04.08.2016

Energie hat viele Gesichter

Von Carmen Frei

Der Energiekanton Aargau richtet am 28. August die sechste Schweizerische Frauensynode aus und stellt dabei die Frage nach der Energiezukunft ins Zentrum. Gleichwohl will der Anlass die spirituelle und handfeste, persönliche und politische Frauenpower stärken.

Die Frauensynode ist ein prozessorientiertes und kirchennahes Projekt der Frauen-Kirchen-Bewegung Schweiz. 1995 fand die erste Schweizerische Frauensynode in St. Gallen statt. Weitere Austragungsstädte waren im Jahr 2000 Biel, 2003 Basel, 2007 Luzern und 2011 Zürich. Dabei versammelten sich jeweils rund 500 Frauen aus der ganzen Schweiz, um über Themen wie «Anders», «Heimat» oder «Wertschöpfung» nachzudenken und öffentlich sichtbar Stellung zu beziehen.

 Die Frauensynoden haben zum Ziel, kirchliche und nichtkirchliche Frauen miteinander zu vernetzen, sie alle in ihrem Engagement zu ermutigen sowie einen Beitrag aus Frauensicht zu einem gesellschaftlich aktuellen Thema zu leisten.

Energie mit Zukunft

Energie wird erzeugt, transportiert und gespeichert. Sie wird gehandelt, genutzt, verschwendet, verbraucht, gespart und vernichtet. Im Panel «Energiezukunft» im Rahmen der kommenden Frauensynode soll beispielsweise diskutiert werden, welche Energiezukunft Frauen für die Schweiz nach dem Atomausstieg wollen; Wie wichtig der Umweltschutz, die Bewahrung der Schöpfung ist; Ob weibliche Konsumhaltung etwas bewirken kann.

Mehr als Fassade

Simone Curau-Aepli wird neben Caroline Beglinger Fedorova vom Verkehrsclub Schweiz, Nationalrätin Ruth Humbel und Nachhaltigkeitsexpertin Vera Schulhof eine der Panel-Teilnehmerinnen zur Energiezukunft sein. Die neue Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes und Unternehmerin meint im Vorfeld der Frauensynode auf deren Facebook-Seite: «Die Gebäude, in denen wir wohnen, lernen, arbeiten, uns vergnügen oder beten sind unsere zweite Haut. Es ist für unser Wohlbefinden daher von grosser Wichtigkeit, dass wir insbesondere die Gebäudehüllen so gestalten und unterhalten, dass sie dieser Aufgabe gerecht werden. Es geht dabei um mehr als Fassade!»

Geistkraft und Powersnack

Ganz anders die Facebook-Statements von Moni Egger und Brigitte Herde. Moni Egger, Workshop-Leiterin «Gottes Schöpfungskraft» fragt und sagt sich: «Wo erhalte ich persönliche Energie für den Alltag? Zuwendung stellt auf. Was bedeutet die Energiewende für mich? Energiewende. Damit die Erde nicht ausbrennt. Wo spare ich Energie im Leben? Bin dankbar, dass mein Körper mich trägt und bewegt, auch ohne technische Hilfe. Was gibt spirituelle Energie? Gemeinsam über den uralten Texten brüten. Da ist Geist Kraft dabei.»

Brigitte Herde, Leiterin des Workshops «Energie im Essen, der Powersnack»: «Ich möchte in meiner Funktion als Köchin die Menschen für die Achtung im Umgang mit unseren Lebensmitteln sensibilisieren, die Auswirkungen unseres täglichen Einkaufes auf die Umwelt bewusster machen und gleichzeitig zeigen, dass wir es in der Hand haben, wie mit unseren Ressourcen, den Mitmenschen und den Tieren weltweit umgegangen wird.»

Spannende Fragen stellen

Diese Voten zeigen die thematische Bandbreite auf, welche die Aarauer Frauensynode unter dem Motto «Energie – bestärken, bewegen, bewirken» zulässt. Entsprechend wird neben der erwähnten «Energiezukunft» in zwei weiteren Panels das Thema «Frauen in der Kirche» behandelt beziehungsweise werden im Panel «Leben und Tod – Anfang und Ende» so spannende Fragen gestellt wie: Welche Energie braucht es beim Gebären und beim Sterben? Was fördert oder hemmt diese Kraft? Über welche Ressourcen verfügt der christliche Glaube für das Gebären und Sterben? Spielt es eine Rolle, wenn der Zeitpunkt der Geburt oder des Todes von uns Menschen bestimmt wird?

