02.08.2018

Kloster Beinwil sucht Nachfolger

Von Andreas C. Müller

  • Das Kloster Beinwil wird von einer ökumenischen Gemeinschaft bewirtschaftet, die sich zwar nach benediktinischen Regelen orientiert, aber Aussenstehende für Kurzaufenthalte und Auszeiten aufnimmt. Auf Ende Jahr hin hat der Leiter der Gemeinschaft, Christoph Wilden, den Vertrag mit der Stiftung Kloster Beinwil gekündigt – unter Geltendmachung verschiedener Differenzen.
  • Urs Saner ist gebürtiger Beinwiler, Landwirt, Gemeinderat, Kirchgemeindepräsident und Mitglied im Stiftungsrat Kloster Beinwil. Aufs kommendes Jahr hin soll das Kloster in neue Hände übergeben werden. Passable Bewerbungen liegen auf dem Tisch.

Herr Saner, im Kanton Aargau gibt es zwei Ortschaften lautend auf den Namen Beinwil: Die eine liegt am Hallwilersee, die andere am Fusse des Lindenbergs. Das solothurnische Beinwil liegt inmitten eines Tals, umgeben von hohen Jurahügeln. Wie leben die Menschen hier?
Urs Saner:
Wir sind flächenmässig die drittgrösste Gemeinde des Kantons – also eine Streusiedlung, bestehend aus zwei Dorfteilen. Wirtschaftlich sind wir nach Basel ausgerichtet. Wer nicht hier auf einem der 30 landwirtschaftlichen Betriebe, in einem der hier ansässigen Gartenbauunternehmen, beziehungsweise in der Landmaschinen- oder Holzschnitzelwerkstatt arbeitet, pendelt in die Stadt. Das sind die meisten der gut 374 Einwohner.

Zwischen den beiden Ortsteilen Ober- und Unterbeinwil befindet sich ein Kloster: Was hat dieses für eine Bedeutung für die Gemeinde?
Urs Saner: Der Gemeinde bringt das Kloster nicht viel. Was uns fehlt, ist eine regelmässig geöffnete Beiz. Das vermissen wir.

Die Ortschaft galt vor gut 375 Jahren schon den Mönchen als zu abgelegen. Die Benediktiner verliessen das Kloster Beinwil und zogen nach Mariastein. Kämpft der Ort auch heute noch mit Abwanderungstendenzen?
Urs Saner: Ja, wir kämpfen gegen die Abwanderung – viele Häuser stehen leer. Doch seit letztem Jahr sind 30 Personen zugezogen. Das hat übrigens auch unsere Schule gerettet. Aktuell haben wir wieder 14 Schüler in sechs Klassen. Bei 12 hätten wir zumachen können. Die Sorge, dass die jungen Leute wegziehen, bleibt.

Als Mitglied des Stitungsrates Kloster Beinwil haben Sie die jüngsten Entwicklungen in der kleinen Abtei mitbekommen. Nach zehn Jahren verlässt die ökumenische Gemeinschaft um Christoph Wilden das Kloster. Kam das überraschend?
Urs Saner: Es war schon länger klar, dass das nicht mehr geht. Die personellen Ressourcen in der Gemeinschaft haben sukzessive abgenommen, und die Arbeit wird ja nicht weniger, eher im Gegenteil. Junge, neue Kräfte haben gefehlt. Das war bei der Vorgängergemeinschaft übrigens dasselbe Problem.

Nun geht Christoph Wilden nicht ohne mediale Nebengeräusche. Lärm im Pfarrhaus, das zum Gebäude-Ensemble gehört, seien mitunter der Grund, warum man aufhöre, liess er via Medien verlauten.
Urs Saner: Christoph Wilden sieht sein Lebenswerk scheitern und sucht nun einen Sündenbock. Es ist schade, dass er mit solchen Äusserungen so vieles kaputt macht. Kommt hinzu, dass er ja selbst gekündigt hat, nicht die Stiftung. Und was die Sache mit dem Pfarrhaus betrifft: Die ökumenische Gemeinschaft hätte gern alle Gebäude mieten wollen – also auch das Pfarrhaus, das der Kirchgemeinde Beinwil gehört. In der Gemeinde wollte man dieses Haus aber einer Familie abgeben – nicht zuletzt auch, um die Schule im Dorf erhalten zu können. Im Pfarrhaus lebt mittlerweile eine Familie mit zwei Kindern.

Wie geht es denn nun weiter für das Kloster Beinwil?
Urs Saner: Wir hoffen, auf Anfang des kommenden Jahres die Gebäude einer Nachfolgegemeinschaft übergeben zu können. Ich bin mittlerweile guten Mutes, dass das klappt. Lange Zeit sah es nicht gut aus. Doch nun haben wir doch ein paar Bewerbungen erhalten, darunter von vier christlichen Gemeinschaften.

Was sind das für Gemeinschaften? Woher kommen sie?
Urs Saner: Das sind sehr offene Gruppen, aber allesamt mit christlichem Hintergrund. Ich habe gestaunt, wie weitläuft das die Runde gemacht hat. Wir haben Bewerbungen aus der Region, aber auch aus ganz Europa. Sogar aus Skandinavien.

Bis jetzt bietet der von der Stiftung definierte Nutzungszweck des Klosters ja sehr wenig Spielraum. Eine kommerzielle Nutzung ist nicht vorgesehen. Wird sich daran etwas ändern?
Urs Saner: Dass die Räume vermietet werden, ist nicht erlaubt. Die Gäste dürfen etwas spenden oder bei anfallenden Arbeiten mithelfen und sich für die Dauer ihres Aufenthalts am geistlichen Leben beteiligen. Dass es schwierig ist, so ein Konzept aufrechtzuerhalten, ist dem Stiftungsrat bewusst. Insbesondere auch, weil die Gemeinschaft zwar keine Miete bezahlen, aber für die Versicherungen und Nebenkosten aufkommen muss. Insofern werden wir wohl über die Bücher gehen und die Nutzniessung des Klosters etwas offener gestalten.

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