03.08.2020

Erfolgsprojekt der Fachstelle Diakonie am Ende?

Von Cornelia Suter und Andreas C. Müller

  • Seit zwölf Jahren organisiert Kurt Adler, Leiter Fachstelle Diakonie der Katholischen Kirche Aargau, in Wislikofen eine Ferienwoche für Alleinerziehende.
  • Die diesjährige Ausgabe dürfte die vorerst letzte gewesen sein. Es sei denn, es findet sich ein neues Organisationsteam. Und selbst dann dürfte es frühestens in zwei Jahren weitergehen, denn: im kommenden Sommer wird in der Propstei umgebaut.

 

«Durchatmen und die Seele baumeln lassen» hiess das einwöchige Angebot für Alleinerziehende, das jeweils Ende Juli in der Propstei Wislikofen angeboten wurde. Die Nachfrage war stets gross: Alleinerziehende Mütter und Väter konnten mit ihren Sprösslingen zu günstigen Konditionen eine Ferienwoche geniessen. «Wir hatten Platz für 19 bis 20 Familien. Insgesamt waren so jeweils 35 bis 40 Kinder vor Ort», erklärt Kurt Adler. Das Besondere: Für Kinder und Jugendliche gab es ein tägliches Aktivitätenprogramm, gegliedert nach Altersgruppen. Zudem familiengerechte Vollpension aus der Propsteiküche.

 

Freundschaften hielten über Jahre hinaus

Mirjam aus Windisch war mit ihren drei Teenagern seit der ersten Ausgabe im Jahre 2008 dabei. Eltern aus der Nachbarschaft hätten stets gestaunt: «Was? Deine grossen Kinder wollen noch mit dir in die Ferien?» Dieser Umstand sei wohl die grösste Auszeichnung für ein derartiges Ferienprogramm.

Auch Monika aus Arlesheim genoss seit 2011 die jährliche Auszeit in Wislikofen mit ihren beiden Töchtern. «Das war für uns immer ein willkommener Unterbruch vom Alltag, wo wir Energie tanken konnten», erinnert sich die Baselbieterin. «Wir haben unter den Frauen wie auch unter den Kindern Freundschaften erfahren, die über die Jahre hinaus Bestand hatten. Zudem konnte ich sehen, dass ich mit den täglichen Herausforderungen als Alleinerziehende nicht allein bin. Das hat mir viel Selbstvertrauen geschenkt.»

Männer nur selten dabei

Auch einzelne alleinerziehende Männer waren ab und zu dabei. Dass er mitunter der einzige Vater war, schreckte Urs aus Aarau nicht ab. Gewiss, er habe sich ab und zu schon etwas verloren gefühlt, doch das Angebot sei einfach sehr gut. Zudem: «Irgendwie wurde ich von den Frauen ja auch bewundert. Die meisten Mütter haben ja das Gefühl, wir Männer könnten keine Kinder aufziehen.»

Nach der diesjährigen Ausgabe der Einelternwoche soll nun Schluss sein. Kurt Adler, tragende Kraft und Leiter der Fachstelle Diakonie, geht nächstes Jahr in Pension. Die IG Alleinerziehende, welche die Ferienwoche für Alleinerziehende während Jahren finanziell unterstützte, hat sich aufgelöst. Hinzu kommt noch, dass in der Propstei im kommenden Sommer eine grosse Renovation ansteht und sie ihre Räumlichkeiten nicht zur Verfügung stellen kann.

Die leise Hoffnung auf eine Nachfolge

Viele Alleinerziehende, die jedes Jahr mit ihren Sprösslingen nach Wislikofen kamen, sind traurig. «Ich nehme ganz viele schöne Erinnerungen mit und empfinde grosse Dankbarkeit», meint Mirjam aus Windisch.

Kurt Adler hofft indessen, dass sich in zwei Jahren jemand findet, der das Projekt neu aufzieht. Doch das brauche schon einiges an Einsatz und Erfahrung. «Zumindest Mitglied einer geeigneten Fachstelle müsse diese Person sein», skizziert Kurt Adler die Anforderungen an seine Nachfolge. Diese Woche sei immer ein grossartiges Erlebnis, fordere aber dem Leiterteam enorm viel ab.

Arbeitsgerät statt Kinderlachen

Im kommenden Jahr wird Kurt Adler Ende Juli für einmal durchatmen und die Seele baumeln lassen können – und in Wislikofen wird Arbeitsgerät anstelle von Kinderlachen widerhallen.

 

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