24.08.2016

Auf Aarau folgt Wohlen

Von Andreas C. Müller

Am 1. September eröffnet Caritas Aargau einen Secondhand-Shop in Wohlen. Nach Rückschlägen in Baden mit dem Caritas-Markt erfüllt sich für das kirchliche Hilfswerk «ein lang gehegter Wunsch», wie es in der Einladung zur Eröffnung heisst.

Schon lange hat Caritas Aargau den Wunsch gehabt, in Wohlen stark vertreten zu sein. Nun hat es geklappt: Am 1. September 2016 eröffnet in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs in Wohlen der neue Secondhand-Shop, wo gebrauchte Kleidungsstücke zum Verkauf angeboten werden. Nachdem der Caritas-Lebensmittelmarkt in Baden aus wirtschaftlichen Gründen Ende Juni 2016 schliessen musste, kann Caritas Aargau mit der Ladeneröffnung in Wohlen nun wieder einen Erfolg verbuchen. Und das auch noch zu dem Zeitpunkt, wo Caritas Zürich mit Ladenschliessungen, Sparmassnahmen und Entlassungen von sich reden macht.

In Zürich spart die Caritas, im Aargau baut sie aus

«Im Moment sind wir noch in einer Wachstumsphase» erklärt Regula Kuhn-Somm. Man habe drei neue Kirchliche Regionale Sozialdienste (KRSD) errichtet und wolle zwei neue Secondhand-Shops errichten. Die Situation biete allerdings angesichts des veränderten politischen Umfelds im Aargau nicht mehr dieselbe Planungssicherheit, räumt die Co-Geschäftsführerin ein. «Sparmassnahmen wie in Zürich sind jedoch keine geplant. Zudem haben wir ein stabiles finanzielles Fundament.»

Nach Aarau also Wohlen, nicht Baden. Zwar war mit der Schliessung des Caritas-Markts in Baden angekündigt worden, man wolle in der Bäderstadt mit einem Secondhand-Shop präsent bleiben (Horizonte berichtete), doch die Suche nach einem «zahlbaren Lokal» in Baden gestaltet sich schwierig, wie Regula Kuhn-Somm erklärt.

Secondhand-Trend hilft

Pilot für den Shop in Wohlen war Aarau. Dort existiert ein Seconhand-Shop seit über 15 Jahren. Menschen mit geringem Einkommen und der Kultur-Legi sowie Migrantinnen und Migranten im Asylverfahren und vorläufig Aufgenommene erhalten 30 Prozent Rabatt.

«Seit dem Umzug von der Aarauer Altstadt an die Bahnhofstrasse hat der Umsatz fortwährend zugenommen», erklärt Regula Kuhn-Somm. Geholfen hat neben der neuen attraktiven Lage am Bahnhof auch der Trend, aus Gewissensgründen gebrauchte Kleidungsstücke zu kaufen. «Die Hälfte aller Kunden kaufen ohne Vergünstigung bei uns ein – weil sie das Angebot toll finden.» Ohne diese Kundschaft – also als Kleiderladen nur für sozial Benachteiligte, würde es nicht funktionieren, meint Regula Kuhn-Somm.

Verkäuferinnen aus Beschäftigungsprogrammen

Im Verkauf arbeiten Menschen, die von den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) in «Programme zur vorübergehenden Beschäftigung» überwiesen wurden. In Aarau bietet die Firma Trinamo solche Programme an. «Die Arbeit im Caritas-Shop bedeutet für die Programm-Teilnehmenden externe Arbeitsplätze», erklärt Christina Fahr von der Trinamo. «Die Caritas ist froh um die Arbeitskräfte, und wir sind froh um die Beschäftigungsmöglichkeit.» Lohn für die Arbeit im Caritas-Shop wird nicht bezahlt – die Entschädigung erfolgt im Rahmen des Arbeitslosengeldes.

Auch in Wohlen an der Bahnhofstrasse 23 wird es – wie in Aarau – eine breite Palette an Kleidern, Schuhen und Accessoires geben: Fast ausschliesslich Kleiderspenden. Wer in seinem Schrank gut erhaltene und saubere Kleider findet und diese nicht mehr tragen kann oder will, kann sie im Caritas Secondhand-Shop abgeben. Dort werden sie geprüft, aufbereitet und attraktiv präsentiert. Und auch in Wohlen haben Beschäftigungslose die Möglichkeit, über die Arbeit im Caritas Secondhand-Shop wieder Anschluss an den ersten Arbeitsmarkt zu finden. Regula Kuhn rechnet damit, pro Halbjahr drei bis vier Frauen beschäftigen zu können.

Gewinn wird für soziale Projekte eingesetzt

Bis in zwei Jahren, so hofft Caritas Aargau, soll der Secondhand-Shop in Wohlen kostendeckend wirtschaften und Gewinn abwerfen. Diesen will Caritas Aargau für die Finanzierung von sozialen Projekten verwenden.

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