14.11.2016

«Eine Kirche die nicht dient, dient zu nichts!»

Von Anne Burgmer/Medienmitteilung Röm.-Kath. Kirche Aargau

Die Synode der Römisch Katholischen Kirche Aargau sagte am Mittwoch, 9. November 2016, «Ja» zur Schaffung einer Fachstelle Diakonie und stimmte, trotz angespannter Finanzsituation, einer neuen Leistungsvereinbarung mit Caritas Aargau zu. Ein Zeichen für die Wichtigkeit der Diakonie als Kernaufgabe der Kirche

Mucksmäuschenstill war es im Grossratssaal in Aarau, während Kirchenrätin Claudia Chapuis, zuständig für das Ressort Diakonie, den Bericht und Antrag des Kirchenrates betreffend Schaffung einer neuen Fachstelle Diakonie vertrat. Genauer müsste es vielleicht Neuansiedlung heissen, denn «neu» ist an der Fachstelle vor allem, dass sie in Zukunft nicht mehr von der Caritas Aargau, sondern direkt von der Landeskirche geführt werden wird.

Diakonie als Kernkompetenz der Kirche

Für die Errichtung einer neuen Fachstelle sei jetzt der richtige Zeitpunkt, betonte Claudia Chapuis als zuständige Kirchenrätin. Die Fachstelle soll wichtige diakonische Impulse für die neuen Pastoralräume geben. Aus diesem Grund begrüsst auch das Bistum diese Umstrukturierung. Die neu zu bildende Fachstelle wird pastorale Mitarbeitende, Pfarreisekretariate und Freiwillige unterstützen. Darüber hinaus wird sie den Kirchenrat in strategischen Fragestellungen beraten. Demgegenüber wird die Caritas weiterhin die professionelle Sozialarbeit in den Kantonalen Regionalen Sozialdiensten (KRSD) und bei der Betreuung von Flüchtlingen leisten. Zu diesem Zweck wird Caritas Aargau weiterhin eine Fachstelle Diakonie führen.

Beat Niederberger, Präsident Caritas Aargau, betont auf Nachfragen, dass die Entscheidung, die Diakonie von der Caritas zurück zur Landeskirche zu nehmen, nicht der Wunsch von Caritas Aargau gewesen sei. «Der Kirchenrat hat diese Entscheidung einseitig getroffen. Wenn es gelingt, mit dieser Umstrukturierung den Bereich Diakonie in der Katholischen Kirche im Aargau gesamthaft zu stärken, dann ist der Sache gedient. Das setzt aber eine gute Zusammenarbeit der Fachstelle Diakonie der Landeskirche mit den entsprechenden Fachstellen bei der Caritas voraus. Diese Zusammenarbeit muss nun konstruktiv aufgebaut werden», so Beat Niederberger

Bessere Sichtbarkeit kirchlicher Beteiligung

Ein zentraler Punkt ist zudem, dass sich die Römisch-Katholische Kirche im Aargau wünscht, dass auch Aussenstehende das Engagement der Kirche im Bereich Diakonie wahrnehmen. «Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass die Caritas Auftragnehmerin der Römisch-Katholischen Landeskirche ist. Das liegt unter anderem daran, dass die Marke Caritas sehr stark ist», erklärt Claudia Chapuis im Gespräch.

«Es ist ein Kompliment an die Caritas, dass sie als starke Marke wahrgenommen wird», sagt Beat Niederberger. «Das ist vor allem für die Klientinnen und Klienten von Vorteil. Und das ist letztlich das Wesentliche, dass Menschen in belasteten Situationen entsprechende Begleitung und Unterstützung erfahren und dass kirchliche Mitarbeitende begleitet, gebildet und in ihrer Arbeit in den Pfarreien unterstützt werden. Die Caritas Aargau versteht sich explizit als kirchliches Hilfswerk und kommuniziert das auch so. Die gemischte Finanzierung in vielen Aufgabenfeldern ist in der Jahresrechnung der Caritas offen gelegt. Es bleibt eine Herausforderung, verständlich zu kommunizieren, welche Dienstleistungen der Caritas wie finanziert sind. In der Umsetzung der neuen Leistungsvereinbarung werden wir diese Herausforderung angehen und mit der Landeskirche nach guten Lösungen suchen.»

Um die Präsenz der Landeskirche in gemeinsamen Projekten mit Caritas Aargau deutlicher zu machen, soll es in Zukunft eine bessere Kennzeichnung geben. «Im Moment erarbeiten wir ein gemeinsames Logo für die KRSD. Dieses Logo wird für alle Beteiligten stehen, die Kirchen vor Ort, die Caritas und die Landeskirche. Bezüglich der einzelnen Projekte sind wir noch im Prozess. Sicher streben wir an, dass bei neuen Projekten künftig ein gemeinsamer Auftritt stattfinden wird. Bei bestehenden Projekten erwarten wir klar, dass die Beteiligung der Kirche erwähnt wird», macht Claudia Chapuis deutlich.

Gestaffelte Umsetzung der Diakoniestelle

Die Fachstelle soll gestaffelt umgesetzt werden. Vor diesem Hintergrund stellten Synodale der Kirchgemeinde Brugg den Antrag, zunächst nur 80 der vorgesehenen 140 Stellenprozente auszuschreiben und die weiteren 60 Prozent erst nach einer Anfangsphase zu sprechen. Luc Humbel, Kirchenratspräsident, gab daraufhin zu bedenken, «dass schon in der Ausschreibung der Leitungsstelle klar sein muss, dass der Stellenleiter später in einem Team arbeitet. Letztlich wird die Stelle gestaffelt umgesetzt, nur dass bereits jetzt der volle zukünftige Stellenumfang beantragt wird». Der Antrag des Kirchenrates wurde anschliessend grossmehrheitlich bei  neun Nein-Stimmen und 13 Enthaltungen angenommen.

Neue Leistungsvereinbarung mit Caritas Aargau

Im Anschluss präsentierte der Kirchenrat der Synode eine neue Leistungsvereinbarung mit Caritas Aargau. «Während eines halben Jahres fanden mehrere Gespräche zwischen den Delegationen des Kirchenrates und des Vorstandes der Caritas Aargau statt», erklärt Beat Niederberger den Vorgang, «die Zwischenresultate wurden jeweils dem Kirchenrat und dem Caritasvorstand zur Beurteilung vorgelegt. So entstand die gemeinsam erarbeitete Lösung, wie sie nun von der Synode verabschiedet wurde.»

Der Kirchenrat unterstreicht mit einem Kostenrahmen von 1,6 Million Schweizer Franken an Caritas Aargau die Wichtigkeit der Diakonie. Er setzt sich für ein niederschwelliges Angebot für Asylsuchende und Flüchtlinge ein und fordert eine operativ gut funktionierende kirchliche Sozialarbeit. Damit betont der Kirchenrat, wie wichtig soziales Handeln in Kirche und Gesellschaft heute ist. Luc Humbel, Kirchenratspräsident, wies deutlich darauf hin, dass Diakonie auch hier in der Schweiz eine existentielle Bedeutung habe. Caritas Aargau übernimmt weiterhin als Partner der Römisch-Katholischen Landeskirche und den Ortskirchen die operative Tätigkeit in professioneller sozialer Arbeit. Auch dieser Antrag wurde grossmehrheitlich angenommen.

Hier finden Sie die amtlichen synodenbeschluesse-november-2016

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