05.01.2017

Segen für das Neue Jahr

Von Anne Burgmer

Stabile Teilnehmerzahl in der Deutschschweiz, im Mittel steigende Spenden und erstmals eine Europäische Sternsinger-Gruppe, die an der Neujahrsmesse mit Papst Franziskus in Rom teilnehmen kann. Eine Erfolgsgeschichte.

Gegenüber dem Medienportal kath.ch erzählten die Sternsinger, dass sich schon recht aufgeregt gewesen seien, den Papst aus so grosser Nähe zu sehen. Es ist ein schönes Zeichen, dass erstmals Sternsinger aus verschiedenen Nationen an der Neujahrsmesse teilnehmen durften und so die vielen tausend Kinder vertraten, die jedes Jahr mit Jahresanfang in den Pfarrgemeinden vor Ort den Segen für das neue Jahr bringen.

Probe in Obermumpf

Bevor die Kinder losziehen, ist allerdings eine Probe angesagt. Wie zum Beispiel in der Kirche Peter und Paul, Obermumpf: «Das isch de Stärn vo Betlehem…» singen 12 Kinder aus Schupfart, Obermumpf und Mumpf mit grossem Ernst. Zuvor haben sie gemeinsam mit Bernhard Mast, Gemeindeleiter Fischingertal, überlegt, was zum Sternsingen dazu gehört. «Ein Stern» und «Königsverkleidung» und «man sammelt Geld» wissen diejenigen, die bereits Erfahrungen vom Vorjahr haben.

Da fehle aber noch etwas, sagt Bernhard Mast. Ein Arm schiesst in die Höhe: «Die schreiben noch das Jahr. Und Buchstaben». Der Gemeindeleiter nickt und erklärt, dass die Sternsinger die Frohe Botschaft und den Segen für das Neue Jahr bringen. Er schreibt die bekannten Zeichen 20*C+M+B+17 an die Tafel. Waagerecht und senkrecht. Erklärt, was das heisst. Dann wird der Raum abgedunkelt und das Projekt vorgestellt, für das die Kinder sammeln. Der Aspekt «Kinder helfen Kindern» ist zentral für die Sternsinger-Aktion. Einen Trick gegen das Textvergessen beim Singen verrät Bernhard Mast zum Schluss: «Summen, das hilft!»

Das Projekt 2017

Das Thema der Sternsinger-Aktion 2017 von missio Schweiz heisst: «Gemeinsam für Gottes Schöpfung – in Kenia und weltweit!» Dabei wird zum Beispiel ein Bogen vom Leben in der Schweiz zum Leben in der Turkana (Nordwest-Kenia) geschlagen. Diese Region ist vom Klimawandel besonders betroffen und auf Hilfe angewiesen. Ein kurzer und informativer Film auf der Homepage von missio zeigt konkrete Beispiele. Es geht beispielsweise darum, das Projekt «Wasser für die Turkana» zu unterstützen.

Die Gruppen in den Pfarreien vor Ort engagieren sich durch das Sternsingen über den Solidaritätsfonds «Kinder helfen Kindern» in Kinder- und Jugendprojekten in aller Welt. In diesem Jahr in erster Linie zu Gunsten von Kindern, die unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden. Die Sternsinger-Aktion von missio ist beliebt und erfolgreich: In der Deutsch-Schweiz sind über 10 000 Kinder und Jugendliche während der Aktion unterwegs. Plus an die 3000 Jugendliche und Erwachsene engagieren sich in Vorbereitung und Begleitung in den Pfarreien.

Wachsende Beliebtheit

So viele Pfarreien, so viele Sternsing-Variationen gibt es. Ob von Tür zu Tür, «auf Bestellung» oder lediglich im Rahmen eines Familiengottesdienstes – Sternsingen ist nicht gleich Sternsingen. Eine Frage die jedoch alle umtreibt: Machen auch dieses Jahr genügend Kinder mit? Eine stichprobenartige Umfrage in Pfarreiämtern ergibt: Wo die Aktion stattfindet, hat man das Gefühl, es seien für 2017 mehr Kinder als letztes Jahr. Keine Selbstverständlichkeit, da die Aktion oft in die Ferien fällt.

Die Schätzzahlen von missio für den Aargau bestätigen aber bereits für das Jahr 2016 einen Anstieg der Zahlen (2013 – 1830 Kinder; 2014 und 2015 – 1740 Kinder; 2016 – 2130 Kinder). «Natürlich merken wir, wenn engagierte Familien in den Ferien sind in dieser Zeit», heisst es in einem Pfarramt. Doch der Tenor bezüglich der Ferien ist, dass man sich davon nicht ins Bockshorn jagen lasse. Vieles – so erklärt eine andere Pfarreisekretärin – sei auch abhängig von den Personen, die die Aktion organisieren und durchführen. Und: «Wenn ein älteres Geschwister bereits mitgemacht hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die jüngeren irgendwann auch teilnehmen».

Der Brauch in der Schweiz

In der Schweiz wurde der Brauch des Sternsingens vor 27 Jahren durch das Hilfswerk missio wiederbelebt. Deshalb erarbeitet missio die Unterlagen für die Pfarreien. Dort organisieren Hauptamtliche und viele freiwillige Helfer die Umsetzung. Verbunden mit dem Besuch der Sternsinger sind der Segen und die Bitte um Schutz von Haus, Hof und Bewohnern im Neuen Jahr.

20*C+M+B+17 schreiben oder kleben die Sternsinger über oder an die Türen der Häuser. Es ist eine Kombination aus Jahreszahl, dem Stern von Bethlehem, drei Kreuzen als Zeichen für den dreifaltigen Gott und den Anfangsbuchstaben der Worte «Christus Mansionem Benedicat» – Christus segne dieses Haus. Dass die Schweizer Sternsinger-Gruppe aus St. Gallen zum Jahresbeginn 2017 an der Neujahrsmesse mit Papst Franzsikus teilnehmen konnte, mag andere Kinder begeistern und dazu beitragen, dass die Solidaritätsaktion weiterhin wächst.

www.missio.ch

Ein Lesetipp: «Wer wirklich im Sarg der Heiligen Drei Könige liegt».

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