08.01.2018

Kirchenfinanzen: Solidarität ist gefragt

Von Martin Spilker, kath.ch/abu

  • Wird die Kirche in Zukunft genug Geld haben, um alle ihre Leistungen finanzieren zu können?
  • Die Römisch-Katholische Zentralkonferenz (RKZ) wirkt als Scharnier zwischen den verschiedenartigen Strukturen der Kantone, hat aber nur einen begrenzten Handlungsspielraum.
  • Für RKZ-Präsident Luc Humbel und Generalsekretär Daniel Kosch heisst der zentrale Begriff in der Frage der Kirchenfinanzen Solidarität.

 

Die Aufgaben der Kirchen sind breit: Gottesdienste, Seelsorgegespräche, Religionsunterricht, Sozialarbeit. Dazu kommt der bauliche Unterhalt der Kirchen, Pfarrhäuser und Pfarreiheime. Das alles kostet Geld.

Unterschiedliche Ressourcen – je nach Kanton

Wie die Kirchen zu diesem Geld kommen, das ist – schweizerischer Föderalismus – von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Besonders wichtig ist, so Daniel Kosch, dass nicht nur die Modelle der Kirchenfinanzierung unterschiedlich sind, sondern auch ihre Leistungsfähigkeit. Folglich verfügen die Kirchen je nach Kanton über ganz unterschiedliche Ressourcen. Diese sind ist nicht zuletzt abhängig von der Steuerkraft in den Kantonen, die sich auch in den Kirchensteuern spiegelt. Und in manchen Kantonen sind die Unternehmen von der Kirchensteuer befreit.

«Wir sprechen von einer Spannweite von 100 bis 700 Franken pro Katholik und Jahr, welche den Kirchgemeinden und Kantonalkirchen zur Verfügung stehen», erläutert Daniel Kosch. In der Folge zeigen sich Unterschiede in der Breite des Angebots und bei den Gehältern der Mitarbeitenden im kirchlichen Dienst.

Gesamtschweizerische Aufgaben sicherstellen

Einen Finanzausgleich, wie ihn die Schweiz auf staatlicher Ebene zwischen den Kantonen kennt, gibt es in der Kirche nicht. Mit der RKZ steht der katholischen Kirche seit 1971 aber eine Organisation zur Verfügung, die sich um die Finanzierung gesamtschweizerischer kirchlicher Aufgaben kümmert. Dazu gehören insbesondere das Sekretariat der Bischofskonferenz, nationale oder sprachregionale Fachstellen wie Migratio, Verbände und die Medienarbeit.

Die Finanzierung dieser Aufgaben, sagt RKZ-Präsident Luc Humbel, funktioniert dank dem Beitragsschlüssel unter den RKZ-Mitgliedern gut, denn dieser trägt den jeweiligen finanziellen Möglichkeiten Rechnung und stärkt damit die Solidarität zwischen finanzstärkeren und -schwächeren kantonalkirchlichen Organisationen. Die von der RKZ mitfinanzierten Aufgaben machen aber gerade einmal 1 bis 2 Prozent des gesamten Haushalts der römisch-katholischen Landeskirchen aus.

Duales System hat sich bewährt

Wäre es denn aus Sicht der RKZ wünschenswert, wenn die Steuern, wie beispielsweise in Deutschland, auf der Ebene der Bistümer erhoben würden? Eine müssige Frage, entgegnen Luc Humbel und Daniel Kosch unisono. In der Schweiz sei das duale System der Unterteilung der Kirche in pastorale Räume wie Bistümer und Pfarreien und staatskirchenrechtliche Körperschaften in den Kantonen und Kirchgemeinden gewachsen und habe sich bewährt.

«Wir werden darum sogar beneidet», sagt Luc Humbel dazu. Denn durch das duale System stehen den Kirchen auf organisatorischer Ebene kompetente Katholikinnen und Katholiken zur Verfügung, die sich im Sinn des bewährten Milizsystems nebenamtlich in Kirchenbehörden engagieren. «Das duale System ist ein Wert für sich», stellt der RKZ-Präsident fest.

Schwindende Solidarität

Kurzfristig haben Konjunkturschwankungen und damit verbunden höhere Arbeitslosigkeit sicher Auswirkungen auf die Kirchenfinanzen. Das aber gehen der Präsident und der Generalsekretär der RKZ pragmatisch an.  – Und ganz ohne ein Jammern, wie man es von Finanzverantwortlichen in der Politik kennt.

Eine Herausforderung sieht Luc Humbel mit Blick in die weitere Zukunft aber schon auf die Kirchenfinanzierung zukommen. «Wenn Kirchenmitglieder bei Vorliegen der Steuerrechnung allein auf den Betrag schauen, der sich sparen lässt, wird vieles verloren gehen», sagt der RKZ-Präsident. Mit «vieles» meint er hier nicht allein die Geldsumme, sondern auch die Tradierung des Glaubens und den Solidaritätsgedanken, der bei einem Kirchenaustritt verloren gehe.

Kirche muss zeigen, was sie tut

Denn auch die Kinder von ausgetretenen Personen wären künftig nicht mehr Mitglied. Ohne Berührungspunkte zum kirchlichen Leben werde zunehmend in Vergessenheit geraten, welche Leistungen die Kirche erbringe. Darum sei es von grosser Bedeutung, dass die Kirchen in der Öffentlichkeit und in den Medien präsent sind und zeigen, welchen Beitrag sie zum Zusammenleben einer Gesellschaft leisten.

Mit der sich verändernden Gesellschaft verändern sich die Aufgaben der Kirche. Und dafür werden die Kirchenbehörden mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln nach bewährtem Muster die nötigen Finanzen bereitstellen. Das ist für Luc Humbel und Daniel Kosch eine Aufgabe der Kirchenbehörden, der sie sich gerne stellen. Und die Kirche kann, das ist für Luc Humbel genauso wichtig wie alle finanzstrategischen Fragen, dabei immer auf die bedeutende Arbeit ganz vieler Freiwilliger zählen.

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