24.03.2018

«Macht es freiwillig, macht es rasch!»

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • Am Donnerstag, 22. März, diskutierten an einer Podiumsveranstaltung der ökumenischen Kommission Kirche und Wirtschaft Vertreter verschiedener Vorsorgeeinrichtungen öffentlich über nachhaltiges Investieren.
  • In der Podiumsrunde dabei waren die Präsidenten der Pensionskassen der römisch-katholischen und der reformierten Landeskirche im Aargau, Daniel Roth und Roland Frauchiger.
  • Der Präsident von Swiss Sustainable Finance (SSF), Jean-Daniel Gerber, hielt das Einstiegsreferat und rief die Verantwortlichen zum Handeln auf.

 

Gleich zu Beginn seines Referats räumte Jean-Daniel Gerber mit einem Vorurteil auf: «Es stimmt nicht, dass nachhaltige Investments eine schlechtere Rendite abwerfen – im Gegenteil», betonte der ehemalige Direktor des Staatssekretariats für Wirtschaft und aktuelle Präsident von Swiss Sustainable Finance (SSF). Er gab in seinem Referat einen breiten Überblick über das Thema Nachhaltige Anlagen. Diese definieren sich über drei Punkte: Sie schonen die Umwelt, sind sozialverträglich und berücksichtigen «Governance-Aspekte», also Errungenschaften wie Gewaltentrennung und transparente Berichterstattung.

Argument entkräftet

Mit dem Hinweis, dass nachhaltige Anlagen gleich gut rentieren wie herkömmliche, entkräftete der Referent das bisher vorgebrachte Argument der Pensionskassen beider Landeskirchen, sie könnten sich nachhaltige Investments nicht leisten.

Abhängigkeit von den Banken

Daniel Roth, Präsident des Anlageausschusses der Pensionskasse Mauritius der Römisch-Katholischen Landeskirchen Aargau und beider Basel erklärte in der anschliessenden Diskussion, dass seine Pensionskasse im Reglement ausformuliert habe, was sie unter nachhaltigen Anlagen verstehe. Es bleibe aber die Frage, wie man die Einhaltung der festgelegten Kriterien kontrollieren könne: «Man ist auf zuverlässige Bankpartner angewiesen».

Es braucht Zeit und Geld

Roland Frauchiger, Vizepräsident der Pensionskasse der Reformierten Landeskirche Aargau mahnte zur Vorsicht: «Ich als Ingenieur habe Mühe mit den schwammigen Kriterien von Nachhaltigkeit». Jean-Daniel Gerber zeigte auf, was es braucht, um eine Pensionskasse auf «nachhaltig umzustellen»: Zuerst ein Screening der bestehenden Anlagen. Danach müsse der Stiftungsrat klare Kriterien festlegen und die Umsetzung anpacken. Das verursache Kosten, weshalb die Umstellung über längere Zeit erfolgen müsse. Jean-Daniel Gerber meinte, er könne den mit der Kirche verbundenen Pensionskassen das Gleiche raten wie allen anderen: Selber hinschauen und die Investments prüfen. Wie arbeiten die unterstützten Hilfswerke? Sind sie zertifiziert? Welche Hilfswerke berücksichtigen Nachhaltigkeitsaspekte?

Eigenverantwortung ist gefragt

An dieser Stelle kam Niklaus Schär ins Spiel. Der Unternehmer gründete 1985 die Sammelstiftung CoOpera, die Pensionskasse für Unternehmen, Künstler und Freischaffende. Seine Stiftung verfüge über 33 Jahre Erfahrung in nachhaltigem Investieren: «Das Wissen und die Erfahrung kamen mit der Zeit. Und es wuchs auch das Bewusstsein, dass man selber hinschauen muss, was mit unserem Geld auf der Welt passiert!» In den 1980er-Jahren habe CoOpera mutig in den Schweizer Biolandbau investiert und einen substanziellen Beitrag an die Entwicklung geleistet. Niklaus Schärs Ausführungen zeigten, dass nachhaltiges Investieren eine Verantwortung bedeutet, die man entweder wahrnehmen kann oder mit dem Argument, es sei zu undurchsichtig, zu teuer und zu aufwendig, von sich weisen kann.

Die neusten Pläne der EU

Jean-Daniel Gerber mahnte zum Handeln. Die Europäische Union erwäge, nachhaltige Investitionsvorhaben gesetzlich zu fördern. Zwar setze SSF als Vertreter der finanzpolitischen Interessen der Schweiz stets auf Freiwilligkeit. «Doch wenn die EU ihren Aktionsplan durchzieht, sind die Bundesbehörden gezwungen, nachzuziehen». Deshalb seine Aufforderung an die Pensionskassenvertreter, jetzt auf nachhaltige Anlagen umzustellen: «Macht es freiwillig, macht es rasch!»

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