Energiegeladenes Vorbereitungsteam

Ein Tag unter Strom also, den die Teilnehmerinnen der sechsten Schweizerischen Frauensynode im Aarauer Kultur- und Kongresszentrum erwartet und der ihnen Quelle von Lebenskraft, Mut und Hoffnung sein soll, wie es sich die Veranstalterinnen wünschen. Referate von Suzanne Thoma, CEO der Bernischen Kraftwerke, und der Dominikanerin Ingrid Grave, ein Energie-Gespräch, wie erwähnt drei Panels, 21 Workshops und schliesslich eine energievolle Schlussfeier in der Kirche:

Ein Mammutprogramm für die Projektleitung mit Susanne Andrea Birke von der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau, Fachstelle Bildung und Propstei; Sabine Brändlin von der Fachstelle Frauen, Männer, Gender der Reformierten Landeskirche Aargau; Sandra-Anne Gobelbecker, Co-Präsidentin frauenaargau und der administrativen Leitung Claudia Burkard-Theiler.

Letztere meint angesprochen auf Punkte, die in der Vorbereitung des Grossanlasses Energie geraubt haben: «Da gab es kaum etwas. Besonders gefreut hat mich, dass wir so viele gute Referentinnen und Workshop-Leiterinnen gefunden haben.» Sabine Brändlin: «Zwischenzeitlich hatten wir anspruchsvolle Diskussionen, in denen Unterschiede unter katholischen und reformierten Frauen spürbar wurden. Da war wichtig, dass wir je aufeinander gehört haben, welche Hintergründe die Unterschiede haben. Schliesslich haben wir einen guten Weg gefunden.»

Nachmeldung möglich

«Wir sind alle voller Vorfreude und Spannung und vor allem sind wir überzeugt, dass es ein toller Tag werden wird», so Claudia Burkard weiter. Sie bestätigt, dass weitere interessierte Frauen willkommen seien, obwohl der offizielle Anmeldetermin für die Teilnahme an der Frauensynode bereits abgelaufen ist.

30 Jahre danach

Wie viele Frauen auch immer am 28. August nach Aarau kommen werden, die feministisch-theologisch interessierten Frauen, die sich 1986 in Bad Schönbrunn trafen und die Idee eines Schweizer Frauen-Kirchen-Tages aufnahmen, freuen sich bestimmt, dass ihr ausgestreuter Samen dreissig Jahre später noch immer Früchte trägt. Meilensteine auf dem Weg waren 1987 das erste Schweizer Frauen-Kirchen-Fest in Luzern.

Der dortige Aufruf von Marga Bührig «Wir Frauen sind Kirche – worauf warten wir noch?» und die grosse Teilnehmerinnenzahl ermutigte die Organisatorinnen, weiter zu machen. Sie gründeten den Verein Schweizer Frauen-Kirchen-Fest, der am 6. Mai 1995 in die erste Frauensynode überging. Dieses fand unter dem Slogan «Frauenarbeit zwischen Chrampf und Befreiung» statt.

Mutig mitgestalten

Heute tönt die Bewegung entkrampfter, lustvoller oder wie es Vroni Peterhans, Moderatorin des Panels «Frauen in der Kirche», formuliert: «Es sollen alle Menschen merken, dass sie ihre Talente nicht nur für sich persönlich bekamen, sondern um sie zum Wohle der Weltgemeinschaft und unserer Umwelt einzusetzen. Dabei ist es am Besten, mit gutem Beispiel voran zu gehen und andere damit anzustecken und zu begeistern.»

Sabine Brändlin von der Projektleitung wünscht sich für die Teilnehmerinnen der sechsten Schweizerischen Frauensynode, «dass Frauen mutig nach Hause zurückkehren nach diesem Tag, mutig, sich an ihrem Ort einzubringen und so unsere Kirchen mit viel Energie mitzugestalten.» www.frauensynode.ch

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