02.09.2021

Schöpfungszeitvespern im Kloster Fahr stehen ganz im Zeichen der Grundlage allen Lebens
Damit Ströme lebendigen Wassers fliessen

Von Christian Breitschmid

  • Novizin Judith vom Kloster Fahr engagiert sich, zusammen mit ihren Mitschwestern, für einen achtsamen Umgang mit der Umwelt und für den Schutz des Wassers als Lebensgrundlage des Planeten Erde.
  • Darum feiern die Fahrer Schwestern an drei Mittwochen im September, dem Schöpfungszeitmonat, unter dem diesjährigen Motto «Damit Ströme lebendigen Wassers fliessen».
  • Horizonte war gestern bei der ersten Schöpfungszeitvesper dabei. Die nächsten finden statt am 15. und 29. September, um 17.45 Uhr, im Kloster Fahr.

Gute Gedanken brauchen Ruhe, um sich entwickeln zu können. Ruhe, die dem heutigen Menschen in der Regel fehlt. Man kann sich diese Ruhe aber nehmen, indem man zum Beispiel eine Vesper im Kloster Fahr besucht. Gerade jetzt, in der Schöpfungszeit, dem Aktionsmonat, den die ökumenische Organisation «oeku Kirchen für die Umwelt» vom 1. September bis zum 4. Oktober durchführt. In diesem Jahr steht die Schöpfungszeit ganz im Zeichen des Wassers. Das Motto lautet: Damit Ströme lebendigen Wassers fliessen. Es geht darum, das Wasser, als Grundlage allen Lebens auf der Erde, vor Verschmutzung, Ausbeutung und Profitgelüsten zu bewahren. Es soll allen Lebewesen in guter Qualität zur Verfügung stehen.

Aktiv für Laudato sì

Novizin Judith freut sich, wenn möglichst viele den Weg ins Kloster Fahr finden, um mit den Schwestern die Schöpfungszeitvespern zu feiern. | Foto: Christian Breitschmid
Novizin Judith vom Kloster Fahr in Unterengstringen ist eine glühende Verfechterin der Anliegen Papst Franziskus‘ in seiner Enzyklika Laudato sì. Sie, die im klostereigenen Laudato sì-Garten schöpfungstheologische Führungen anbietet (siehe Beitrag vom 3. Juni 2021), sammelt auch eifrig Unterschriften für die Petition «Healthy Planet, Healthy People» (Gesunder Planet, gesunde Menschen). Diese Unterschriften sollen den Vertretern der grossen UN-Konferenzen zur Biodiversität (COP15) und zur Klimaveränderung (COP26) noch diesen Herbst überreicht werden, gleichsam als Aufforderung der katholischen Gläubigen rund um den Globus, die Ziele des Pariser Abkommens nun endlich umzusetzen. Hier kann man die Petition unterschreiben.

Vor diesem Hintergrund und als Laudato sì-Botschafterin, die sie ist, hat Novizin Judith ihren Mitschwestern den Vorschlag unterbreitet, während der Schöpfungszeit drei spezielle Vespern im Fahr durchzuführen. «Die Anliegen sind dabei dieselben wie bei Laudato sì», erklärt die angehende Benediktinernonne, «nur die Formen sind andere, in der Hoffnung, damit auch wieder neue Menschen anzusprechen.» Priorin Irene und alle Mitglieder der Klostergemeinschaft stehen voll hinter der Aktion von Novizin Judith. Das wurde bei der gestrigen, ersten Durchführung dieser Schöpfungszeitvespern in Wort, Musik und Gebet spürbar.

Einfühlsame Denkanstösse

Wenn es darum gehe, die «Sorge für das gemeinsame Haus» im Sinne von Papst Franziskus den Menschen bewusst zu machen, dann sei ein tiefgreifender Wandel im Denken notwendig, sagt Novizin Judith. Die entsprechenden Denkanstösse kann man in den Schöpfungszeitvespern ohne grosses Brimborium, dafür aber umso anrührender erhalten. Allein schon der Hymnus, den das benediktinische Brevier für die gestrige Vesper vorsah, stimmte wunderbar ein auf alles Folgende und passte wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge:

Hymnus I


O Gott, in deiner grossen Macht

hast du, was aus den Wassern kam,

teils in die Flut zurückgesandt,

teils hoch erhoben in die Luft.

Die Fische tauchtest du ins Meer,

die Vögel warfst du hoch ins Blau,

und was dem gleichen Schoss entsprang,

ist nun getrennt nach Art und Ort.

O Herr, wir sind in Jesu Tod

wie in die Flut hineingetaucht:

Steh gnädig deinen Dienern bei,

die Wasser tauft und Blut entsühnt.

Gib, dass uns Kleinmut nicht erdrückt,

nicht Hochmut überheblich macht.

Zerbrich nicht das gebeugte Herz,

das stolze schütze vor dem Sturz.

Dies schenk uns, Vater voller Macht,

und du, sein Sohn und Ebenbild,

die ihr in Einheit mit dem Geist

die Schöpfung zur Vollendung führt. Amen.

Natürlich durften in dieser Vesper auch die Worte der berühmten Dichterin aus dem Kloster Fahr, Silja Walter alias Sr. M. Hedwig OSB, nicht fehlen. Ihre Meditation unter dem Titel «Wasser – eine Traumfabel» kann man zur stillen Besinnung hier nachlesen. Die Fabel lieferte nicht nur umweltschützerische, sondern auch tief religiöse Denkanstösse, die den Inhalt der folgenden Schriftlesung aus dem Evangelium nach Johannes 4,1-30, das Gespräch am Jakobsbrunnen, in einem grösseren Zusammenhang erkennen liessen.

Die nächsten Schöpfungszeitvespern

Alle Schwestern des Klosters Fahr beteiligen sich in der einen oder anderen Weise an den Schöpfungszeitvespern. Sei es durch die Formulierung von Fürbitten, sei es durch musikalische Beiträge oder auch nur schon durch das gemeinsame Gebet zu Gunsten derer, die unter der Zerstörung der Umwelt zu leiden haben. Der freie Zugang zu unverdorbenem Wasser ist ein Menschenrecht. Das machte Novizin Judith gleich zu Beginn der Vesper in aller Deutlichkeit klar. Dafür setzen sich Katholiken rund um den Globus in der Laudato sì-Bewegung oder neudeutsch Laudato Sì Movement ein. Mehr Informationen zu dieser Bewegung und die Möglichkeit, den Newsletter zu abonnieren, gibt es auf der Website der Organisation.

Die nächsten Schöpfungszeitvespern im Kloster Fahr finden am 15. und 29. September in der Klosterkirche im Fahr statt. Beginn ist jeweils um 17.45 Uhr. Über die Vespern und zusätzliche Impulse zur Schöpfungszeit kann man sich auf der Website des Klosters Fahr jederzeit informieren.

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