhl ist 82 Jahre alt. Sie hat sieben Kinder, sechs Töchter und einen Sohn. Sie war Kleinbäuerin und hat die Maria drei Wochen beherbergt.

Frau Ruckstuhl, wann haben Sie die Maria zu sich genommen und warum?
Monika Ruckstuhl:
Sie kam im August zu mir. Sie hat auf dem Fenstersims einen Platz gefunden und eine meiner Töchter hat zweimal in der Woche frische Blumen für sie gebracht. Ich war 20 Jahre Katechetin und habe aufgrund meiner Biographie eine Verbindung zu Maria. Sie konnte bei mir nun ein Daheim haben.

Gibt es ein besonderes Erlebnis aus diesen drei Wochen?
Nicht direkt ein Erlebnis, doch wenn ich zum Lesen oder Schreiben am Tisch gesessen habe, habe ich oft zu Maria geschaut und es machte mir den Eindruck, dass sie ganz sacht lächelt. Sie ist so ein blutjunges Meitschi und sie hat einen so zufriedenen und lieben Gesichtsausdruck.

Was wünschen Sie Frau Leu, zu der die Maria jetzt geht?
Mit der Maria wandert ein kleines Buch, in das man Gedanken und Wünsche aufschreiben kann. Da habe ich entsprechendes für Frau Leu aufgeschrieben. Das öffentlich zu sagen, kommt mir nicht richtig vor, weil es sehr persönlich ist.

Rosy Leu ist 63 Jahre alt und kommt aus Kenia. Sie lebt seit elf Jahren in der Schweiz. Mit Familie Ruckstuhl verbindet sie gute Erinnerungen und Erlebnisse, da sie ihr geholfen haben, sich in der Gemeinde zurechtzufinden.

Frau Leu, warum nehmen Sie die Maria zu sich heim?
Rosy Leu:
Ich bin in Kenia in einer sehr katholischen Familie aufgewachsen. Das Gebet und auch der Rosenkranz waren sehr wichtig. Ich nehme die Maria aus Respekt zu mir und um Novenen zu halten.

Wo werden Sie die Maria in Ihrer Wohnung aufstellen? Gibt es einen besonderen Platz?
Ich lebe in einem Zweifamilien-Haus. Oben leben wir und unten lebten die Schwiegereltern. Dort gibt es im Eingangsbereich einen runden Tisch. Auf den werde ich die Maria stellen. Auf ein afrikanisches Tuch, auf dem «Mutter Maria bitte für uns» in meiner Muttersprache, Suaheli, geschrieben steht.

Erhoffen oder erwünschen Sie sich etwas vom Aufenthalt der Maria?
Sehen Sie, meine Mutter lebte in Kenia. Jedesmal wenn mein Telefon klingelte, bin ich zusammengezuckt, weil ich gedacht habe ‚Was ist nun passiert?‘. Sie ist mittlerweile gestorben und auch wenn ich traurig bin, ist in meinem Inneren Ruhe. Ich habe verschiedene Gebete vorbereitet und hoffe, dass ich Zeit finde diese zu sprechen.

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