17.02.2014

Lebenslust und Freude

Von Horizonte Aargau

Sabine Tscherner aus Koblenz, ist Mitglied im Vorbereitungsteam für den Weltgebetstag 2014 im Kanton Aargau. Im Interview spricht die katholische Seelsorgerin über die Hintergründe zum diesjährigen Weltgebetstag und warum es sich lohnt, den Gottesdienst am 7. März 2014 zu besuchen.

Frau Tscherner, was bietet der Gottesdienst am Weltgebetstag?
Sabine Tscherner: Gemeinschaft und Ökumene. Gewissermassen ein politisches Beten, das mit sinnlichem Erleben verbunden ist. So etwas gibt es in unseren Gottesdiensten in der Regel nicht. In vielen Pfarreien wird getanzt, gefeiert, gegessen und getrunken. Das ist etwas sehr Ganzheitliches. So lassen sich Lebenslust und Freude erleben, Gemeinschaft und Weltkirche.

Warum braucht es einen speziellen Weltgebetstag für Frauen?
Es braucht ihn unbedingt, weil es nur wenige Liturgien gibt, in denen Frauen aktiv zu Wort kommen. Für Länder wie Ägypten gilt das noch viel mehr. Männer sind herzlich eingeladen, zu kommen. Ich persönlich geniesse es, unkonventionelle Möglichkeiten zu haben, sich zu verkleiden, zu tanzen. Solche kreativen Gestaltungselemente sind für viele Frauen sehr hilfreich, sie kommen aber in regulären Gottesdiensten wenig vor.

Warum ist dieses Jahr Ägypten Thema des Weltgebetstages?
Das Weltkomitee bestimmt jeweils einige Jahre im voraus Land und Thema. Es wechselt ab zwischen den Erdteilen und biblisch vorgegebenen Themen. Ägypten war in den letzten 50 Jahren schon dreimal dran. Das hat unter anderem damit zu tun, dass das Land als Knotenpunkt von Ökumene und Christentum Bedeutung erlangt hat.

Spielte die aktuelle politische Situation im Land bei der Wahl eine Rolle?
Der Entscheid wurde bereits vor einigen Jahren gefällt. Da hatte sich die politische Situation noch nicht so zugespitzt. Vielleicht hatten manche ein prophetisches Gespür dafür.

In Ägypten sind 90 Prozent der Menschen muslimischen Glaubens. Bräuchte es da nicht eher eine interreligiöse Liturgie?
Dann wären wir der Zeit weit voraus! Die interkonfessionelle Liturgie ist bereits ein grosser Schritt. Die orthodoxe Liturgie mit ihrer Musik, den Bewegungen, dem liturgischen Ablauf, das alles ist uns unglaublich fremd. Ich möchte aber in meiner Gemeinde vor Ort zu diesem Gottesdienst durchaus auch Musliminnen einladen.

Wie wird jeweils das Thema für einen Weltgebetstag bestimmt?
Das Thema «Ströme in der Wüste» hat das Weltkomitee vorgegeben. Das passt besonders gut zu Ägypten, weil das Land den Nil als zentralen Lebensnerv hat. Die Texte und Gesänge passen dadurch in die existentielle Erfahrung der Ägypterinnen. Wenn ein Land im Amazonasgebiet dieses Thema bekommen hätte, wäre die Liturgie ganz anders herausgekommen.

Wie setzt sich die Vorbereitungsgruppe zusammen, die in Ägypten die Materialien für den Weltgebetstag vorbereitet hat?
Es ist eine ökumenische Gruppe aus unterschiedlichen christlichen Konfessionen: Orthodoxe, Koptinnen, Katholikinnen, Reformierte, Babtistinnen Methodistinnen, evangelische Frauen und andere.

Läuft die Liturgie so ab, wie sie im vom Weltkomitee gestalteten Heft vorgegeben ist, oder kann sie auch freier gestaltet werden?
Es gibt Gemeinden, die einen Teil weglassen, weil es ihnen zu textlastig ist. Das weltweite Komitee empfiehlt, die Liturgie so zu übernehmen und sich damit auseinanderzusetzen, auch wenn wir anders beten würden. Dieses Jahr gibt es zum Beispiel viele Bibeltexte. Für das ägyptische Vorbereitungsteam war das offenbar ganz wichtig. Ich versuche, dem Respekt entgegenzubringen.

Was ist das Ziel des kantonalen Vorbereitungstages, der auch im Aargau regelmässig durchgeführt wird?
Ehrenamtliche in den Pfarreien und Kirchgemeinden sollen befähigt werden, mit wenig Aufwand einen inhaltlich niveauvollen Gottesdienst vor Ort gestalten zu können. Damit sich nicht alle durch einen Wust von Material durcharbeiten müssen, wird ihnen beispielsweise der politische Hintergrund präsentiert und sie werden musikalisch befähigt, die Lieder mit der Gemeinde zu singen. Über das Essen soll zudem ein sinnlicher Eindruck vermittelt werden, die Rezepte werden alle Teilnehmenden für ein kulinarisches Angebot in der eigenen Pfarrei, beziehungsweise Kirchgemeinde.

Wie rege ist die Nachfrage nach diesem Vorbereitungstag?
Viele Pfarreien schicken zwei bis drei Frauen, die dann je in eines der Ateliers zur Vertiefung gehen.

Wie sind Sie mit diesem Tag zufrieden?
Ich bin sehr zufrieden. Es war eine grosse Bereitschaft da, sich auf die Themen einzulassen. Die Anwesenden kamen gut miteinander im Gespräch, auch in den Pausen. Viele kannten sich nicht und waren dennoch offen für Begegnungen. Es ist nicht selbstverständlich, dass berufstätige Frauen sich einen ganzen Tag Zeit für eine Gottesdienstvorbereitung nehmen. Das zeugt von grossem Interesse an der Sache.

Sylvia Stam

 

www.wgt.ch

 

 

 

Ihre Meinung: Wie wichtig ist ein spezieller, über antionale Grenzen hinaus verbeindender Gebtstag für Frauen?

 

Themen Aargau
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