04.09.2014

«Alles hat seine Zeit»

Von Anne Burgmer

Die Frau an der Bushaltestelle deutet auf das Smartphone und meint: «Da kommen wir älteren nicht mehr hinterher. Überhaupt gibt es viel, wo wir benachteiligt sind.» Keine Einzelmeinung und nicht die einzige Meinung. Denn es gibt auch die hochaltrigen Menschen, die sich mit mindestens genauso viel Begeisterung und Interesse auf neue Geräte und Medien stürzen wie «die Jungen», vielleicht einfach langsamer und bedächtiger.

Portrait-Sammlung
Die Menschen leben immer länger, die geburtenstarken Jahrgänge kommen ins Alter, die Gruppe der Hochaltrigen wächst. In der öffentlichen Wahrnehmung herrschen in der Diskussion über das Thema «Alter» häufig die Extreme der «aktiven Alten», und der Sorgen vor Kostenexplosionen im Gesundheitswesen vor. Kaum beachtet wird, dass sich ein grosser Teil der Hochaltrigen nahezu unsichtbar zwischen diesen Polen bewegt. Diesem Umstand trägt die Kampagne «Alles hat seine Zeit» Rechnung. Lanciert wird sie gemeinsam von Justitia et Pax, den Reformierten Kirchen der Schweiz und Pro Senectute. Informativ und fotografisch ansprechend präsentiert sich die Kampagne im Internet, versammelt lesenswerte Interviews mit Menschen im Alter jenseits der 85 Jahre, um zu zeigen: Das Alter hat viele Facetten. Es ist gleichzeitig reich an Erfahrung und Belastung.

Wachsende Agenda
Erklärtes Ziel der Kampagne ist es, die Menschen dieses Alters in die Gesellschaft zu holen, sie wahrnehmbar zu machen. Ein Schritt auf diesem Weg ist, Veranstaltungen im Rahmen der Aktion in den verschiedenen Kantonen der Schweiz auf die Beine zu stellen und in einer Agenda zusammenzufassen. Dazu wurden Anfang Jahr die Landeskirchen von Pro Senectute angesprochen. «Pro Senectute hat das alles sehr gut organisiert, wobei es alles auch sehr schnell und kurzfristig ging», erzählt Hans Niggeli, Seelsorger in den Psychatrischen Kliniken Königsfelden und Fachstellenleiter der katholischen Heim- und Spitalseelsorger im Kanton Aargau. Auch Jürgen Heinze von Bildung Mobil freut sich über die Initiative der Pro Senectute, die an einigen Orten zu gemeinsamen Infoständen führt. Beat Waldmeier, Geschäftsführer der Pro Senectute Aargau, zeigt sich angetan von der bisher gute Zusammenarbeit mit den Landeskirchen: «Es ist wunderbar, dass wir auf diesem Weg sehr viel mehr Menschen erreichen und für das Thema sensibilisieren könne.»

Podiumsdiskussion und Infostände
Definitiv organisiert ist am 1. Oktober, dem internationalen Tag «Der älteren Menschen», in Aarau ein Podium zum Auftakt der Sensibilisierungs-Kampagne. Der Titel: «Greise oder Weise? – Das hohe Alter in unserer Gesellschaft». Nicht nur ein Referat mit anschliessender Diskussion ist geplant, sondern auch Marktstände, mit umfassenden Informationen zum Thema Altern im Kanton Aargau. «Die Einladungen sind verschickt und wir sind gespannt auf die Rückmeldungen», erklärt Beat Waldmeier. Jürgen Heinze betont: «Es ist gut, dass das Thema zur Sprache kommt und wir freuen uns auf viele Anmeldungen zu dem spannenden Abend.» Auch Hans Niggeli gibt zu bedenken: «das Alter ist ein Gesprächsinhalt, der umfassend behandelt werden sollte. Denn es betrifft jeden einmal. Ob indirekt als Kind hochbetagter Eltern oder als Selbst-Gealterter.»

www.alleshatseinezeit.ch

www.ag.pro-senectute.ch

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