09.08.2021

Zweite Durchführung der Veranstaltung «Achtsames Aarau» in der Aarauer Innenstadt
«Achtsames Aarau» heisst lauschen, schauen, erleben

Von Christian Breitschmid

  • Heute Donnerstag, 19. August, sowie am Samstag, 21. August, wird in der Aarauer Innenstadt ein wahrhaft sinnliches Fest der Achtsamkeit und der Inklusion geboten.
  • Zum zweiten Mal veranstaltet die Römisch-Katholische Kirche im Aargau die Aktion «Achtsames Aarau».
  • Viele Angebote rund um den Informationsstand auf der Igelweid führen die Besucher ganz praktisch hin zu den Themen der Veranstaltung.


Inklusion ist ein Fachwort. Fachwörter sind meistens sehr steril und berühren einen nicht. Dabei geht es gerade bei der Inklusion darum, andere Menschen zu berühren, einzubinden, anzusprechen, aufzunehmen und sich ihnen gegenüber zu öffnen. Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört. Egal wie er aussieht, welche Sprache er spricht oder ob er eine Behinderung hat.

Bei der Veranstaltung «Achtsames Aarau» geht es genau darum, die Menschen darauf aufmerksam zu machen, wo sie achtsamer mit sich und den Menschen um sie herum umgehen können. Nur wenn diese gegenseitige Achtsamkeit gegeben ist, kann auch Inklusion gelingen.

«Eins bedingt das andere»

Isabelle Deschler ist Leiterin der Fachstelle Pastoral bei Menschen mit Behinderung und sagt: «Inklusion ohne Achtsamkeit ist nicht möglich.» | Foto: Roger Wehrli
Die Veranstaltung «Achtsames Aarau», organisiert von den landeskirchlichen Fachstellen «Bildung und Propstei» sowie «Pastoral bei Menschen mit Behinderung», lädt am 19. und 21. August in die Aarauer Innenstadt ein. Hier, rund um die Igelweid, dreht sich alles um die Themen Achtsamkeit und Inklusion, ganz nach dem Motto der beiden Veranstaltungstage: «lauschen, schauen, erleben». Für Isabelle Deschler, Leiterin der Fachstelle Pastoral bei Menschen mit Behinderung, ist ganz klar: «Inklusion ohne Achtsamkeit, das geht gar nicht. Beide bedingen sich gegenseitig. Wo Menschen achtsam miteinander umgehen, ist Teilhabe für alle möglich. Da wird Inklusion gelebt.»​

Deschler freut sich sehr darüber, dass sie und die Mitarbeiterinnen ihrer Fachstelle bei dieser zweiten Durchführung von «Achtsames Aarau», nach der Premiere 2019 (Horizonte hat darüber berichtet), von Anfang an mitplanen durften: «So haben wir dafür gesorgt, dass schon der Flyer barrierefrei gestaltet wurde, das war mir sehr wichtig. Ebenso der Einsatz unserer Gebärdendolmetscherin. Wir wollten, dass nicht nur einer, sondern verschiedene Programmpunkte für Gehörlose übersetzt werden. Um die Besucher unserer Angebote für andere Realitäten zu sensibilisieren, stellen wir auch Blindenstöcke und Rollstühle zur Verfügung, damit sie einen Posten auch mal als ‹Mensch mit Behinderung› erleben können.»

Höhepunkt Podium

Susanne Andrea Birke hat die Veranstaltung «Achtsames Aarau» vor zwei Jahren mit ins Leben gerufen. | Foto: Pia Neuenschwander
Schon der Auftakt am 19. August, 18.30 bis 20.30 Uhr, im Foyer im Schloss, macht deutlich, worum es bei «Achtsames Aarau» geht. In einem Podiumsgespräch «mit pantomimischen Zwischenbemerkungen» erzählen Menschen mit und ohne Einschränkungen, welche Bedeutung Achtsamkeit in ihrem Leben hat. Auf dem Podium unterhalten sich Linda Schärz, Mitarbeiterin Empfang und Montage im Arbeits- und Wohnzentrum Kleindöttingen, Cornelia Knuchel, Mitarbeiterin Hörbehindertengemeinde der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, Heidy Anneler, Sozialdiakonin und Psychologin der Reformierten Kirchgemeinde Baden und Bernhard Stappel, Spitalseelsorger, Kontemplationslehrer und spiritueller Leiter der Via Integralis. Für die «Zwischenbemerkungen» sorgt der Pantomime Christoph Staerkle. Die Veranstalter freuen sich über eine vorgängige Anmeldung zum Podium, entweder telephonisch unter 056 438 09 40 oder via Mail an bildungundpropstei@kathaargau.ch.

