03.03.2016

Lionettas Medizin

Von Marie-Christine Andres Schürch

 Lachen beglückt, befreit und verbindet. Der Krankensonntag vom 6. März 2016 stellt den Humor und seine heilende Wirkung ins Zentrum. Eine, die kranken Menschen Glücksmomente schenkt, ist Ilona Zedi alias Lionetta.

Lionetta ist keine Ärztin, aber in ihrem Köfferchen steckt ein äusserst wirkungsvolles Medikament. Sorgfältig trägt Lionetta es zu ihren jungen und alten Patienten, wo es seine Wirkung entfaltet. Lachen heisst die Medizin, mit der die Clownin ein Funkeln in die Augen und Leichtigkeit in die Herzen ihres Publikums zaubert.

Clowns auf Hausbesuch
Seit vier Jahren ist Ilona Zedi als «Huusglon» Lionetta unterwegs. Der Verein «Huusglön» organisiert Besuche durch ausgebildete Clowns bei Menschen mit Behinderungen oder chronischen und langdauernden Erkrankungen. Die Huusglön besuchen Patienten zuhause oder dort, wo sie betreut werden. Sie machen Hausbesuche in allen Regionen der Deutschschweiz. Ilona Zedi, aufgewachsen in Bad Zurzach, ist ausgebildete Kindergärtnerin und Gesundheitsclownin. Daneben arbeitet die 35-Jährige auch als freischaffende Clownin. Seit sie in einem Clownkurs den Präsidenten der Huusglön kennengelernt hat, ist sie vom Konzept überzeugt und setzt dafür gerne einen Teil ihrer Freizeit ein.

Keine Show
Der Clownbesuch bei den kranken und behinderten Menschen habe eine andere Qualität als eine Bühnenshow, findet sie: «Mir gefällt, dass es ein Miteinander ist bei dem ich nahe bei den Menschen sein und sie ins Spiel einbeziehen kann.» Während zum Angebot eines Spitals der Clownbesuch meist dazugehört, sollen von den Huusglön vor allem jene Patienten profitieren, die lange Zeit zu Hause gepflegt werden.

Sorgfältige Vorbereitung
Die Angehörigen fragen beim Verein Huusglön um einen Besuch an, dann organisiert die Geschäftsstelle die Clowns, die jeweils zu zweit vorbeikommen. Vor dem Besuch ruft der verantwortliche Clown die Angehörigen an, um sich sorgfältig vorzubereiten. Was mag die betroffene Person besonders? Gibt es Dinge, die er oder sie nicht machen kann und müssen Einschränkungen berücksichtigt werden? Wie lange mag das kranke Kind mitmachen, wie lange soll der Besuch dauern? Trotz detaillierter Vorbereitung ist jedoch auch immer wieder Improvisation gefragt, etwa wenn ein Patient einen schlechten Tag hat und gar nicht aufstehen mag. «Aber das Improvisieren und das Eingehen auf die Menschen sind ja Teil der Clown-Arbeit», erklärt Ilona Zedi.  

«Fadegrad»
Der Besuch der Clowns soll ein Augenblick der Entspannung und des Loslassens für die Kranken und ihre Angehörigen sein. Ilona Zedi erlebt, dass es allen Beteiligten gut tut, den Alltag für einen Moment zu vergessen. «Und es kommt vor, dass wir den Betreuerinnen oder Betreuern einen neuen Zugang zum Patienten zeigen können.» Als Clownin Lionetta hat sie ihr spezielles Publikum sehr schätzen gelernt: «Bei Menschen mit geistiger Behinderung kommt die Rückmeldung meist ‚fadegrad’, man erfährt ohne Umschweife, ob ihnen etwas gefällt oder nicht.» Sie erwähnt aber auch, dass ihr manche Schicksale, besonders Krankheiten und Unfälle von Kindern, noch näher gehen, seit sie selber Mutter geworden ist.

Narrenfreiheit
Immer wieder fasziniert sie, wie verbindend Humor ist: «Wenn du als Clown offen bist und Freude am Spiel hast, funktioniert die Verständigung. Ich habe gemerkt, dass speziell Menschen mit Behinderung sehr sensibel sind und sofort spüren, ob du bei der Sache bist.» Und auch für sie als Clownin sei es befreiend, mit den Patienten in diese andere Welt einzutauchen: «Es ist für mich eine Art Ausbruch aus den Konventionen des Alltags. Überall muss man sich an Regeln halten, an den Einsätzen als Huusglon schätze ich darum auch die Narrenfreiheit.» Marie-Christine Andres

 

Der Verein «Huusglön»
Der Verein «Huusglön» organisiert Besuche durch ausgebildete Clowns bei Menschen jeden Alters, die mit Behinderungen oder schweren Erkrankungen zu Hause betreut werden. Der Vorstand arbeitet ehrenamtlich, die Clowns erhalten eine Entschädigung. Stiftungen, Organisationen und Einzelpersonen unterstützen den Verein. Der Krankensonntag vom 6. März 2016 steht unter dem Motto «Lachen verbindet, ist ansteckend, schenkt Glücksmomente …». Hinter dem schweizweit begangenen Tag der Kranken steht ein Trägerverein, der die Bevölkerung jährlich auf ein besonderes Thema aus dem Bereich «Gesundheit und Krankheit» sensibilisieren will.   www.huusgloen.ch / www.tagderkranken.ch

 

 

 

 

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