04.07.2019

Jugendliche auf dem Jakobsweg

Von Andreas C. Müller

  • Übermorgen Samstag reist die Jugendseelsorge Fricktal (Juseso Fricktal) nach Spanien. Ziel: Die letzten 100 Kilometer auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostella.
  • Subventioniert wird das neuntägige Projekt von Pfarreien und der Aargauer Pastoralkonferenz. Dass die Jugendlichen für die Anreise das Flugzeug nehmen, sorgte für keinerlei Vorbehalte.

 

«Eine Strecke von etwas über 100 Kilometer. Gerade genug, damit es für die begehrte Pilgerurkunde reicht, meint Simon Hohler, Leiter der Jugendseelsorge Fricktal (Juseso). Und natürlich wolle man auch noch in der grossen Kathedrale den Pilgergottesdienst unter dem grossen hin und her schwingenden Weihrauchfass feiern.

Motivation: weg von zuhause, Land und Leute kennenlernen

Pilgern mit Jugendlichen: Ein Experiment, zu dem ihn ein Bekannter aufgrund eigener Erfahrungen ermutigt hätte, erklärt Simon Hohler, wie es zu diesem Projekt kam. Während fünf Tagen wird gepilgert – jeweils Steckenabschnitte von etwa 20 Kilometern. Die 16-jähige Adriana aus Möhlin freut sich: «Ich brauche Abstand von zuhause, vom Stress», erklärt sie. «Ich habe viele Hobbies und es fällt mir schwer, Prioritäten zu setzen. Vielleicht gewinne ich auf dem Jakonbsweg Klarheit.»

Daria, ebenfalls 16 Jahre alt, stammt aus Mettau: «Ich möchte vor allem Land und Leute an der Westküste Spaniens kennen lernen». Jonas, 17, aus Etzgen, ist über Facebook auf das Projekt gestossen. Dort war der Flyer zu sehen. Und Pilgern, das wollte Jonas schon immer einmal ausprobieren. Und warum nicht gleich auf dem Jakobsweg.

Die wichtigste Frage: «Was gibt es zu essen?»

Im Rahmen eine Vorbereitungstreffens haben die 13 Jugendlichen von Simon Hohler erfahren, worum es beim Pilgern geht: «Früher nahmen die Menschen eine Pilgerreise auf sich, um die Vergebung von ihren Sünden zu erlangen. Heute geht es mehr darum, mal abzuschalten, eine Grenzerfahrung zu machen oder sich selbst oder Gott zu finden.

Was die Jugendlichen mit Blick auf das bevorstehende Abenteuer am meisten interessiert, ist das Essen: Was gibt es in den Pilgerherbergen? Was kann man sich als Verpflegung unterwegs organisieren? Ein Teilnehmer möchte gerne während des Pilgerns Musik hören. Ob das erlaubt ist? «Jeder ist für sich unterwegs und muss selber entscheiden, was er brauchst», meint Simon Hohler dazu. «Musik hören ist erlaubt – ausser während bestimmter Impulszeiten, zu denen ich Stille verordne».

40 Grad Hitze – und ein Rucksack mit allem Gepäck

Besonders vorbereitet werden müssen die Jugendlichen auch hinsichtlich des mitgeführten Gepäcks, denn: «Die Jugendlichen tragen alles in ihrem Rucksack mit sich – wie es sich für einen Pilger gehört. Daher gilt es, nur das Nötigste mitzuführen», empfiehlt Simon Hohler. «Dazu gehört sicher gutes Schuhwerk, Sonnenschutz, aber auch eine Regenjacke. Alles in allem sollte man nicht mehr als 10 Kilogramm mit sich tragen».

Das Wetter dürfte zur grössten Herausforderung für die jugendlichen Pilger werden. «Da es tagsüber gut gegen 40 Grad warm werden kann, werden wir versuchen, jeweils möglichst früh am Morgen aufzubrechen», meint Simon Hohler.

Auch Klimastreikende fliegen

An- und Rückreise erfolgt mit dem Flugzeug. In Zeiten des Klimastreiks kein unumstrittenes Vorgehen. Doch die Jugendlichen – darunter auch solche, die auch schon einmal an einem Klimastreik teilgenommen haben, stören sich nicht daran. «Ohne Flugreise würde das ganze Unterfangen etwa drei Tage länger dauern und teurer werden», gibt Simon Hohler zu bedenken. Und man wollte die Kosten tief halten. Dies gelingt auch dank Fördermitteln von Seiten verschiedener Pfarreien sowie der Aargauer Pastoralkonferenz. Jugendliche zahlen somit für das Abenteuer weniger als 400 Franken.

Auf die Problematik mit dem Fliegen angesprochen, meint Susanne Muth von der Aargauer Pastoralkonferenz: «Wir werden uns in Zukunft sicher genauer überlegen müssen, für was wir Geld sprechen. Wir müssen uns aber dessen bewusst sein, dass viele Projekte nicht mehr möglich sind, wenn wir konsequent keine Flugreisen mehr unterstützen».

 

 

 

 

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