10.08.2014

Kleine Kirche mit vielfältigem Engagement

Von Anne Burgmer

Die Gründung der Evangelisch-Methodistischen Kirche geht auf die beiden anglikanischen Pfarrer John und Charles Wesley im 18. Jahrhundert in England zurück. Der Begriff «methodistisch» war ursprünglich ein Spottname: Er bezeichnete die disziplinierte Lebensweise der Gläubigen mit täglicher Bibellektüre, Gebet, Fasten und Wohltätigkeit. Ihnen war die Veränderung im persönlichen Leben und in der Gesellschaft wichtig, Gender-Gleichberechtigung inklusive.

«Wir bekräftigen, dass alle Personen in den Augen Gottes den gleichen Wert besitzen und wir arbeiten deshalb auf eine Gemeinschaft hin, in der der Wert eines jeden Menschen anerkannt, erhalten und gestärkt wird», heisst es in den Sozialen Grundsätzen – sie stammen von 1946! Während die Evangelisch-Methodistische Kirche weltweit rund 12 Millionen Mitglieder zählt und sich vielfältig engagiert, zählt sie in der Schweiz zu den kleinen Kirchen.

Kirchen verbinden
Sylvia Minder ist zusammen mit ihrem Mann für das Pfarramt der Evangelisch-Methodistischen Kirche in Aarau verantwortlich. Ihre Gemeinde ist eine von elf im Kanton. Sie beschreibt ihre Kirche als Brücke: Einerseits sei man mit den Freikirchen in der Allianz verbunden, andererseits aber in Kontakt mit den Landeskirchen. Mit diesen wünscht sich aber die Pfarrerin noch mehr gelebte Gemeinschaft. So engagiere man sich in ökumenischen Projekten wie «Aarau liest die Bibel», Weltgebetstag, in der Kinderwoche oder gestalte abwechselnd mit anderen Kirchen Gottesdienste im Alterszentrum Herosé. Der nächste ökumenische Gottesdienst ist für 2015 geplant – ein Schritt, über den sich Sylvia Minder sehr freut.

Offenheit als Auftrag
Kirchengründer John Wesley betonte: «In allen Fragen, die nicht die Wurzel des Christentums treffen, halten wir es mit der Regel: Denken und denken lassen.» Der weite Horizont ist auch im Theologischen wichtig. Die Evangelisch-Methodistische Kirche suche «mit grosser Offenheit die Zusammenarbeit mit anderen Kirchen», erklärt ihr Bischof Patrick Streiff. So ist die Kirche Mitglied in vielen kantonalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen und Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Schweiz. Bereits 1973 unterzeichnete sie die erste gegenseitige Taufanerkennung der drei Landeskirchen mit und war auch bei der neuerlichen Taufanerkennung von sechs Schweizer Kirchen an Ostern dieses Jahres mit von der Partie. Pfarrerin Minder setzt sich ebenfalls für Offenheit ein, gibt aber zu bedenken, dass dies Gemeindemitglieder auch überfordern könne. Als Reaktion zögen manche einen Zaun um sich und «den rechten Glauben».

Nachfolge Christi…
Für Methodisten sind drei Schritte im Glaubensleben wichtig: Zunächst die Liebe Gottes zu jedem Menschen persönlich zu erfahren, sich von dieser Liebe bewegen und verändern zu lassen und dann Gott und die Mitmenschen wie sich selbst von ganzem Herzen zu lieben. John Wesley habe dies als Merkmal der Kirchenmitglieder benannt «und gesagt, es sei nichts anderes als die Kennzeichen jedes wahren Christen. Ich stimme ihm zu», so Bischof Streiff. Darüber hinaus pflegen Methodisten Bibellektüre und Gebet und engagieren sich mit ihrer Kirche konkret vor Ort. So gibt es in Aarau alle zwei Wochen einen Gottesdienst in arabischer Sprache. Dazu kommt ein Café für Asylsuchende und dem «Tischlein deck dich», einem Projekt für Armutsbetroffene, gewährt sie Gastrecht. Vor 200 Jahren setzte sie sich massgeblich für die Abschaffung der Sklaverei in England ein und stand damit von Beginn an auf der Seite der Armen.

Christiane Faschon/aj

Themen Ökumenisch
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