03.07.2015

Jungen Menschen eine Zukunft

Von Dominik Thali und Andreas C. Müller

Anlässlich des 200. Geburtstages von Don Boscos ist in der Schweiz die Bewegung Bosco Arena entstanden, um Jugendlichen in Kolumbien, Südafrika und Papua-Neuguinea mit kreativen Aktionen eine Lehre und Zukunftsperspekiven zu ermöglichen. Am 23. August 2015 findet zudem in Beromünster der «Bosco-200-Run» statt, ein Spendenlauf, dessen Erlös benachteiligten Jugendlichen in Südafrika, Kolumbien und Papua-Neuguinea zugute kommt.

Don Bosco? Die Salesianer? In der Schweiz kennt man sie über ihr früheres Internat in Beromünster. Dabei ist der zweitgrösste Orden weltweit grösster privater Anbieter von Berufsausbildung für Jugendliche. 15 000 «Salesianer Don Boscos» setzen sich in 132 Ländern für junge Menschen ein; die Don-Bosco-Familie mit ihren 22 Gruppen – zum Beispiel den Salesianischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – zählt rund 300 000 Mitglieder. Hinzu kommen etwa 265 000 Angestellte. In Europa schrumpft der Orden wie andere auch, aber in Afrika und Asien wächst er. In der Schweiz gibt es noch 18 Patres, davon leben 3 in Beromünster. Mit ihren 9 Angestellten führen die Patres das «Jugendwerk Don Bosco» sowie die «Jugendhilfe Weltweit». Im 2012 geschlossenen Studienheim, das Schüler der benachbarten Kantonsschule aufnahm, können heute Räume für Tagungen oder Lager gemietet werden und es gibt einen Mittagstisch und Freizeitbetreuung für die Erstklässler des Gymnasiums.

Lebensfreude schenken
Die «Jugendhilfe Weltweit» wurde 1980 gegründet, in Anlehnung an das Werk von Ordensgründer Giovanni Bosco. Der allseits bekannte Wohltäter förderte bis zu seinem Tod im Jahre 1888 benachteiligte Kinder und Jugendliche durch Schul- und Berufsbildung. Dies tat er als Praktiker: Er setzte sich beispielsweise als erster dafür ein, dass Lehrmeister mit Jugendlichen Lehrverträge abschlossen. 1859 gründete Giovanni Bosco eine Ordensgemeinschaft, die «Salesianer Don Boscos». Heute bilden diese mit 15 000 Mitgliedern den zweigrössten Orden weltweit (nach den Jesuiten). In der Schweiz sind die Salesianer seit 1889 vertreten, in Beromünster seit 1958. «Wir pflegen hier die ganzheitlich pädagogisch-pastorale Arbeit nach Don Boscos Vorbild», erklärt Josef Knupp, Leiter des Jugendwerks. «Besonders mit jungen Menschen, die es schwer haben im Leben und deshalb oft auch anderen das Leben schwer machen.» Josef Knupp kam 1968 als 13-Jähriger nach «Möischter», wie Beromünster im Dialekt der Ortsansässigen gemeinhin genannt wird. In Grossdietwil aufgewachsen, fand Josef Knupp keine Möglichkeit, das Gymnasium zu besuchen. Er habe schon damals «etwas mit Theologie und Sozialarbeit» gesucht», erzählt er. Eine Velotour 1972 nach Turin, die Heimat Don Boscos, überzeugte ihn, den Salesianern beizutreten: Dort stand und steht neben der Theologie auch die Sozialpädagogik auf dem Studienplan. Pater Toni Rogger, Leiter von «Jugendhilfe Weltweit», war es ein paar Jahre zuvor nicht anders ergangen: Der von Optimismus, Lebensfreude und Kreativität geprägte Umgang der Salesianer mit Jugendlichen habe ihn begeistert: «Das wollte ich selbst weitergeben.»

Einsatz für die Jungen beeindruckt bis heute
Der Priester und Pädagoge Giovanni Bosco gehört zu den grossen Sozialreformern des 19. Jahrhunderts. Geboren am 16. August 1815 in Becchi bei Turin, musste er schon mit zwölf Jahren das Elternhaus verlassen, um sich als Bauernknecht zu verdingen. Er schaffte aber den Schulabschluss, studierte Theologie und wurde 1841 zum Priester geweiht. Begegnungen an den sozialen Brennpunkten in der Industriestadt Turin – in Spitälern, Gefängnissen, Fabriken – führten ihn auf seinen Weg, Glauben und Leben zu verbinden. «Er schwor sich, für die jungen Menschen etwas zu tun, bevor sie auf die schiefe Bahn gerieten», so Toni Rogger, Leiter der «Jugendhilfe Weltweit» in der Schweiz.

