02.11.2017

Caritas Aargau betreut Resettlementflüchtlinge

Von Vera Rüttimann / Andreas C. Müller

  • Für das Coaching von Resettlementflüchtlingen hat Caritas Aargau vom Kanton Aargau den Zuschlag erhalten.
  • Freiwillige unterstützen im Rahmen des Programms «Co-Pilot» die aufgenommenen Flüchtlinge mehrmals monatlich dabei, in der Schweiz Fuss zu fassen.

 

In Muhen unweit von Aarau wohnt seit Juli Ibrahim Monjid mit seiner Frau Taghrid Saabi und seinen zwei kleinen Kindern. Die syrische Familie gehört zu einem Kontingent von sogenannten Resettlementflüchtlingen. Dies sind Personen, die vom UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) als Opfer von Krieg und Verfolgung als besonders verletzlich und schutzbedürftig eingestuft worden sind und weder in ihren Heimatstaat zurückkehren noch im Erstaufnahmeland bleiben können. Im Rahmen des Resettlementprogramms des UNHCR dürfen sie aus den Nachbarländern von Kriegsgebieten direkt in Aufnahmeländer reisen und erhalten dort den Flüchtlingsstatus mit Aufnahmebewilligung.

Opfer von Bashar al-Assads Krieg

Auch die Schweiz hat sich verpflichtet, solche Flüchtlinge aufzunehmen. 2013 waren es insgesamt 500 Personen. Im März 2015 hat der Bundesrat beschlossen, im Laufe von drei Jahren weitere 2 000 Flüchtlinge aufzunehmen.

Zu den aufgenommen Personen gehört auch Ibrahim Monjid mit seiner Familie. Diese flüchtete zunächst in den Libanon, nachdem Truppen des Staatschefs Bashar al-Assad ihr Wohnviertel in Damaskus bombardiert hatten. Dank des Resettlementprogramms gelangte die Familie schliesslich in die Schweiz, wo sie über einen Verteilschlüssel dem Aargau zugewiesen wurde.

Bund finanziert Coaching der Resettlementflüchtlinge

Der Kanton Aargau wiederum hat der Caritas die Betreuung der Resettlementflüchtlinge nach einer öffentlichen Ausschreibung zugesprochen. «In den letzten drei Monaten sind sechs neue Familien im Kanton Aargau angekommen und eine weitere Familie werde Mitte November erwartet», erklärt Linda Pauli, bei Caritas Aargau verantwortlich für die Betreuung der Resettlementflüchtlinge. «Der Bund finanziert für diese Flüchtlinge ein zweijähriges Coaching und spezielle Informationskurse», so Linda Pauli.

Das Ziel dieses Coachings sei es, dass die Flüchtlinge innerhalb von rund sechs Monaten einen Wohnsitz in einer Gemeinde finden und zwei Jahre nach Ankunft in den Kanton soweit integriert seien, dass sie sich selbständig im Alltag zurechtfinden können, führt Linda Pauli weiter aus. Der Staat setzt den Fokus überdies «auf eine klare Perspektive im Hinblick auf eine allfällige Berufsbildung und den Einstieg in den Arbeitsmarkt», wie auf der Webseite des Kantons Aargau nachgelesen werden kann.

Freiwillige begleiten die Flüchtlinge

Caritas Aargau setzt bei der Begleitung der Resettlementflüchtlinge auf Freiwillige, die im Rahmen des Programms «Co-Pilot» bereit sind, Flüchtlinge im schweizerischen Alltag zu begleiten.

Das Beispiel von Sarah Dürr zeigt, wie es funktionieren kann. Sie trifft sich mit Familie Monjid zwei bis viermal pro Monat für zwei bis drei Stunden. «Als ich im Sommer 2015 im Fernsehen diese schlimmen Bilder von flüchtenden Menschen sah, entschied ich: Ich muss helfen!» Sarah Dürr wollte eine Familie über eine längere Zeit begleiten. So kam sie zum Programm «Co-Pilot» von Caritas Aargau.

Kommunizieren über den Google-Translater

Mit der Familie von Ibrahim Monjid in Muhen ging es zunächst um viel Elementares – um erste Schritte im Alltag. «Beispielsweise um die korrekte Mülltrennung oder das Erlernen des Alphabetes», erinnert sich Sarah Dürr. Die Verständigung war zu Beginn für beide Seiten ein grosses Handicap. «Wir verstanden einander am Anfang nur mit Hilfe des Google-Translaters im Smartphone», so Sarah Dürr, die Ethnologie studiert hat.

Die Freiwilligen des Caritasprogramms «Co-Pilot» werden als Gruppe auf ihre Aufgabe vorbereitet. Sie erhalten drei Einführungstage, in denen methodische und thematische Inhalte besprochen werden sowie ein erstes Erfahrungstreffen stattfindet. Zudem haben die Co-Piloten bei der Caritas immer eine Anprechsperson.

«Sechs Monate für die Integration reichten nicht»

«Die ersten Resettlement-Flüchtlinge wurden sechs Monate begleitet. «Man dachte, sie seien danach integriert und selbständig. Es wurde jedoch erkannt, dass sie dafür länger brauchen», erklärt Isabelle Odermatt, die bei Caritas Aargau die Freiwilligen auf deren Einsätze mit den Flüchtlingen vorbereitet. «Mit dem neuen Auftrag kann sich die Caritas während zwei Jahren um diese Flüchtlinge kümmern». Nach dieser Zeit ist der Sozialdienst einer Gemeinde zuständig für ihre Betreuung. «Im besten Fall stehen sie dann auf eigenen Füssen», hofft Isabelle Odermatt.

Dass der Weg bis dahin für Freiwillige wie Flüchtlinge lang und steinig sein kann, erlebt Sarah Dürr mit ihrer Familie in Muhen hautnah. Gerade für Ibrahim Monjid, der gerne als Maler arbeiten würde. Sarah Dürr kritisiert: «Ibrahim Monjid müsste viel intensiver Deutsch lernen können. Doch derzeit erhält er vom Kanton keine Unterstützung für weiteren Unterricht.» Insofern bleibe fraglich, inwieweit die angestrebte Integration binnen der veranschlagten Zeit gelingt.

Heidi – aus Dankbarkeit

Ibrahim Monjid und seine Frau hoffen, dass es ihnen in der Schweiz gelingt, Fuss zu fassen. Ihre jüngste Tochter nennen sie Heidi – «aus Dankbarkeit, weil wir hier sein dürfen», sagt Ibrahim Monjid.

 

Caritas sucht Freiwillige

Für alle, die sich vorstellen können, Resettlementflüchtlinge dabei zu unterstützen, in der Schweiz Fuss zu fassen, finden Informationsveranstaltungen statt:

28.11.2017, 19.30 Uhr: Chorherrehus, Kirchplatz 12, Baden
18.1.2018, 19.30 Uhr, Kath. Pfarrhaus, Laurenzenvorstadt 80, Aarau

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