20.12.2016

Maria weckt Kindheitserinnerungen

Von Carmen Frei

Noch bis im Sommer 2017 wird die katholische Kirche in Kölliken umgebaut. Derweil ist die sonst dort ansässige Marienstatue auf Tournee bei Pfarreiangehörigen. Zusammen mit Beatrice Gamma aus Muhen kommend, machte Maria am 17. Dezember Zwischenhalt auf heimischem Boden. Im Rahmen des Abendgottesdienstes in der reformierten Kirche Kölliken, wo die katholische Gemeinde Gastrecht geniesst, wurde sie an Elsbeth Frey überreicht, welche ihr nun für die nächsten Wochen in Staffelbach Obdach gewährt.

Beatrice Gamma: Kindheitserinnerungen geteilt

Bis kurz vor ihrer Abfahrt in den Gottesdienst nach Kölliken hatte Beatrice Gamma die heimische Stube in Muhen voll Besuch. Und wie so oft in den letzten vier Wochen, stand die hölzerne Marienstatue im Mittelpunkt des Geschehens. 

Frau Gamma, in Gurtnellen, wo Sie aufgewachsen sind, gehörte es zum Dorfleben, dass eine Muttergottes von Haus zu Haus weitergegeben wurde. Sie erhofften sich vom Aufenthalt der Kölliker Maria bei Ihnen Zuhause, dass Sie die Gefühle aus der Kindheit zurückholen können. Erfüllte sich dieser Wunsch?
Beatrice Gamma: Und wie! Ich sah die Muttergottes meiner Kindheit in ihrem blauen Kleid und umringt von Lämpchen vor mir, als wäre es gestern gewesen. Wie ich in meinem Umfeld von diesen Erinnerungen zu erzählen begann, zeigte sich, dass viele Bekannte eine solche Tradition kannten oder noch kennen, wie der erwähnte Besuch. Er kam aus Flums, wo es noch heute Brauch ist, dass eine Muttergottes von Haus zu Haus wandert. Für mich war es jedes Mal schön, sich gegenseitig unsere Mariengeschichten zu erzählen und zusammen Marienlieder zu singen.

Was bewirkte Maria sonst in Ihrem Zuhause?
Beatrice Gamma: Wir wohnen in einem Bauernhaus. Zuerst platzierte ich Maria in der Stube, in der Nähe des Ofens. Später nahmen wir sie in den Schlafraum. Stets ging eine Ruhe von Maria aus und erfüllte den jeweiligen Raum. Zudem ist spürbar, dass diese Maria unzählige vertrauliche Geschichten in sich trägt. Für mich ist dies Ausdruck einer grossen spirituellen Kraft.

Hatte ihr Mann nichts gegen Maria im Schlafzimmer einzuwenden?
Beatrice Gamma: Nein, nein. Er war ja einst Franziskanermönch und auch ihm gefiel es, dass Maria vorübergehend bei uns wohnte. Diese Muttergottes bei uns zu haben, war für uns und unser Umfeld ein Erlebnis, das wir mit grosser Achtung begleitet haben.

 

Elsbeth Frey: Maria und Elisabeth begegnen sich

Der Dezember ist für Elsbeth Frey und ihren Mann Jean-Pierre stets ein spezieller Monat. Verbunden mit freudigen genauso wie mit tieftraurigen Momenten. «Für mich ist es wohl eines der schönsten Weihnachtsgeschenke überhaupt, dass Maria genau in dieser Zeit bei uns sein wird», meint die 52-jährige Drogistin und IV-Assistentin aus Staffelbach.

Frau Frey, Sie wussten auf Anhieb, dass Sie Maria für ein paar Wochen beherbergen möchten. Warum?
Elsbeth Frey: Ich bin in Weggis aufgewachsen und erinnere mich noch gut an die alljährlichen Mai-Andachten draussen in der Natur zu Ehren von Maria. Auch waren die Wallfahrten zur Gnadenkapelle des Klosters Einsiedeln immer etwas sehr Schönes für mich. Vor allem meine Grossmutter und meine Mutter pflegten eine intensive Beziehung zu Maria.

Nun kommt Maria über die Festtage zu Ihnen. Für Sie ein besonderes Weihnachtsgeschenk.
Elsbeth Frey: Ich selber war im Dezember schwanger und habe kurz vor Weihnachten geboren, wobei einer unserer Zwillingssöhne verstorben ist. Zudem hat mein Mann in diesen Tagen Geburtstag. Es ist also seine sehr emotionale Zeit für uns.
Jean-Pierre Frey: Im Dezember ist unser Haus stets erhellt von viel Kerzenlicht.

Was nehmen Sie sich besonders vor für die Zeit mit Maria?
Elsbeth Frey: Ich habe mich bereits vor der heutigen Übergabe damit auseinandergesetzt, in der Bibel gelesen und möchte auch in den nächsten Wochen die Begegnung zwischen Maria und Elisabeth, der Mutter des Johannes, vertiefen. Ich bin ja selber eine «Elisabeth» und wünsche mir viel Kraft aus dieser Begegnung. Von meinen Erfahrungen will ich erzählen und hoffe, dass sie Früchte tragen dürfen. Schliesslich kam mir die Idee, den Pfarreirat zu seiner nächsten Sitzung zu uns, beziehungsweise zu Maria einzuladen.
Jean-Pierre Frey: Ich bin reformiert aufgewachsen und hatte kaum Bezug zu Maria. Doch ich bin immer wieder überrascht, was ich durch die Glaubenspraxis meiner Frau erfahre.

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