Überall einen Fussballplatz
Junge Menschen nicht nur schulisch und beruflich zu bilden, sondern auch in ihrer Persönlichkeit, «so dass sie fähig werden, ihr Leben selbständig zu gestalten», das ist das Ziel im Geiste Don Boscos. Toni Rogger stellt fest, dass Jugendliche in der Dritten Welt, die bei Don Bosco ihre Ausbildung gemacht hätten, leichter eine Stelle fänden als andere, «weil die Arbeitgeber spüren, dass sie mehr mitbringen als bloss Fachwissen, sondern auch gelernt haben, Verantwortung zu tragen.» Josef Knupp und Toni Rogger sind überzeugt: «Mit seinem familiären Ansatz und seinem familiären Stil des Miteinanders von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hat Don Bosco nichts an Aktualität verloren.» Die «arme und verlassene Jugend» zu Zeiten des Ordensgründers, das sind heute Jugendliche mit düsteren Perspektiven in Afrika, Asien und Lateinamerika. Für sie setzt sich die «Jugendhilfe Weltweit» von Don Bosco ein. Allein 2014 unterstützte sie in 42 Ländern 144 Projekte mit 7,4 Millionen Franken. Ein wichtiges Feld ist dabei die Berufsausbildung. «Wir sind der weltweit grösste private Anbieter von Berufsbildung», erklärt Melanie Troxler. Sie betreut Projekte der Jugendhilfe und leitet Kampagnen. Als sie sich, mit einem Management-Studium im Rucksack, vor vier Jahren in Beromünster bewarb, faszinierte sie vor allem «der integrale Ansatz» der Don-Bosco-Jugendhilfe, der bis in die Freizeit reiche. «Drum gibts überall zum Beispiel auch einen Fussballplatz.»

Online-Plattform für Projekte
Fussball: Er brachte Toni Rogger darauf, im Jahre 2014, anlässlich der Fussball-WM in Brasilien, die «Bosco-Arena» zu bauen. Die «Bosco-Arena» ist eine Online-Plattform. Über diese können kreative Sammelaktionen durchgeführt werden. Eine davon ist der «Bosco-200-Run», der am 23. August 2015 in Beromünster ausgetragen wird. Ein Spendenlauf, dessen Erlös benachteiligten Jugendlichen in Südafrika, Kolumbien und Papua-Neuguinea zugute kommt. Aufgeführt sind auf www.boscoarena.ch mittlerweile über 20 Projekte und Anlässe aus allen Lebensbereichen. Am Schweizerischen Schulsporttag vom 3. Juni2015 in Luzern stellte die «Bosco-Arena» eine Basketball-Spendenmaschine auf: mit jedem Korb flossen zwei Franken in ein Jugendhilfe-Projekt. «En Lehr für alli!», lautete der Titel. «Ins Gespräch kommen, Jugendliche für die Not anderer sensibilisieren», sei das Ziel gewesen, wie Melanie Troxler erklärt. Die Website ist neu, die Aktionen sind pfiffig, vom kleinen Spender bis zum möglichen Erblasser sind breite Zielgruppen angesprochen. Diese moderne Präsenz sei tatsächlich noch jung, räumen die Don-Bosco-Verantwortlichen ein. «Aber wir wollen ja auch Leute ausserhalb der katholischen Kirche ansprechen», meint Toni Rogger. Mittlerweile erhalte «Jugendhilfe Weltweit» auch Spenden von aus der Kirche Ausgetretenen: «Weil sie unsere Arbeit schätzen und genau sehen, was mit ihrem Geld geschieht.» Im übrigen lasse sich der moderne Auftritt selbstverständlich mit der Überzeugung von Don Bosco vereinbaren, erklärt Pater Toni: «Er habe einmal gesagt, wir Salesianer müssten immer an der Spitze des Fortschritts stehen. Wenn wir die jungen Menschen erreichen wollen, müssen wir mit der Zeit gehen.»

 

Themen Schweiz Welt
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