01.01.2014

König för ei Tag

Von Horizonte Aargau

Zum 25. Mal koordiniert das Hilfswerk Missio in der ganzen Schweiz die Sternsingeraktion. Gefeiert wird am 19. Januar 2014 mit einem grossen Fest im St.Gallischen Wil, für das Urban Schwegler mit «Mir gänd enand d’Händ» das Jubiläumslied geschrieben hat. Anlass genug, einmal der Frage nachzugehen, welche Rolle das Singen beim bereits Jahrhunderte alten Volksbrauch des Sternsingens eigentlich spielt. Urban Schwegler hat sich zu verschiedenen Lebensphasen mit dem Sternsingerbrauch beschäftigt und mit eigenen Kompositionen dieser Tradition neue Impulse gegeben.

Herr Schwegler, warum sind es eigentlich Sternsinger, die Jahr für Jahr am Dreikönigstag unsere Häuser segnen und für Kinder in den Ländern des Südens sammeln. Es könnten ja auch einfach Sternträger oder einfach drei Könige aus dem Morgenland sein.
Urban Schwegler: Der Brauch des Sternsingens ist aus der Tradition des Volkstheaters gewachsen. In früheren Jahrhunderten gab es Weihnachtsspiele, in denen Gesang eine wichtige Rolle einnahm. Die singenden Könige haben sich schliesslich als eine Art «Bettelbrauch» aus diesem Kontext gelöst. Das findet beispielsweise Ausdruck im Gedicht «Epiphaniefest» von Goethe. Sie haben bereits 2007 eine CD mit Sternsingerliedern herausgebracht.

Wie kam es dazu?
Während meiner Zeit als Mitarbeiter beim Hilfswerk Missio habe ich immer wieder erlebt, wie Sternsingergruppen im Bundeshaus empfangen wurden. Farbig gekleidete Kinder brachten Segen in ein Haus, wo politisch wichtige Entscheide fallen. Das hat mir stets gefallen. Schade fand ich jeweils, dass meist hochdeutsche Lieder gesungen wurden. So entstand die Idee, den Sternsingern in der Schweiz neues, zeitgemässes Liedgut an die Hand zu geben.

Sie haben sowohl Melodien komponiert wie auch Texte geschrieben. Wie sind Sie das Thema angegangen?
Mir war es ein Anliegen, die verschiedenen Aspekte des Sternsingens sowie die Geschichte der drei Könige zum Thema zu machen. Also habe ich zuerst die biblische Geschichte der Weisen aus dem Osten und das Brauchtum etwas näher unter die Lupe genommen.

Und was ist dabei herausgekommen?
Mir ist bewusst geworden, wie viel tiefer gehende Symbolik in dem ganzen Thema steckt.

Zum Beispiel?
Die drei Weisen aus dem Morgenland begeben sich auf eine Reise ins Ungewisse. Sie gehen ein Risiko ein, beweisen Mut, aber auch Vertrauen. Überhaupt die starke Bildsprache von der Reise in Nacht, die sich an einem hellen Stern orientiert. Und wenn wir noch eine Bedeutungsebene tiefer gehen, dann steht die Reise der drei Weisen aus dem Morgenland für das Leben. Der Weg der Weisen führt zu Jesus. Offen ist, wohin unser eigener Lebensweg geht. Vertrauen und Hoffnung aber scheinen mir wichtige Wegbegleiter.

Wie lange haben Sie zum Komponieren eines Lieds gebraucht?
Unterschiedlich. Ich wollte diese Texte in Reimen dichten. Ich bin jetzt nicht derjenige, der gleich den grossen Wurf landet. Entsprechend habe ich die Lieder jeweils über eine ganze Weile mit mir herumgetragen, meist zwei bis drei Wochen.

Für das grosse Sternsingerfest am 19. Januar in Wil haben Sie quasi die Hymne geschrieben. Der Titel des Liedes lautet: «Mir gänd enand d’Händ». Was hat Sie inspiriert?
Der Missio-Kleber, auf dem Kinder einander rund um den Erdball die Hände reichen. Grenzen spielen keine Rolle, Andersartigkeit soll kein Hindernis sein, einander nicht auf Augenhöhe begegnen zu können. Das ist die Botschaft. Und: Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, auf derselben Erde.

Verkörpert diese Idee heute auch das Sternsingen generell?
Gewiss: Es ist der solidarische Gedanke, sich mit Gleichaltrigen in anderen Ländern auseinander zu setzen, sich in deren Lage hineinzuversetzen. Dahinter steht nicht mehr der klassische Missionsgedanke wie früher, als die Kinder Spenden für «arme Heidenkinder» sammelten Im Zentrum steht der Austausch, etwas geben und zugleich geschenkt bekommen.

Und wie steht es um Ihren persönlichen Bezug zum Sternsingen. Haben Sie diesen Brauch als Kind kennen gelernt?
Ja und nein. Wo ich aufgewachsen bin, gab es das Sternsingen damals noch nicht. Ich kannte den Brauch aber und mochte vor allem das Sternsingerlied, das meine Mutter oft sang.

Ist diese Lied auch auf der CD?
«Diä Heilige Drei Könige met ehrem Schtärn»… Ja, ich habe intensiv danach gesucht und es schliesslich im Nachlass meines Grossvaters als handgeschriebenes Dokument gefunden. Ich habe das Lied bearbeitet und um eine Strophe ergänzt. Auf diese Art und Weise konnte ich das Vermächtnis meines Grossvaters in die heutige Zeit übertragen. Das war für mich eine schöne Erfahrung.    Andreas C. Müller

 

 

Flüchtlingskinder in Malawi
Unter dem Motto «Segen bringen, Segen sein. Hoffnung für Flüchtlingskinder in Malawi und weltweit» sind die Sternsinger 2014 unterwegs. Sie sammeln Geld für Kinder im Flüchtlingslager Dzaleka in Malawi. Dies teilte das Hilfswerk Missio Schweiz, welches das Sternsingen alljährlich koordiniert, in einem Communiqué mit. Bereits 150 000 Kleber mit dem Segensspruch für das Jahr 2014 seien verschickt worden, teilte Missio Schweiz weiter mit. Die Aktion unterstützt diesmal den Flüchtlingsdienst der Jesuiten im Lager Dzaleka in Malawi, wo über 4500 Kinder zusammen mit über 17 000 anderen Flüchtlingen leben. Der Flüchtlingsdienst der Jesuiten übernimmt im Lager die Verantwortung für die Primar- und Sekundarschule. Die finanzielle Unterstützung der Sternsinger wird den Bau weiterer Schulzimmer und die Besoldung der Lehrkräfte ermöglichen. Auch sollen spezielle Kurse angeboten werden, in denen die Kinder lernen, die Traumata ihrer Flucht zu verarbeiten.

Jubiläum der Sternsinger-Aktion
Am 19. Januar 2014 feiert Missio Schweiz in Wil SG das 25-jährige Jubiläum der Sternsinger-Aktion. Neben einem Konzert des Kinderliedermachers Andrew Bond, will Bischof Markus Büchel, Präsident der Schweizer Bischofkonferenz, den Kindern für ihr Engagement danken. Bisher haben sich laut Missio Schweiz rund 700 Kinder und Begleitpersonen für das Jubiläum angemeldet. kipa/aj

www.sternsingen.ch 

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