«Das Podiumsgespräch kann ich allen Besuchern ganz, ganz fest empfehlen», schwärmt Susanne Andrea Birke, die das Projekt «Achtsames Aarau» vor zwei Jahren mit aus der Taufe gehoben und geleitet hat. «Schon 2019 war das Podium ein total gelungener Anlass. Darum macht es auch diesmal wieder den Auftakt.» Und dann folgt der Samstag mit seinen vielen Angeboten. Zusammen mit ihren Kollegen von der Steuergruppe, Isabelle Deschler und Bernhard Lindner, hat Susanne Andrea Birke ein Programm zusammengestellt, das lokal nicht mehr so weitläufig ist wie 2019, aber inhaltlich deswegen um nichts weniger spannend und vielschichtig.

Auch in Gebärdensprache

Beim Podiumsgespräch wie auch bei einigen Angeboten rund um die Igelweid am Samstag wird eine Gebärdendolmetscherin alles Gesprochene für Gehörlose übersetzen. So etwa beim Posten «VIP-Gespräche», wo man sich als Unbekannte auf zwei Stühlen gegenüber sitzt, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Oder beim Rundgang «Bewusst sehen und lauschen», wo die Brunnen der Altstadt erkundet werden. Ebenso beim Skulpturenrundgang, unter dem Titel «Wenn Dinge sprechen». Auch die kurze Einführung in die chinesische Meditationsform QiGong wird von der Gebärdendolmetscherin begleitet.

Alleine schon die Vorbereitung des Anlasses hat den Organisatoren neue Erkenntnisse gebracht: «Als wir das Podiumsgespräch mit Menschen mit und ohne Behinderung vorbereitet haben», erzählt Isabelle Deschler, «habe ich gemerkt, wie sehr Achtsamkeit auch mit Langsamkeit zu tun hat. Wenn man sich auf diese Langsamkeit einlässt, ist das auch für einen selber ein riesen Gewinn.»

In fremden Schuhen gehen

Wer ein Gefühl dafür entwickeln will, was es bedeutet, mit einer Beeinträchtigung an einem solchen Anlass teilzunehmen, darf sich vor Ort einen Blindenstock oder einen Rollstuhl ausleihen und erfährt dann, in fachkundiger Begleitung, wie sich die eigene Achtsamkeit verändert – und die der anderen. Dazu verhelfen auch weitere Angebote am Samstag wie «Achtsam bei dir, achtsam bei mir», eine kurze Anleitung zu Achtsamkeit in der Begegnung.

Auch «In fremden Schuhen gehen» oder «Stille Momente unter dem Sommerhimmel» sind darauf angelegt, das Verhältnis zu sich selbst und zu den Menschen um einen herum zu ergründen. «Achtsames Aarau» lockt mit Musik («Lassen Sie sich von den Klängen überraschen…»), Kinderspielen («Kannst du das? Ruhige Spiele, allein oder mit anderen zusammen.»), Märchen für alle von 6 bis 99 («Willkommen in der Welt der Märchen. Hören Sie zu und lassen Sie sich verzaubern.») oder auch Vogelkunde («Unter fachkundiger Führung beobachten wir Vögel im Park, erfahren ihre Namen und Eigenarten.»). Den Flyer mit allen Orten, Zeiten und weiteren Informationen kann man sich unter www.achtsamesaarau.ch bequem herunterladen.

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