26.10.2020

Effiziente Helferinnen junger Menschen werden für ihr Engagement ausgezeichnet
«Die Tanten» erhalten den AKF-Frauenpreis

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • Jeder braucht gelegentlich eine Tante. Jemand, der an einen glaubt, Mut zuspricht, einen Batzen zusteckt oder einfach zuhört. 
  • Genau das tut der Verein «Die Tanten». Er unterstützt junge Menschen in herausfordernden Lebenssituationen, gibt ihnen Stärkung und Rückenwind.
  • Für ihr Wirken erhalten «Die Tanten» am Freitag, 30. Oktober, den Frauenpreis des Aargauischen Katholischen Frauenbunds AKF.

 

Tanten sind unkompliziert, Tanten sind einsatzfreudig. So haben sich die beiden Tanten Josefine Krumm und Susanne Bärlocher spontan zu einem Treffen per Online-Konferenz bereit erklärt.

Zwischen Stuhl und Bank

Die beiden Tanten bilden zusammen mit ihren rund 30 Mit-Tanten den Verein «Die Tanten», der junge Menschen zwischen 18 und circa 30 Jahren in herausfordernden Situationen kurz und effizient unterstützt. «In diesem Alter fällt man manchmal zwischen Stuhl und Bank», weiss Josefine Krumm. Die Tanten helfen auf ganz verschiedene Arten: sie bezahlen eine Krankenkassenprämie, schicken ein Kleiderpaket, finanzieren ein Zug-Abo, laden zum Essen ein oder verhelfen zu einem guten Tipp fürs Vorstellungsgespräch. Das Geld für ihre guten Taten verdienen sie auf kreative Weise selber – mit Anlässen, Ausstellungen und dem Verkauf von Kunst und Handwerk. Josefine Krumm war von Anfang an dabei. Zusammen mit Alice Lüps und Pia Steiner gründete sie den Verein im Jahr 2014. Inspiriert für ihr Engagement wurden die drei Gründerinnen von ihren eigenen Tanten, die ihnen wichtige Wegbegleiterinnen waren.

Der Frauenpreis des Aargauischen Katholischen Frauenbundes wird jährlich verliehen. | © Marie-Christine Andres
Der AKF-Frauenpreis ist eine Auszeichnung zur Förderung und Unterstützung von Institutionen oder Einzelpersonen, die sich für das Wohl von Frauen und Kindern einsetzen. Die Preissumme in der Höhe von 20‘000 Franken stammt aus dem Verkaufserlös des Lungensanatoriums Sanitas in Davos, welches 1916 vom Aargauischen Katholischen Frauenbund mitbegründet worden war. Der Frauenbund übergibt diesen Preis bereits zum 24. Mal. 

 

Nicht überschwänglich, aber handlungsfähig

«Wir sind aber – im Unterschied zu unseren eigenen Tanten – temporäre Leihtanten», sagt Josefine Krumm, «Wir geben nur einmal eine Zuwendung, anderes können wir gar nicht leisten.» Susanne Bärlocher ergänzt: «Wir helfen nicht überschwänglich, sondern haben einen klaren Auftrag. Die Leute kennen uns nicht, das macht es ihnen einfacher, Hilfe anzunehmen.» Die Tanten haben die vielbeschworene Solidarität praktisch heruntergebrochen: «Wir sind handlungsfähig!», sagt Josefine Krumm.

Mut zum Vorwärtsgehen

Die Handlungsfähigkeit dürfte, zumindest finanziell gesehen, vorläufig gesichert sein. Denn am Freitag darf der Verein «Die Tanten» den mit 20’000 Franken dotierten AKF-Frauenpreis entgegennehmen. In der Einladung zur Preisverleihung schreibt der Aargauische Katholische Frauenbund: «Dank der Stärkung und dem Rückenwind, den ‚Die Tanten’ immer wieder, oft im Stillen und unsichtbar, Jugendlichen und jungen Erwachsenen schenken, können viele von ihnen einen mutigen Schritt vorwärts in ihre Zukunft wagen.»

Susanne Bärlocher und Josefine Krumm betonen beide: «Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung, es ist so angenehm, diesen Preis zu erhalten. Wir fühlten von Anfang an Wertschätzung von Seiten des AKF.»

Lieblingstanten, charmant porträtiert

Für die Preisverleihung hat der Verein bei seinen Mitgliedern Lieblingstanten gesammelt. Jeweils ein Foto und ein kurzer Satz zu der jeweiligen Frau auf A3-Papier ergibt ein charmantes Porträt der Lieblingstante. Diese Lieblingstanten werden für die Preisverleihung im Eingang der Kirche Peter und Paul ausgestellt.

Alle Beteiligten hoffen, dass die Preisverleihung trotz strenger Coronamassnahmen auf irgendeine Art stattfinden kann. Vroni Peterhans, Präsidentin der AKF-Frauenpreis-Kommission sagt: «Wenn immer möglich halten wir eine Feier, angepasst an die dann bestehenden Corona-Vorschriften. Wir passen laufend an.» Tante Susanne Bärlocher beruhigt: «Wir Tanten sind sowieso spontan.»

 

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