28.09.2020

Projekt Neues Kirchenzentrum mit Wohnen in Lupfig vorgestellt
«Ein Leuchtturm kirchlicher Präsenz in der Gesellschaft»

Von Christian Breitschmid

  • In Lupfig soll das erste Projekt der kirchlichen Wohnbaugenossenschaft «Faires Wohnen» entstehen, ein Gemeinschaftszentrum mit mehreren Wohneinheiten, öffentlich genutzten Bereichen und Begegnungszonen.
  • Das Siegerprojekt stammt von der Meier Leder Architekten AG in Baden. Es hat sich gegen 40 weitere Wettbewerbsteilnehmer durchgesetzt.
  • Der Neubau löst das 25-jährige Provisorium des Kirchenzentrums Paulus in Lupfig ab und soll zum innovativen kirchlichen Treffpunkt der Katholiken im Birrfeld-Eigenamt werden.



In Lupfig soll ein neues katholisches Kirchenzentrum entstehen. Rund um die bestehende Pauluskirche sind ein neues Gemeinschaftszentrum, mehrere Wohneinheiten, öffentlich genutzte Bereiche und Begegnungszonen geplant, denn das «Paulushuus», Büro- und Versammlungsraum des Kirchenzentrums Paulus in Lupfig, besteht seit über 25 Jahren als Provisorium und muss dringend ersetzt werden. Für die Neugestaltung des katholischen Zentrums wurde darum im Sommer 2019 ein Projektwettbewerb ausgeschrieben. Träger des dafür ausgeschriebenen Projektwettbewerbs sind die Römisch-Katholische Kirchgemeinde Brugg und die Wohnbaugenossenschaft «Faires Wohnen» (siehe Kasten unten). 

Die Kirchliche Wohnbaugenossenschaft wurde seit ihrer Gründung mit vielen Anfragen und Angeboten für Bauentwicklungsland angegangen. Beim gemeinsamen Projekt «Kirchenzentrum Paulus» hat es gefunkt. Der Perimeter stimmt von der Grösse und der Lage. Die Nachbarschaft zum Altersheim und zu den Einkaufsmöglichkeiten ergänzt die Perspektive weit über die gemeinsame Nutzung von Räumen, welche der pfarreilichen Nutzung gewidmet sind. Die Wohnbaugenossenschaft «Faires Wohnen» ist überzeugt, dass an dieser Lage, mit diesem Zentrum ein Mehrwert nicht nur für die Pfarreiangehörigen, sondern für ein ganzes Dorf oder gar eine Region geschaffen werden kann. Es wird geradezu exemplarisch aufzeigen, was unter den Zielsetzungen der Wohnbaugenossenschaft «Faires Wohnen» zu verstehen ist.

Pauluskirche bleibt bestehen

Die Römisch-Katholische Kirchgemeinde Brugg, Trägerin des Kirchenzentrums in Lupfig, wollte nun nicht einfach einen adäquaten Ersatz schaffen, sondern innovativ wirken und den kirchlichen Treffpunkt der Katholiken im Birrfeld-Eigenamt aufwerten. Zur Realisierung dieser Idee fand sie in der 2015 gegründeten Kirchlichen Wohnbaugenossenschaft Aargau «Faires Wohnen» die ideale Partnerin. Diese will, nach eigener Aussage, mit dem Projekt in Lupfig als erstes Projekt dieser Art im Aargau «eine Art Leuchtturm für kirchliche Präsenz in der Gesellschaft» errichten. Als gemeinsames Ziel beider Institutionen wurde formuliert, dass «ein Gesamtensemble aus kirchlichen, öffentlichen und privaten Nutzungen mit attraktiven Aussenräumen» zu gestalten sei. Dabei soll die Pauluskirche, mit ihrer markanten Form und von der kantonalen Denkmalpflege als geschütztes Objekt eingestuft, in ihrer bestehenden Form erhalten werden. Den beiden Auftraggeberinnen ist es ein Anliegen, ein gesellschaftlich verankertes und wirtschaftlich tragfähiges Projekt zu schaffen.

