16.03.2020

Keine Errichtungsfeier im neuen Pastoralraum

Von Cornelia Suter

  • Am kommenden Sonntag, 22. März 2020, hätte in Sarmenstorf die Errichtung des neuen Pastoralraums Erusbach-Hallwilersee gefeiert werden sollen.
  • Bund, Kanton und Bistum verbieten die Errichtungsfeier wegen der Ansteckungsgefahr durch das Corona-Virus.
  • Was geschieht nun mit dem geplanten Pastoralraum? Gilt er auch ohne Errichtungsfeier als eröffnet?

 

 

Noch wenige Tage hätte es gedauert, dann wäre in einem feierlichen Gottesdienst der Pastoralraum Erusbach-Hallwilersee errichtet worden. Es ist der Wunsch des Bischofs, dass sich alle Pfarreien im Bistum Basel zu Pastoralräumen zusammenschliessen, um so dem Mangel an Seelsorgenden entgegenzuwirken. Nun hat der Bund jedoch entschieden: Die Feier findet nicht statt! Zu gross sei die Ansteckungsgefahr mit dem weltweit verbreiteten Corona-Virus. Was bedeutet das nun für die Verantwortlichen? Was für den Pastoralraum Erusbach-Hallwilersee? Gilt dieser auch ohne Errichtungsfeier ab kommendem Sonntag als eröffnet?

Offizielle Feier frühstens in 1 1/2 Jahren

«Ja, er wird errichtet», nimmt Pastoralraumleiter Hanspeter Menz gleich vornweg. Obschon keine Feier am kommenden Sonntag stattfinden und auch Bischof Felix Gmür nicht nach Sarmenstorf reisen wird. «Generalvikar Dr. Markus Thürig hat uns verkündet, dass der Pastoralbesuch frühstens wieder für November 2021 geplant ist. Trotzdem dürfen wir den Pastoralraum am nächsten Sonntag eröffnen», erklärt Hanspeter Menz. Somit ist der Pastoralraum Erusbach-Hallwilersee der erste Pastoralraum im Kanton Aargau, welcher nur administrativ eröffnet wird.

Kleine Feier auf später verschoben

«Wir werden im Rahmen eines einfachen Gottesdienstes später einmal nachfeiern», hofft Hanspeter Menz. Geplant ist allerdings noch nichts, momentan hat das Bistum Basel alle Veranstaltungen mit über 100 Personen bis Ende April abgesagt. «Wir gehen davon aus, dass auch bald alle Gottesdienste im Kanton ausfallen», erklärt der Pastoralraumleiter Erusbach-Hallwilersee. «Daher kann natürlich noch kein Datum für eine einfache Nachfeier gesetzt werden.»

«Planung war anspruchsvoll»

Schade ist es vor allem um den grossen Aufwand, welchen das Gremium über die letzten beiden Jahre hatte: Vier Pfarreien mit insgesamt 8’700 Gläubigen galt es zu vereinen. «Besonders das Pastoralraumkonzept war schwierig zu erstellen», ergänzt Marco Vonarburg, Pfarradministrator von Sarmenstorf und Mitglied im dreiköpfigen Gremium Pastoralraum Erusbach-Hallwilersee. «Wir mussten ein umfassendes Dokument vorbereiten, welches die Zusammenarbeit regelt und die künftigen Ziele definiert.»

Seengen als Aussenseiter

Ziele definieren, in einem Pastoralraum mit Gemeinden, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Villmergen, Sarmenstorf und Bettwil traditionell katholische Orte sind, tanzen Meisterschwanden, Fahrwangen und Seengen etwas aus der Reihe. «Es ist schon ein Unterschied, ob man Diaspora ist oder nicht», erklärt Dorothea Wey, Gemeindeleiterin der Pfarrei Meisterschwanden Fahrwangen Seengen. «An Fronleichnam oder Allerheiligen  beispielsweise,  arbeiten unsere Leute normal, das feiern wir dann am Sonntag darauf.» Vor allem die Gemeinde Seengen sei stark nach Lenzburg orientiert, was die Sache zusätzlich erschwere. Und die Pfarreien von Dorothea Wey sind alle reformiert geprägt. «Sie haben ganz andere kirchliche Vereinskulturen. Wir kennen bei uns die Jungwacht, den Blauring, den Kirchenchor, die Frauengemeinschaft – das alles hat Meisterschwanden, Fahrwangen und Seengen nicht», ergänzt Marco Vonarburg.

Hügel als Barriere

Auch geografisch weist der neue Pastoralraum Erusbach-Hallwilersee, welcher seinen Namen übrigens den Gewässern im Gebiet zu verdanken hat, eine Besonderheit auf. Mitten im Pastoralraum durchtrennen rund 400 Höhenmeter die Regionen Freiamt und Seetal. Eine kaum überwindbare Barriere? «Nein», lacht Dorothea Wey, «ich wohne seit 30 Jahren in Sarmenstorf und arbeite in Meisterschwanden, für mich persönlich ist es also keine Barriere. Für die Leute ist es aber schon etwas speziell; Villmergen ist schon ganz schön weit weg von Seengen.»

Pfarreien bleiben unabhängig

Und genau deshalb haben sich die verschiedenen Pfarreien für das Führungsmodell A im Pastoralraum entschieden. Zu verschieden und zu weit auseinander sind die Gemeinden. «Bei diesem Modell behalten die jeweiligen Pfarreien, im Gegensatz zum Führungsmodell B, ihre eigenen Gemeindeleitungen und somit auch ihre Souveränität», erklärt Hanspeter Menz.

Einladung folgt

Momentan heisst es aber zuerst einmal abwarten und schauen, wie sich die Situation mit dem Corona-Virus in der Schweiz entwickelt. «Sobald wieder etwas Ruhe eingekehrt ist und wir die Gottesdienste wieder planen dürfen, werden wir die Bevölkerung zur kleinen Gottesdienst-Feier einladen», verspricht Hanspeter Menz. Wann das sein wird, steht momentan jedoch noch in den Sternen.

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