27.09.2017

Ein Labyrinth zum Jubiläum

Von Andreas C. Müller

Samstag für Samstag haben Freiwillige bei der Pfarrkirche Frick ein Labyrinth errichtet. Am 4. November wird dieses feierlich eingeweiht.

Ein Samstagmorgen um halb acht in Frick: Auf dem Gelände des alten Friedhof unmittelbar neben der katholischen Kirche herrscht bereits emsiges Treiben. Ein gutes Dutzend Männer, die meisten davon aus dem Männerchor, bauen an einem Labyrinth. Banker Marcel Freyermuth rührt mit einer Art Mixer Zement an, der Pensionär Walter Riner jätet Unkraut. Urs Weiss, Architekt, dirigiert als Bauleiter dieses besondere Bau-Orchester auf Zeit. Als quasi erster Geiger stets mit von der Partie: Profimaurer David Allemann. Sorgfältig setzt dieser Pflastersteine für die Labyrinthbahnen. Bei allen fünf Bausamstagen war der selbständige Handwerker bereits mit von der Partie und half, die freiwilligen Bauhelfer anzuleiten.

Ein lang gehegter Wunsch des Pfarreirats

Ob mit Chorsängern und Jugendgruppen: «Damit die Arbeit mit Laien funktioniert, braucht es kluge Arbeitshilfen», weiss Architekt Urs Weiss. Nach einer Vorlage hat er über 200 Meter Weg in acht Kreisen zu je 80 Zentimetern abgesteckt. 14,2 Meter Durchmesser hat das Labyrinth insgesamt. Die vorgängig für jeden einzelnen Radius angefertigte Holzschablone kann nun als Vorlage ganz einfach in die Labyrinthbahn gelegt werden. Der innerste Kreis mit drei Metern Durchmesser soll mit speziellem, rötlichfarbenem Schwarzwaldsplitt bedeckt werden und drei Sitzgelegenheiten erhalten.

Die Idee für ein Laybrinth in Frick hatte der Pfarreirat schon vor zehn Jahren. Genau genommen sei es kein Irrgarten, denn es führten ja keine Irrwege weg, präzisiert Toni Hochreuter, der sich um alle organisatorischen und administrativen Belange des Bauprojekts kümmert. Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für das 300 Jahr-Jubiläum der Kirche Frick, das während drei Jahren mit verschiedenen Aktivitäten begangen und 2018 mit einem zweitägigen, grossen Fest am 28. und 29. April seinen Höhepunkt erlebt, habe der Pfarreirat seinen lang gehegten Wunsch wieder eingebracht. «Und jetzt sind wir dran» erklärt Toni Hochreuter. Die Einweihungsfeier für das Labyrinth findet am Samstag, 4. November 2017, statt.

Ein symbolischer Kirchenbau

Am Eingang zum Labyrinth wurde eine sorgfältig geschmückte Bodenplatte mit eingelassen. «Mittenand Liecht si und Hoffnig schänke» kann man darauf lesen – das Motto der 300 Jahr-Feier. «Der Stein orientiert sich der Form nach am Grundriss der Pfarrkirche», erklärt Urs Weiss und Toni Hochreuter ergänzt stolz: «Auch eine Zeitkapsel haben wir eingelassen, wie das beim Kirchenbau Brauch ist.» Eine Zeitkapsel beinhaltet jeweils zeittypische Gegenstände für spätere Generationen. Bei den meisten Kirchen befinden sich solche Zeitkapseln als Kugeln auf den Kirchturmspitzen. So gesehen stehe der Labyrinthbau symbolisch auch für den Kirchenbau von damals, lässt Urs Weiss durchblicken. «Und überhaupt: Wie seinerzeit der Kirchenbau sei heute – 300 Jahre später – der Bau des Labyrinths ein Gemeinschaftswerk. Etwas, an dem ganz viele aus dem Dorf mitmachen, das die Leute zusammenbringt, identitätsstiftend wirkt. Etwas, an das man sich noch lange mit Stolz erinnern werde, ist Urs Weiss überzeugt. Harte Arbeit sei es schon, gibt er zu. «Nach sechs Stunden bist du richtig auf den Felgen – aber zufrieden.» Das bestätigt auch Profimaurer David Allemann aus Laufenburg. Er gehe jeweils erfüllt heim nach den Bautagen, geniesse die Kontakte und sei über den Labyrinthbau auch schon zum ein oder anderen Auftrag gekommen.

Hinter David Allemann kniet Erich Meier über den Pflastersteinen, kontrolliert deren Höhe mit einer Holzlatte und klopft, wo ein Stein etwas zu hoch aus dem Zement ragt, mit dem Griff eines Hammers leicht nach. Der gelernte Werkzeugbauer war bis anhin ebenfalls an jedem Bautag dabei. Er sei zurzeit arbeitslos, erklärt er. Den Bau am Kirchenlabyrinth sieht das Mitglied der Chrischona-Gemeinde als Chance, etwas Neues zu lerne und sich besser in seiner Wohngemeinde zu integrieren. Katholiken, Reformierte und Freikirchlicher: Der Labyrinthbau bringe verschiedenste Konfessionen zusammen, freut sich Toni Hochreuter. Und selbst Väter mit ihren Kleinkindern packen mit an. Pastoralassistent Ulrich Feger geht mit gutem Beispiel voran, baut ein kleines Zelt für seinen 18 Monate alten Sprössling auf und greift zum Werkzeug.

Falls es regnet, steht das Partyzelt parat

Um 9 Uhr gibt’s Pause. Der pensionierte «Engel-Wirt», ebenfalls Mitglied im Männerchor, kommt mit einem grossen Tablett: Kaffee, drei Sorten Sandwiches und frische Gipfeli. «Die Verpflegung muss stimmen», meint Toni Hochreuter. «So etwas braucht es – genauso wie das gemeinsame Feierabendbier.» Ein kurzer Schwatz, dann geht’s wieder an die Arbeit. Bis gegen 16 Uhr wolle man jeweils dranbleiben, wenn es das Wetter zulasse. Beginnt es zu regnen, sogar steht ein riesiges Partyzelt bereit, das man über der Baustelle aufstellen kann. Doch Petrus, der Kirchenpatron, habe schon mehr als genug bewiesen, dass er ein Fricktaler sei, meint Toni Hochreuter lachend.

 

Einweihung Labyrinth bei der Kirche Frick
Samstag, 4. November 2017, um 17.30 Uhr im Rahmen des Abendgottesdienstes in der Kirche Frick. Vorgesehen sind auch ein Apéro sowie ein Programmteil draussen beim Labyrinth.

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