29.07.2013

Ende einer Ära

Von Anne Burgmer

Fast 1 200 Frauen aus allen Himmelsrichtungen kamen am Sonntag zum Abschlussfest «voll-enden» ins Benediktinerinnen-Kloster Fahr. Nahezu ein Drittel aller Absolventinnen der 69 Jahre alten Bäuerinnenschule liessen es sich nicht nehmen, ein letztes Mal an ihrem Ausbildungsort zusammenzutreffen und zu feiern. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

«Es ist vor allem eine riesen Freude, diese Zeit mit einem so wunderbaren Fest abschliessen zu dürfen» betont Priorin Irene Gassmann strahlend. Dass sie bei einer derart grossen Gästezahl kaum den Überblick behält, verwundert nicht. Sie geht von Tisch zu Tisch, bleibt stehen, schüttelt Hände, wechselt Worte mit Anwesenden und setzt sich dazu. Alle Frauen strahlen, überall wird geredet und gelacht.

Punkt für Punkt
Das Festprogramm ist reich gefüllt. Die Plakataustellung «Bäuerinnenschule voll-enden Kloster Fahr» wird eröffnet, gefolgt von einem generalstabsmässig organisierter, feiner Zmittag. Das gesamte Gelände des Kloster Fahr ist Austellungsraum. Seien es Portraitfotos der Teilnehmerinnen des Frühlingskurses 2013, die von einer Wäscheleine im Garten baumeln. Oder die vier Fotobücher, die Fotos aller 139 Kurse seit 1944 enthalten. Es gibt überall etwas zu sehen und zu staunen. Beeindruckend ist die Vielfältigkeit der Arbeiten des letzten Kurses. Von Holzarbeiten bis Schmuck, alles ist dabei.

Gemeinsame Vergangenheit
Über allem liegt nicht nur der strahlend blaue Himmel, sondern auch eine schwer zu beschreibende Atmosphäre. Die anwesenden Frauen haben etwas gemeinsam: Ihre Erlebnisse mit der Bäuerinnenschule im Kloster Fahr. Und alle Befragten sind sich einig: So ein Einblick ins Kloster, wie er im Rahmen des Kurses, im halben Jahr Internatszeit in Fahr möglich war, den gab es sonst nirgends. Das und die herzliche Aufnahme aller Schülerinnen durch die Benediktinerinnen machten die Bäuerinnenschule im Kloster Fahr zu etwas Einzigartigem. Die Frauen haben sich prägen lassen durch diese Zeit. Das ist spürbar, hält zusammen.

Schritt für Schritt
Seit Gründung der Schule hat sich viel verändert. Vieles ist aber auch geblieben. Bereits zu Beginn wurde Handarbeiten unterrichtet. Im Rahmen der Kurse fertigen die Frauen viele Kleidungsstücke an. Die Modenschauen zum Kursende gibt es erst seit 15 Jahren. Zum Abschluss, zum Ende des letzten Kurses soll auch die Modenschau etwas Besonderes hermachen. Organisiert durch zwei Absolventinnen der Schule und die Handarbeitslehrerin Judith Locher zeigen Schülerinnen aus verschiedenen Kursen ihre Mode. Von der luftigen Bluse bis zur traditionellen Fahrer Tracht, von der praktischen Wendejacke bis zum eleganten Kleid. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Selbstbewusst gehen die Frauen durch den Mittelgang des Festzeltes.

La-Ola für die Schwestern
Nach zwei Dritteln der Schau gibt es dann kein Halten mehr. Nicht nur die Ehemaligen zeigen Modebewusstsein. Einige Schwestern des Klosters, selber Absolventinnen der Schule und im Kloster «hängen geblieben», zeigen, was Ordensfrau so trägt. Rückwärts in der Zeit. Das neue Gartenkostüm mit gewagten Hosenbeinen steht zu Beginn. Zum Schluss werden die alte Klostertracht und ein Novizinnengewand aus früheren Zeiten gezeigt. Es gibt Standing Ovations und La-Ola-Wellen. Ein Riesenjubel der Schülerinnen für ihre Schwestern. Wer es hört, erahnt, welch tiefe Verbindung geknüpft ist zwischen den Absolventinnen und den Klosterschwestern.

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