14.03.2019

Silja Walter: «Ich habe den Himmel gegessen»

Von Anne Burgmer

  • Zum hundertsten Mal jährt sich der Geburtstag von Silja Walter. Das Kloster Fahr feiert seine 2011 verstorbene Poetin mit einer Festwoche und zahlreichen Veranstaltungen im Jahr 2019.
  • Szenisch und mit Musik nähert sich die Schauspielerin Christine Lather der Biographie der Fahrer Schwester und Poetin.
  • Im Interview (siehe Zusatztext) erzählt Priorin Irene Gassmann von den Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten.

 

Es ist ein reduziertes Stück, welches Christine Lather und Felix Huber auf Grundlage der Biografie von Silja Walter geschrieben und komponiert haben. Der Reichtum entsteht durch die Präsenz der beiden auf der Bühne und die Reduzierung auf das Maximum.

Am Ende kein «Amen»

An einer Stelle im Stück «Ich habe den Himmel gegessen» kniet Christine Lather, als Silja Walter, und betet. Amen, sagt sie und für einen katholisch geprägten Menschen könnte das Stück dort zu Ende sein. Doch Christine Lather lässt ihre Silja noch weiter erinnern, sprechen, singen und den Frühling feiern. «Amen, das ist ein Schluss für Leute, die in der Religion aufgehoben sind, die schon wissen, was kommt», sagt sie. Die Schauspielerin und Sängerin verwebt Texte und Lyrik der Poetin Silja Walter zu ihrer Biografie. In verschiedenen, nie statischen Bildern, Monologen, Dialogen mit der Musik des Klaviers, durch Gesang und Tanz zieht das Stück die Zuschauerinnen und Zuschauer fast magisch in den Bann der suchenden Silja Walter.

Freude über Gottes Grösse

«Sie hat das Froh-sein gesucht, die Liebe, das wirklich innerste Glück und mir sagen die Leute, dass sie der Teil nach dem Amen, in dem Silja den Frühling beschreibt, anrührt. So sehr, dass er ihnen noch tagelang nachgeht», begründet Christine Lather, warum sie nach dem Amen weiterspielt. Die Bewegungen des Suchens und die des Tanzens sind im Stück «Ich habe den Himmel gegessen» stets präsent. Die Musik, Felix Huber komponierte die Stücke und spielt die musikalische Stimme der Dialoge und des Stücks, fokussiert manchmal noch stärker als die Texte auf das lebenslange Ringen von Silja Walter. Es sind merkwürdig drängende Töne, die Felix Huber dem Flügel entlockt. Und manch bekannter Text – wie beispielsweise das Sanctus – ist so vertont, wird so gesungen und gespielt, dass einen die Freude über die Grösse Gottes förmlich anspringt. Es wird verständlich, warum Silja Walter immer wieder in Konflikt mit den starren Regeln des Klosters und den verstaubten, fast toten Worten der Liturgie gerät.

Reduktion auf das Maximum

Es sei nicht zu viel verraten über das Stück, denn im Gespräch mit Christine Lather wird deutlich, dass manches anders gemeint war, als es verstanden wurde. Zu viel zu beschreiben, würde den Leserinnen und Lesern die Möglichkeit nehmen, die anderhalbstündige Aufführung frei von vorgefertigten Ideen zu erleben. Nur das sei gesagt: Wer jemals im Fahr war, vom Limmatufer hinübergeschaut hat zu den Gebäuden, wird diese Bilder immer wieder vor dem inneren Auge sehen. Und er wird in dem wenigen, was die Sängerin an Requisite auf der Bühne verwendet, nichts vermissen, denn Christine Lather reduziert auf das Maximum und lässt den Zuschauern die Freiheit des Ergänzens in Gedanken und Gefühlen. Silja Walter scheint präsent an diesem Abend, sitzt vielleicht im Publikum oder steht am Rand und schaut zu.

 

Veranstaltungshinweis «Silja-Tag»

Am 23. April wird es den «Silja-Tag» im Kloster Fahr geben. An alle Frauen mit Namen Silja besteht die Einladung, sich im Fahr zu melden und den Tag im Gedenken an Silja Walter als Namensvetterin zu feiern. Ab 15 Uhr startet das Programm: dazu gehört der Silja-Austausch mit Priorin Irene Gassmann, eine Klosterführung, die gesungene Vesper mit der Klostergemeinschaft, ein Imbiss sowie der fakultative Besuch von «Ich habe den Himmel gegessen», Reise ins Innere, eine Theater- und Musikproduktion zu Silja Walter ab 19.30 Uhr in der Klosterkirche Fahr. Informationen und Anmeldungen zu dieser und weiteren Veranstaltungen gibt es auf

www.siljawalter.ch

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