02.06.2020

Dem Virus getrotzt – mit dem heiligen Geist von Pfingsten

Von Christian Breitschmid

  • An Pfingsten durften die Gläubigen erstmals wieder ihre Gottesdienste in den Kirchen feiern. Allerdings nur, wenn ein entsprechendes Sicherheitskonzept vorlag.
  • Den Gottesdienstbesuchern bot sich darum ein sehr ungewohntes Bild, wie unser Filmbetrag zeigt. Abgesperrte Kirchenbänke, aufgeklebte Richtungspfeile, Positionsmarkierungen am Boden und über allem der Geruch von Putz- und Desinfektionsmitteln.

Schon eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes herrschte in der Kirche St. Vitus in Merenschwand emsiges Treiben. Vertreter von Pfarreirat und Kirchenpflege waren in den Kirchenbänken mit Waschlappen und Desinfektionsmitteln zugange. Die abgemessenen Sitzplätze in den Bänken wurden mit kleinen Herzen gekennzeichnet, auf denen «Ein Platz für dich» zu lesen war. Nur jede zweite Sitzreihe wurde freigegeben. Bei den anderen wurde der Zugang durch Kordeln verwehrt.

«Alles wurde gemäss Schutzkonzept vorbereitet»

Die freiwilligen Helfer legten an jeden Sitzplatz auch einen Zettel und einen Bleistift, damit die Gottesdienstbesucher ihre Adressen hinterlassen konnten. So wird gewährleistet, dass die Infektionskette im Falle einer Ansteckung mit Covid-19 zurückverfolgt werden und potenzielle Opfer gewarnt werden können. Die Boxen für die Adresszettel standen bereit, ebenso jede Menge Händedesinfektionsmittel bei allen Eingängen und natürlich auch auf dem Altar.

«Wir haben alles gemäss Schutzkonzept vorbereitet», bestätigte Stefan Heinzmann, Pfarreiseelsorger von Aristau, nach dem Gottesdienst. Das Strahlen in seinem Gesicht zeugte von der Freude, dass alles auch reibungslos geklappt hatte. Die ersten Messen und Gottesdienste, die nach dem Lockdown vor elf Wochen erstmals wieder stattfinden durften, stellten wohl alle Pfarreien vor grosse organisatorische Herausforderungen. Horizonte hat, stellvertretend für viele weitere, den Gottesdienst in St. Vitus Merenschwand mit der Kamera besucht, um zu zeigen, welcher Aufwand betrieben wird, um die Gemeinschaft der Gläubigen wieder möglich zu machen. Den Film können Sie hier anklicken.

«Ein seltsames Gefühl, den Wecker zu stellen»

Trotz weniger Sitzplätzen in der Kirche, musste niemand an diesem Pfingstsonntag abgewiesen werden. Es hätten sogar noch ein paar Besucher mehr dem Gottesdienst beiwohnen können. Ob sie aus Angst vor einer möglichen Ansteckung oder aber aus Gewohnheit nicht in die Kirche gingen, kann niemand sagen. Bei denen, die die Einladung zum Gottesdienst angenommen hatten, überwog aber die Freude, wieder gemeinsam feiern zu dürfen. «Es war schon ein seltsames Gefühl, am Sonntag wieder den Wecker zu stellen, um in die Kirche zu gehen», sagte Pfarreirätin Catherine Dora nach dem Gottesdienst. «Man staunt, wie schnell man sich an andere Lebensumstände gewöhnt und sich dann wieder neu einstellen muss, wenn man wieder darf, was eine Zeit lang verboten war. Aber auch daran gewöhnt man sich wieder.»

Der strahlende Sonnenschein am Pfingstsonntag wirkte wie eine Bestätigung des Himmels. Die frohen Menschen, die nach dem Gottesdienst aus der Kirche traten, die Hände noch feucht vom Desinfektionsmittel, zeugten davon, dass der ganze Aufwand, der hier betrieben wird, auch berechtigt ist. Sakristanin Jannette Klausner, die stille Regisseurin dieses Erfolgs, war am Sonntag die Erleichterung anzumerken: «Es ist einfach schön, wenn man sieht, dass alles klappt, und dass die Menschen dankbar sind, wieder kommen zu dürfen.»

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Abonnieren Sie unseren Newsletter. Er erscheint alternierend zur Printausgabe alle zwei Wochen – immer mit den aktuellsten Horizonte-Geschichten und oftmals spannenden Verlosungen.