25.11.2015

Gegen Gewalt an Frauen

Von Marie-Christine Andres Schürch

Heute Mittwoch, 25. November 2015 startet weltweit die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen». Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften, Frauenhäuser, Selbstverteidigungsvereine und Opferhilfestellen treten gemeinsam an die Öffentlichkeit, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Der Pastoralraum Aarau beteiligt sich mit eigenen Anlässen und Angeboten an der Aktion.

Im Fokus der diesjährigen Schweizer Kampagne steht Häusliche Gewalt. Es ist die am meisten verbreitete Form von Gewalt gegen Frauen und es gibt sie durchaus auch hierzulande, in allen sozialen Schichten. Der Christliche Friedensdienst (cfd), der die Kampagne schweizweit koordiniert, nennt auf der offiziellen Webseite der Kampagne erschreckende Zahlen: «Jede zweite Woche stirbt in unserem Land eine Frau an den Folgen häuslicher Gewalt. Die 15 650 gemeldeten Straftaten im Jahr 2014 im Bereich Häusliche Gewalt stellen fast 40 Prozent der Gewaltstraftaten dar. Die Berner Polizei rückt dreimal pro Tag wegen häuslicher Gewalt aus. Wenn die Nachbarin, die Tante, Freundin oder die Arbeitskollegin psychisch bedroht, beschimpft und geschlagen werden, ist das eine Menschenrechtsverletzung und keine Bagatelle. Das Thema häusliche Gewalt darf kein Tabu bleiben, und gehört in die Öffentlichkeit.»

Kampagne ist leider nötig
«Auch unsere Erfahrung zeigt leider, dass die Kampagne notwendig ist.», sagt Yvonne von Arx. Die Seelsorgerin in der Pfarrei Peter und Paul Aarau organisiert zusammen mit Esther Wyss, in der gleichen Pfarrei verantwortlich für Begegnung und Diakonie, und Rita Wismann-Baratto, Gemeindeleiterin in der Pfarrei Suhr, die Aarauer Anlässe zur Kampagne. Nachdem sich die Pfarrei Peter und Paul Aarau im vergangenen Jahr kurz vor Kampagnenstart spontan zum Mitmachen entschlossen hatte, nahmen sich die Organisatorinnen dieses Jahr mehr Zeit zur Vorbereitung. Yvonne von Arx begegnet in ihrer Tätigkeit als Seelsorgerin auch Frauen, die Gewalt erleben. Weil sie dabei erlebt, wie schwer es den Betroffenen fällt, sich jemandem anzuvertrauen und Hilfe zu holen, ist für sie das Ziel ihrer Aktionen klar: «Wir wollen den Frauen Mut machen, den Schritt nach Aussen zu wagen.» Mit einem Stand auf der Aarauer Igelweid morgen Donnerstag, 26. November, geben die Organisatorinnen Frauen die Möglichkeit, sich über Beratungs- und Hilfsangebotezu informieren .

Weltweite Aktionstage
Die Kampagne «16 Days of Activism Against Gender Violence» wurde 1991 vom Women’s Global Leadership Institute ins Leben gerufen. Die 16 Tage beginnen stets am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, Abschluss ist am Tag der Menschenrechte am 10. Dezember. Mit der Wahl dieser Daten wird deutlich gemacht, dass Frauenrechte auch Menschenrechte sind. Gewalt gegen Frauen ist deshalb immer auch eine Menschenrechtsverletzung. Seit 1991 haben in über 150 Ländern bislang mehr als 4 000 Organisationen die internationale Kampagne unterstützt – die Schweiz fehlte bis vor sieben Jahren.

 Erst im Jahr 2008 lancierte die feministische Friedensorganisation «Christlicher Friedensdienst» (cfd) die Kampagne zum ersten Mal in der Deutschschweiz. Seither tragen jährlich rund 50 Schweizer Frauen-, Männer- und Friedensorganisationen, Gewerkschaften, Beratungsstellen und Kirchgemeinden mit einem vielfältigen Programm zur Kampagne bei. Die Ziele der Kampagne sind, für Gewalt gegen Frauen zu sensibilisieren, auch weniger sichtbare Diskriminierungen von Frauen zu thematisieren, Beratungsstellen bekannter zu machen und gewaltfreie Wege aufzuzeigen.

Am gefährlichsten ist es in den eigenen vier Wänden
Noch ist es leider oft so, dass häusliche Gewalt verharmlost wird und Übergriffe teilweise nicht als Gewalt empfunden und toleriert werden. Doch die Kampagnen-Webseite hält fest: «Der gefährlichste Ort für eine Frau sind die eigenen vier Wände.» Gewalt gegen Frauen beschränke sich nicht auf den kleinen individuellen Kreis der Betroffenen, sondern bedeute einen Impakt auf die Gesellschaft, schreiben die Organisatoren und fragen rhetorisch: «Welche Sicherheit gibt es in einem Land, wo eine Frau in einer Beziehung vor ihrem Partner nicht sicher ist und nicht ernst genommen wird, wenn sie sich wehrt?» Für einen Paradigmenwechsel weg von einer Gewaltkultur sei die Solidarität aller gefragt. Der cfd hält ruft die Bevölkerung auf: «Wir appellieren an die Verantwortung der Gesellschaft: ‚Schau hin, mische dich ein, schau nicht weg.’ Die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» will mithelfen, eine Welt zu schaffen, in der keine Frau aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert wird oder Gewalt erfährt.

Veranstaltungen des Pastoralraums Aarau im Rahmen der Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen»:

Donnerstag, 26. November, 17 bis 19 Uhr: Markstand Igelweid, Aarau

Samstag, 28. November, 13.30 bis 17 Uhr: Offenes Ohr. In der Kath. Kirche Aarau können die Besucherinnen bei einer Handmassage entspannen, Kaffee und Kuchen geniessen. In Zuhörnischen haben Theologinnen ein Offenes Ohr für Leichtes und Bedrückendes.

Dienstag, 1. Dezember, 18.30 bis 21 Uhr: Selbstverteidigungs-Schnupperabend für Frauen ab 15 Jahren im Movi-Menti, Rohrerstrasse 80, Aarau. Anmeldung an esther.wyss@pfarrei-aarau.ch, T 062 832 42 12.

Mittwoch, 2. Dezember, 19.30 bis 21.30 Uhr: Der Katholische Frauenbund Aarau lädt zum Podiumsgespräch in den Kirchensaal der Kath. Kirche Aarau ein. Es diskutieren: Rita Wismann, ehem. Leiterin der Opferhilfestelle und Seelsorgerin und Marianne Koch, Beauftragte der Polizei, v.a. für häusliche Gewalt und Gewalt an Kindern. Anschliessend Apéro.

Mehr Infos finden Sie auf der offiziellen Webseite der Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen»

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