19.06.2021

Diakonenweihe, 150 Jahre Pfarrkirche St. Nikolaus und 140 Jahre Kirchenchor
Jubiläumsgottesdienst aus Erlinsbach

Von Christian Breitschmid

  • Am Sonntag, 20. Juni 2021, hatte die katholische Gemeinde von Erlinsbach gleich dreifachen Grund zu feiern: die Pfarrkirche wurde 150, der Kirchenchor 140 Jahre alt und Joice Kalathiparambil wurde zum Diakon geweiht.
  • Den festlichen Jubiläumsgottesdienst mit Diözesanbischof Felix Gmür liess die Pfarrei von einem eigens engagierten Videoteam live via YouTube streamen. Mit Erlaubnis der Kirchgemeinde, darf Horizonte diesen Stream hier verlinken.
  • So konnten auch Familie und Verwandte von Joice Kalathiparambil im fernen Kerala in Indien mit dabei sein, als der angehende Priester seine erste Weihe erhielt.


Unter den feierlichen Kyrieklängen von Mozarts Krönungsmesse zogen Bischof Felix Gmür und ein Dutzend Konzelebranten am gestrigen Sonntag in die katholische Pfarrkirche St. Nikolaus in Erlinsbach ein. Die Kirche feierte an diesem Tag ihren 150. Geburtstag, der Kirchenchor Erlinsbach seinen 140. Und als wären diese runden Geburtstage nicht schon Grund genug, aus voller Kehle zu singen und jubelnd zu musizieren, durfte an diesem Feiertag Priesteramtskandidat Joice Kalathiparambil von Bischof Felix seine Diakonenweihe empfangen.

Krönung seines Wirkens

Pfarrer Beda Baumgartner freut sich, gleich dreifachen Grund für die Feier eines Jubiläumsgottesdienstes zu haben. | Foto: Susanne Breitschmid
Während Chorleiter und Dirigent Jan Šprta mit seinen Musikern, Sängern und Solisten die Krönungsmesse in C-Dur, KV 317, von Wolfgang Amadeus Mozart in ihrer ganzen Pracht erklingen liess, war dieser Gottesdienst für Pfarrer Beda Baumgartner wohl eine eigene, kleine Krönung seines nunmehr fünfjährigen Wirkens in der Gemeinde, die zu zwei Kantonen gehört. So «pilgern» die Katholiken aus dem aargauischen Erlinsbach für jeden Gottesdienst über den Erzbach nach Erlinsbach Solothurn, um mit Pfarrer Beda Eucharistie zu feiern.

Ab dem 1. August 2021 wird Pfarrer Beda allerdings nicht mehr am Altar stehen. Er wird dann im luzernischen Pfaffnau als leitender Priester tätig sein, während in Erlinsbach Kaplan Dominic Kalathiparambil diese Funktion innehaben wird. So schliesst sich ein Kreis, den Pfarrer Bedas Vorgänger, der heutige Domherr Stefan Kemmler, in Erlinsbach zu ziehen begonnen hat.

Verein unterstützt Berufene

Diakon Joice stammt aus dem indischen Bundesstaat Kerala. Via Livestream grüsst er hier seine Familie zu Hause. | Foto: Susanne Breitschmid
Stefan Kemmler war es, der den «Verein zur Förderung von Priesterberufungen» mit Sitz in Erlinsbach ins Leben gerufen hat. Dieser Verein unterstützt junge Männer, die gerne Priester werden möchten, indem er ihnen das Studium ermöglicht. Kaplan Dominic, der 2014 in Erlinsbach zum Diakon geweiht wurde, ist einer von ihnen. Auch Joice Kalathiparambil, der gestern von Bischof Felix seine Weihe erhielt, hat die Möglichkeit zum Studium durch den Erlinsbacher Verein erhalten.

Für diese Unterstützung bedankte sich Diakon Joice am Ende des Jubiläumsgottesdienstes auch herzlich bei all seinen Gönnern und Förderern. Besonders berührend war der Moment, in dem er in seiner Muttersprache und direkt in die Kamera seiner Familie und all seinen Freunden, Verwandten und Bekannten in Indien für Ihre Begleitung auf seinem Weg dankte.

Wahrhaft katholische Gemeinschaft

Freunde aus aller Welt feierten mit Joice Kalathiparambil in der Pfarrkirche Erlinsbach und via Livestream sogar weltweit. | Foto: Die Streamer
Einer Diakonen- oder gar Priesterweihe beiwohnen zu dürfen, ist heutzutage eine Seltenheit geworden in Schweizer Kirchen. Umso beeindruckender war es für die Besucher des Festgottesdienstes in Erlinsbach, sich inmitten einer internationalen, also katholischen Gemeinschaft zu sehen, die Joice Kalathiparambil mit ihren Gebeten und guten Gedanken auf seinem Weg begleitete.

Viele Studienkollegen von Diakon Joice waren extra angereist, um an seinem grossen Tag dabei zu sein. Sie haben sich am Herzoglichen Georgianum in München kennengelernt, wo sie gemeinsam studierten. Aber auch über das Studium hinaus verbindet dieses Haus seine Bewohner. Auf der Website des Georgianums steht: «Auch wenn im Haus vorrangig Seminaristen während ihres Theologiestudiums begleitet und ausgebildet werden, hat sich das Georgianum daneben auch zu einem Kolleg für Priester aus der ganzen Weltkirche entwickelt, die in München ein Lizentiats- oder Promotionsstudium absolvieren.»

So liessen es sich der Direktor des Georgianums, Winfried Haunerland, und der Spiritual, Yves Kingata, selbstverständlich nicht nehmen, beim Weihegottesdienst von Joice Kalathiparambil dabeizusein und als Konzelebranten dabei auch mitzuwirken.

«Jesus rettet alle»

Bischof Felix fordert in seiner Predigt dazu auf, im Sinne des Evangeliums zu glauben und keine Angst zu haben. | Foto: Susanne Breitschmid
In seiner Predigt sprach Bischof Felix die Schwierigkeiten unserer Tage sehr direkt an: «Es geht drunter und drüber.» Die Coronapandemie, die Klimaverschiebung, die Flüchtlingsströme und vieles mehr seien die Belege dafür, dass es drunter und drüber gehe. «Und trotzdem feiern wir.» Im Tagesevangelium (Mk 4,35–41) stelle Jesus den Jüngern die entscheidende Frage: «Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?»

Die Aufgabe des Diakons sei es, so Bischof Felix weiter, den Glauben, die Erkenntnis zu allen Menschen zu bringen, dass Christus für alle Menschen gelebt und gewirkt hat und für alle Menschen gestorben ist, dass er der Retter und Erlöser ist. Und er ermunterte den frischgeweihten Diakon: «Joice, bring diesen Glauben zu den Menschen. Das ist wahrer Dienst am Nächsten. Gott segne dich. Amen.»

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