Für den Projektwettbewerb interessierten sich 41 Architekten. Ein Zeichen dafür, dass die Projektidee auch für Fachleute attraktiv ist. Nach einer Präqualifikation durften schliesslich zehn Büros ihre Projekte einreichen. Die Jury setzte sich zusammen aus Vertretern der beiden Auftraggeber, aus unabhängigen Experten verschiedener Fachbereiche, je einer Vertretung des Bistums und der kantonalen Denkmalpflege   und einer Vertretung der Gemeinde Lupfig. Dieses Gremium entschied sich im März 2020 für das Projekt von Meier Leder Architekten AG, Baden, in Zusammenarbeit mit der Landschaftsarchitekten Schrämmli GmbH, Zürich. Die Entscheidung für das ausgewählte Projekt fiel einstimmig. 

Mehrere kostengünstige Wohnungen

Mit dem Sieger-Projekt kann nun ein neues Kirchenzentrum entstehen, das Raum bietet für diverse Büros der Seelsorge, Katechese und Verwaltung, aber natürlich auch für Gemeinschaftsanlässe. Es nimmt die Formensprache der Pauluskirche auf und führt sie in der Gestaltung des neuen Kirchenzentrums fort. Die Aussengestaltung eröffnet attraktive Begegnungszonen für die Kirchenbesucher, aber ebenso für die Nachbarschaft und die gesamte Bevölkerung. Im weiteren Bereich des Ensembles sind zwei Gebäude mit mehreren attraktiven, zeitgemässen und kostengünstigen Wohneinheiten geplant. Dort ist auch die weitere öffentliche Nutzung durch eine Kindertagesstätte mit Hort vorgesehen. Zur Realisierung des innovativen Bauprojektes wird den Stimmbürgern in der Kirchgemeindeversammlung der Römisch-Katholischen Kirchgemeinde Brugg am 1. Dezember 2020 ein Projektierungskredit zur Entscheidung vorgelegt.


Kirchliche Wohnbaugenossenschaft «Faires Wohnen»

Die Kirchliche Wohnbaugenossenschaft «Faires Wohnen» wurde auf Initiative der Römisch-Katholischen Landeskirche des Kantons Aargau am 4. Mai 2015 in Aarau gegründet. Ihr gehören nebst der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau auch viele Kirchgemeinden und Einzelpersonen an. Die Wohnbaugenossenschaft hat zum Ziel, unter dem Leitsatz «Faires Wohnen« gemeinnützigen, erschwinglichen und qualitativ guten Wohnraum in enger Zusammenarbeit mit interessierten Kirchgemeinden und anderen Institutionen zu errichten. Synergien mit der Kirchgemeinde in Form von Mehrfachnutzungen wie Gemeinschaftsräumen, Tagesstätten und anderen Begegnungsräumen sollen geschaffen werden.

Nicht nur die Kirche hat sich in den letzten Jahren verändert, auch die Beheimatung der Kirche in der Gemeinde hat sich verändert. Das Seelsorgepersonal bewohnt selten ein «Pfarrhaus» und die Bedürfnisse von Jugendarbeit und diakonischem Wirken können selten in den althergebrachten Räumlichkeiten erfüllt werden. Es stellt sich somit die Frage, ob auf diese neuen Nutzungen mit neuen Räumen reagiert werden soll oder muss. Die Wohnbaugenossenschaft «Faires Wohnen» ist der Überzeugung, dass in Neubauprojekten im kirchlichen Kontext auch die Wohnnutzung mit angedacht werden soll. Dieses Wohnen soll sich unterscheiden von «üblichen» Wohnnutzungen in der Wohnzone. Die «Hardware» von Wohnbauten soll mit einer «Software» ergänzt werden. Diese soll gewährleisten, dass ein «soziales Wohnen» entsteht, wo der Nachbar genauso wichtig ist, wie der eigene Balkon. Wo im Austausch zwischen den verschiedenen Nutzungen ein Mehrwert entsteht, welcher nur in dieser Konstellation erlebt werden kann. Junge Familien erledigen Arbeiten für die ältere Generation. Diese unterstützt dafür in der Kinderbetreuung oder in der Gartenpflege. Mehr Informationen zur Wohnbaugenossenschaft gibt es hier im Internet: www.faireswohnen.ch.

 

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