22.03.2021

Caritas Schweiz hilft Familien im zerstörten Syrien
Der Krieg nahm Salim die Beine, aber nicht die Träume

Von Andreas C. Müller

  • Salim ist so alt wie der Krieg in seinem Heimatland Syrien. Und wie viele Kinder ist er schwer gezeichnet davon. Bei einem Minenunfall hat er beide Beine verloren.
  • Caritas Schweiz sammelt Geld, um Kindern in Syrien eine Perspektive zu geben: Mit dem Wiederaufbau von Schulen und finanzieller Direkthilfe für Familien.

Caritas baut die Schulen wieder auf

Viele Schulen haben keine Fenster. | Foto: Hasan Belal

In Syrien gehen mehr als zwei Millionen Kinder nicht in die Schule. Viele mussten die Schule wegen des Kriegs abbrechen oder eine Zeit lang unterbrechen. Gemäss den Vereinten Nationen sind sechs Millionen junge Menschen für die Schulbildung in Syrien auf Unterstützung angewiesen. Zudem fehlt es an rund 140’000 Lehrpersonen. Caritas steht den Lehrpersonen in den Schulen mit pädagogischer Unterstützung bei und stellt Schulmaterial zur Verfügung. Zweimal pro Woche kommen zudem Caritas-Teams in die Schulen und organisieren Aktivitäten mit den Kindern.

Die Stadt Jarba in der Nähe von Damaskus liegt in Trümmern, wie so viele Orte in Syrien. Der zehnjährige Salim und seine Familie versuchen, ihr Leben auf den Trümmern wiederaufzubauen. Minen stellen eine grosse Gefahr dar. Vor gut zwei Jahren riss eine solche Mine Salim beide Beine ab und tötete seine zwei Brüder. «Ich höre jetzt noch, wie die Kinder mich verzweifelt herbeigerufen haben», erinnert sich Salims Mutter. «Ich werde den Tag nie vergessen.»

«Salim ist noch zu jung für Prothesen»

Als hätte sie nicht schon genug Leid erlitten, verschwand zu jener Zeit auch ihr Mann, von dem sie nie wieder etwas hörte. Von einem Tag auf den andern allein mit Salim und der älteren Tochter, unternahm Leila alles, um ihren Sohn behandeln zu lassen. «Er ist noch zu jung für Prothesen. Im Moment hat er lieber seinen Rollstuhl. Er hat eine unglaubliche Energie und verbreitet überall Freude», lächelt Leila trotz allem.

Salim hat viele Freunde, die ihn beschützen. Frühmorgens verlässt er mit seiner Mutter und seiner Schwester das Haus. Sofort eilen seine Freunde herbei und schieben seinen Rollstuhl durch die Strassen bis zur Schule. «Sie haben sogar das Klassenzimmer ins Erdgeschoss verlegt für mich», freut sich der Junge. «Aber es gibt trotzdem ein paar Stufen bis zu meinem Pult.»

Eine Schule ohne Fenster – mit von Schüssen durchlöcherten Mauern

Der zehnjährige Salim spielt mit seinen Freunden. | Foto: Hasan Belal

Im Winter friere er sehr, fügt Salim in gutem Englisch, seinem Lieblingsfach, hinzu. Kein Wunder in einer Schule ohne Türen und Fenster, mit von Schüssen durchlöcherten Mauern. Unter diesen Bedingungen zu lernen, ist nicht einfach. Es mangelt auch an Lehrern, und die Klassen sind riesig.

Salim zeichnet gerne Bäume und die Natur. Er ist sehr geschickt und bastelt oft Objekte aus Holz oder Metall. «Ich möchte Ingenieur werden. Das ist zwar schwierig, aber ich spüre, dass ich die Kraft dazu habe. Ich möchte meine Träume verwirklichen, auch wenn ich im Rollstuhl sitze», sagt Salim.

Trotzdem: Voller Hoffnung auf die Zukunft

Viele Häuser in Syrien sind nach dem Krieg fast völlig zerstört. Die Kinder spielen zwischen Ruinen und ausgebrannten Autos. | Foto: Alexandra Wey/Caritas

Um zu verhindern, dass Kinder wie Salim wegen des Krieges zu einer verlorenen Generation gehören, will Caritas Schweiz jungen Menschen Hoffnung und Zukunftsaussichten verschaffen. In Jarba hat Caritas zwei Schulen wieder aufgebaut. Bald können hier 800 Kinder den Unterricht unter guten Bedingungen besuchen. Sie sollen sich sicher fühlen und lernen können. Und Salim hofft voller Energie auf die Zukunft, für sich und sein Land.

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