06.09.2021

Ausstellung von Horizonte-Jahreskünstler Roman Hofer in der Galerie am Fluss in Ennetbaden
«Lebenslinien» – gefräst, beleuchtet und vertont

Von Christian Breitschmid

  • Unter dem Titel «Tracks Of Life» zeigt Horizonte-Jahreskünstler Roman Hofer, dass hinter dem Cartoonisten ein Künstler mit sehr tief verwurzeltem Glauben steckt.
  • Zusammen mit Ralph Wiedemeier und Roger Fehlbaum hat Roman Hofer eine Ausstellung konzipiert, die die Besucher einlädt, sich mit den Spuren zu befassen, die das Leben bei uns und die wir im Leben hinterlassen.
  • Ausgeklügelte Lichtprogramme und eigens komponierte Musik entführen die Betrachter dieser Kunst in wahrhaft andere Sphären.

Zwischen Baden und Ennetbaden sieht man ihn, wie er auf dem Weg von seinem Zu­hause ins Atelier den Unrat einsammelt, ​den andere einfach in die Umwelt entsorgt haben. «Es tut mir weh, wenn ich sehe, wie rücksichtslos die Menschen mit der Natur umgehen», sagt Roman Hofer. «Ich wollte mich einfach nicht mehr nur darüber ärgern, darum habe ich damit begonnen, den Abfall einzusammeln; auch wenn das eine wahre Sisyphusarbeit ist.»

Bilder als Spiegel

Roman Hofer liebt das Spiel mit den Linien, die er als «Lebenslinien» oder «Spuren des Lebens» vor den Augen des Betrachters zum Leben erweckt. | Foto: Christian Breitschmid
Seit vielen Jahren schon beschäftigt sich der Badener Künstler mit dem Thema Mensch und mit den elementaren Fragen nach dem, was den Menschen in der Schöpfung definiert und ihn darin auszeichnet. «Diese Ausstellung ist die Quintessenz aus 57 Jahren», erklärt der gelernte Graphiker, der heute ​als selbständiger Künstler, Illustrator und Designer arbeitet. «Was ich als wesentlich betrachte, steckt in diesen sieben Bildern oder, noch besser, Spiegeln.»

Die Rede ist von grossformatigen, kreisrunden Holzfaserplatten, mit exakt eingefrästen Linien, die sich kreuzen, bündeln, überlagern, auseinanderbewegen und zu zahllosen Varianten der geometrischen Grundformen Kreis, Dreieck und Rechteck verbinden. Diese ​Platten sind in unterschiedlichen Farbtönen lackiert und bilden so die Basis für die ​weitere «Bespielung», wie Hofer es nennt, mit Licht und Musik. Jeder Betrachter sieht andere Formen, empfindet die Farbgebung und das Licht anders, reagiert intuitiv auf die Musik zum Bild und findet sein eigenes Leben und Erleben in den Bildern ­gespiegelt.

Drei Grundpfeiler

Hofer, der katholisch getauft und in diesem Glauben auch aufgewachsen ist, hat sich ​eingehend mit dem Christentum und anderen Glaubensformen beschäftigt. Dabei entdeckte er im Wesentlichen mehr Verbindendes als Trennendes: «In allen Religionen findet man das Prinzip von drei Grund­pfeilern. Es wird nur anders bezeichnet. Bei uns ist es die Dreifaltigkeit aus Vater, Sohn ​und heiligem Geist, die aber letztlich doch wieder eine Einheit bilden. Alles ist eins.»

Alles fliesst zusammen

Als sich vor zwei Jahren die erste Coronawelle ankündigte, begann Hofer mit den ersten Zeichnungen zu den sieben Bildern, die heute als Zyklus unter dem Titel «Tracks Of Life», also «Spuren des Lebens» oder auch «Lebenslinien», in seinem Atelier in Ennetbaden hängen. Als sein Kollege, der Motion Designer Roger Fehlbaum, die ersten Bil­der sah, fragte er Hofer, ob man sie nicht mit Licht bespielen könnte.

Hofer gefiel die Idee und Fehlbaum sagte: «Wenn wir das machen, dann brauchen wir aber unbedingt Ralph dazu.» Und so entstand, zusammen mit dem Soft­warearchitekten und Digitalkünstler Ralph Wiedemeier, das Künstlerkollektiv, das in seiner Arbeit Mathematik mit Philosophie, Geistes- mit Naturwissenschaft, künstliche Intelligenz mit menschlicher Intuition und sogar Quantenphysik mit Glaubensinhalten zusammmenfliessen lässt.

Vielsagende Titel

Die Bilder von Roman Hofer funktionieren für den Betrachter auch ohne die Licht­konzepte von Wiedemeier/Fehlbaum. Programmatische Titel wie ​«Wer bin ich?», «Wahrnehmung ist alles», «Werden», «Über die Vergänglichkeit», «Erkenne dich selbst» und natürlich «Nada Brahma – die Welt ist Klang» zeigen eine mögliche Richtung, wenn man damit beginnt, die «Lebenslinien» zu lesen. Aber das Licht eröffnet einen weiteren Zugang, lässt die Bilder plötzlich dreidimensional er­scheinen und vermittelt ganz neue Ein­blicke. Das ist fast nicht mehr zu steigern – denkt man…

Jedem Bild seine Musik

Doch «Tracks Of Life» hat noch ein As im ​Ärmel: die Musik. Zu jedem der Werke ​wurde ein Musiker oder eine Musikerin ​eingeladen, es nach freiem Empfinden zu bespielen. Martin Villiger, Peter Schärli, Jürg Zurmühle, Gen Atem/Miriam Bossard, Park Stickney und Claude Stucki leisteten dazu je einen Beitrag. Mal sind es Harfen­töne, mal eine Bambusflöte, E-Gitarren- oder Trompetenklänge, dann wieder Klangkollagen aus menschlichen Stimmen und anderen Tönen.

Jedes Bild hat seine eigene Musik. Zur Ausstellung muss man daher unbedingt sein Smartphone und Kopfhörer mitbringen, denn zusammen mit der Musik weitet sich der Blick auf das Leben und die Schöpfung noch mehr. Wem auf dem Heimweg dann Alubüchsen, Zigarettenstummel und Fastfoodverpackungen auffallen, versteht nun vielleicht, warum Roman Hofer all diesen Güsel immer wieder wegräumt.

Jetzt Eintritt reservieren

Alle Informationen zur Ausstellung «Tracks Of Life» findet man auf der dazugehörigen Webseite. Da kann man sich auch für eine der sechs bisher geplanten Vorführungen einen Platz reservieren.

Premiere ist am 30. September, um 19 Uhr. Die nächsten Präsentationen finden am 1. / 2. / 7. / 8. und 9. Oktober, ebenfalls um 19 Uhr statt.
Die «Galerie am Fluss» befindet sich am Limmatauweg 18d, in 5408 Ennetbaden.

Auskünfte zur Ausstellung erteilt Roman Hofer unter atelier@tracksoflife.art oder Tel. 079 642 33 64.

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