03.10.2019

Aargauer Klostergemeinschaften

Von Karin Müller

  • Seit frühester Zeit kennt die christliche Tradition zwei Hauptformen christlichen Lebens: das Leben in Pfarreien und Bistümern oder in Ordensgemeinschaften und Klöstern.
  • Im Bistum Basel gibt es rund 500 Pfarreien und gut 100 Klöster bzw. religiöse Gemeinschaften.
  • Im Aargau haben wir mit den Klöstern im Fahr, in Hermetschwil und im Laurenzenbad drei bekannte Klöster. Aber das ist noch nicht alles. Horizonte war auf Spurensuche im Aargau.

Eine Besonderheit bildet das Kloster Fahr, eine vollständig von Zürcher Boden umschlossene, 1,48 ha grosse Exklave des Kantons Aargau. Erst seit 1. Januar 2008 gehört das Kloster Fahr zum Gemeindegebiet von Würenlos. Vielen Menschen ist vor allem der Restaurationsbetrieb bekannt. Doch nebenan im etwas abgeschlosseneren Teil leben 20 Benediktinerinnen. «Benediktinisches Leben ist massvoll in allen Dingen – massvoll beten, arbeiten, essen, trinken, schlafen», erklärt Priorin Irene. Das Benediktinerinnenkloster untersteht seit jeher dem Kloster Einsiedeln und damit dessen Abt. Gegründet wurde es im Jahr 1130 als Schenkung des Freiherrn Lütold II. von Regensberg an das Kloster Einsiedeln. Doch auch wenn alles beschaulich wirken mag: Der Wandel macht auch vor Klostermauern keinen Halt. Priorin Irene: «Es geht immer wieder um die Frage, wie können verschiedene Aufgaben wahrgenommen werden? Welche gehören zu unserem Grundauftrag? Welche können losgelassen werden? So haben wir uns z.B. vor sechs Jahren entschieden die Bäuerinnenschule aufzugeben. Dafür haben wir den Gästebereich mehr ausgebaut.» Wichtig sei, «dass wir eine Vision haben und uns nicht nur um uns selber kreisen.»

Klostergemeinschaft Wettingen-Mehrerau lebt bei Bregenz

Auf eine turbulente Geschichte blicken die Mönche der Klostergemeinschaft Wettingen-Mehrerau zurück. «Wir sind jene Gemeinschaft, die 1841 vom Kanton Aargau aufgehoben und des Landes verwiesen wurde. Das Eigentum wurde eingezogen und vom Staat kassiert», erklärt Abt Vinzenz. Die Mönchsgemeinschaft liess sich nach dreizehnjähriger Suche im ehemaligen Benediktinerkloster Mehrerau nahe Bregenz nieder. Heute leben dort 27 Mönche. Abt Vinzenz sieht die Klostergemeinschaften als wichtige Leuchtpunkte im gesellschaftlichen Leben: «Wenn überall entschleunigt wird, wenn die Frage nach „Auszeiten“ im Leben hochkommen, so können Klöster Orte sein, die dem Menschen beim Suchen nach sich selbst helfen. „Wo bin ich?“ „Wo gehöre ich hin?“ „Was ist die Grundlage meines Lebens?“ Um diesen und vielen sogenannten Sinnfragen nachzuspüren braucht es vor allem drei Dinge: Ruhe und Zeit und Mut. Das „und – und“ ist bewusst gesetzt. Denn alle diese Punkte brauchen eine Balance, damit im Suchenden eine Antwort und Balance reifen kann.»

Clara-Schwestern in St. Laurenzen: «Wir beten um Berufungen»

Der Wunsch war eine Bleibe auf einem Hügel. Stattdessen leben drei Clara-Schwestern glücklich mit mehreren Dackeln und einem Labrador in einer Talsenke in Erlinsbach. Denn das Laurenzenbad ist ein spiritueller Ort. Nach dem Zerfall oder der Zerstörung der Kapelle wurde die St. Laurenzenquelle im ausgehenden 19. Jahrhundert als Heilbad genutzt. Zuletzt diente das Gebäude im Laurenzenbad hundert Jahre lang als Pflegeheim. Die Leitung inne hat die Oberin, genannt Frau Mutter, Sr. Mirjam. Die Überalterung ist bei den Clara-Schwestern nicht Thema, da sie noch relativ jung sind. Sr. Mirjam: «Hin und wieder meldet sich eine Interessentin. Wir beten um Berufungen, aber der Herr selbst muss es der jungen Frau ins Herz legen, so dass sie sich nur für IHN entscheidet und anderes lassen kann.»

Das Kloster Muri lebt heute im Tirol

Das Kloster Muri ist eines der bedeutendsten Wahrzeichen im Aargau und geniesst nationale Ausstrahlung. Doch ähnlich wie die ehemaligen Mönche des Klosters Wettingen, wurden auch die Ordensbrüder des Klosters Muri vertrieben. Josef Kunz, Historiker und Mitglied der Vereinigung Freunde des Kloster Muri, erklärt: «1841 hob die Aargauer Regierung unter Federführung des damaligen Regierungsrates Augustin Keller alle acht Klöster im Kanton Aargau auf, so auch das Kloster Muri. Abt Adalbert Regli musste damals zusammen mit seinen Mönchen an einem kalten Januartag des Jahres 1841 das Kloster verlassen. Daraufhin nahm die Regierung des Kantons Obwalden die Mönche auf, damit diese an der dortigen, Lateinschule in Sarnen unterrichten würden. Für den Abt war das aber keine Dauerlösung, so machte er sich auf die Suche nach einem Ort, wo die Mönchsgemeinschaft weiterleben könnte. Dank der Hilfe der Habsburger, speziell von Kaiser Ferdinand in Wien, wurde er in Gries im Südtirol fündig.» Heute leben dort rund 18 Mönche – fast alles Schweizer. Kirchenrechtlich heisst das Kloster heute «Muri-Gries».

Kloster St. Martin in Hermetschwil-Staffeln: Hostienbäckerei

Wer eine kurze Auszeit benötigt, fährt zum Klosterstift St. Martin. Sanft plätschert das Wasser in den Brunnen, der geschmückt ist mit der Hl. Maria. Hier leitet Äbtissin Angelika die Klostergemeinschaft. Neben diesen geistlichen Übungen nimmt die Arbeit einen wichtigen Teil des Tages ein: z.B. nähen von Paramenten, Hostienbäckerei, Sakristanen-dienst, Imkerei, Karten- und Kerzenherstellung, Haus- und Gartenarbeit. «Als Aargauer Kloster backen wir vor allem für die Pfarreien der Pastoralräume im Aargau und für den Wallfahrtsort der Benediktiner in Mariastein. Nur Zöliakie-Hostien verschicken wir in Kleinstmengen in der ganzen Schweiz», schreibt Äbtissin Angelika auf Anfrage. Das Benediktinerinnenkloster St. Martin untersteht dem Abt von Muri, bzw. Muri-Gries. Anfänglich war Muri ein reines Männerkloster. Im Jahr 1083 – im Zuge der sogenannten Hirsauer (Klöster-) Reform, wandelte sich Muri in ein sogenanntes Doppelkloster. Auf Bitte der Nonnen beim Hl. Stuhl in Rom wurde das Kloster im Jahr 1636 zur Abtei erhoben. Nebst Aushilfe-Priestern komme auch Abt Beda monatlich ins Kloster, um die heilige Messe zu feiern.

 

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