29.10.2019

Marija Mitic: High Heels und Gebetsarmband

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • Marija Mitic ist 25 Jahre alt.
  • Die serbisch-orthodoxe Pflegefachfrau arbeitet als Sachbearbeiterin bei einer Krankenkasse.

 

Ich mag Mode. Für mich ist sie eine Möglichkeit, meiner Kreativität und Individualität Ausdruck zu verleihen. Wenn ich schön angezogen bin, fühle ich mich einfach gut. Dass meine Religion meinen Kleiderstil beeinflusst, glaube ich eher nicht. Ich bin serbisch-orthodox und gehe recht regelmässig in die Messe. In unserer Kirche in Belp ist es normal, dass Frauen Hosen tragen. In Serbien ist man da konservativer. Vor allem in Klöstern muss man als Frau Kopf und Schultern bedeckt haben und zwingend ein Kleid oder einen Rock anziehen – Hosen sind tabu. Einen losen, über den Kopf gelegten Schal trage ich aber im Gottesdienst in der Schweiz auch.

Schmuck und Tattoos

Was mehr Einfluss hat auf meine Kleiderwahl, ist die Musik. Ich sammle Schallplatten. Je nachdem aus welcher Ära mir grad eine Platte in die Hände kommt, inspiriert mich die Musik, auch etwas zu dieser Zeit Passendes anzuziehen, sei es nun aus den Sechziger- oder den Neunzigerjahren. Trotzdem: Ganz unbedeutend für mein Outfit ist die Religion doch nicht. Oft trage ich ein Halskettchen mit einem Kreuz und eine «Brojanica», ein orthodoxes Gebetsarmband. Dass beides heute fehlt, ist Zufall. Zum Armband, das man in der Kirche kaufen und segnen lassen kann, gibt es vorgegebene Gebete für die Gesundheit, für gutes Lernen und vieles mehr. Man kann auch frei beten und um Hilfe bitten für alles, was einem gerade auf der Seele liegt.

Die Tattoos auf meinem rechten Arm sind meiner Familie gewidmet. RAM sind die Anfangsbuchstaben der Namen meines Vaters, meines Bruders und meiner Mutter. Weiter oben steht der Name meiner Mutter in kyrillischer Schrift. Ich habe diesen Arm ausgewählt, weil man sich auch mit der rechten Hand bekreuzigt – ich nenne ihn meinen «Familienarm».

Nicht zu pompös

Für die fiktive Hochzeit habe ich ein schwarzes Minikleid und, um noch etwas Farbe und Glamour reinzubringen, einen gemusterten, matt glänzenden Blazer ausgewählt. In Serbien läge ich mit dem kurzen Rock nicht im Mainstream und würde eher auffallen. Dort tragen die Frauen zu festlichen Anlässen fast ausschliesslich bodenlange Maxikleider. Sie haben meist auch keinen Kurzhaarschnitt, so wie ich, sondern lange Haare.

Die gelben High Heels finde ich schick, habe sie aber nur für einige der Fotos getragen. Bei einer Hochzeit wäre das genauso. Ich hätte sie in der Kirche und für die ersten Fotos an, würde dann aber zu bequemeren Schuhen wechseln. Ich habe meist zwei Paar Schuhe dabei. Obwohl ich Maxikleider nicht sonderlich mag – für meine eigene Hochzeit würde ich wohl doch ein langes Kleid wählen. Es sollte aber nicht zu pompös sein.

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