13.04.2016

Mehr Pop im Gottesdienst

Von Andreas C. Müller / Sylvia Stam

Popmusik erobert zunehmend auch die traditionellen Kirchen: Nach dreizehn Jahren wurde «Rise up», das ökumenische Liederbuch für Popularmusik, neu aufgelegt. Passend dazu lanciert die Kirchenmusikschule Aargau dieses Jahr ihr erstes Zusatzmodul «Begleitpraxis Popularmusik».

«Ein wunderbare Sache!», freut sich Dieter Wagner, Leiter der Kirchenmusikschule Aargau, angesichts der neu aufgelegten Ausgabe von «Rise up», das neu «Rise up Plus» heisst und 60 neue Lieder beinhaltet. «Eine Firmung, ein Familiengottesdienst oder auch eine Hochzeit ohne Musik von heute? – Das ist doch undenkbar», meint Dieter Wagner und erklärt in diesem Zusammenhang auch gleich, was «Popularmusik» ist: «Die Musik von heute».

Nicht bloss Liebesgeflüster

«Unser Anspruch war, ein neues, nicht elitäres Liederbuch zu gestalten», erklärt Markus Kappeler, Projektleiter des Rex-Verlags, das «Rise up Plus» herausgibt. Ausgewählt wurden die Lieder von einer siebenköpfigen Redaktions- und einer fünfköpfigen Theologenkommission. Auffallend hierbei: Viele Popsongs finden sich im neuen Buch. Was bei den Freikirchen schon länger boomt, dürfte nun auch bei den traditionelleren Kirchen Gehör finden. «Beautiful» von Christina Aguilera beispielsweise, oder «An Englishman in New York» von Sting. Laut Markus Kappeler ist der Bibelbezug bei solchen Songs zwar bisweilen schwach, aber es gehe bei diesen Liedern um soziale Fragen. Die «Einsamkeit in der Fremde», wie sie im «Englishman» beschrieben werde, sei ein Gefühl unserer Zeit. Wichtig sei bei der Auswahl gewesen, dass ein Popsong nicht bloss als Liebesgeflüster daherkomme.

Brücke zu weltlicher Musik

Roberto Alfarè, Kirchenmusiker und Mitglied der Redaktionskommission, ergänzt: «Popsongs nehmen oft eine Realität auf und wickeln sie in ein musikalisches Kleid, das ankommt». Jugendliche seien zudem oft weniger über den Text als über Melodien und Harmonien ansprechbar. Das habe man nutzen wollen und Brücke zu solchen Songs ausserhalb der Kirchenmusik schlagen wollen.

Hemmschwelle bei Kirchenmusikern

Schon die erste Auflage von «Rise up» aus dem Jahre 2002 wurde zum Verkaufsschlager. Entgegen der grossen Nachfrage nach Popularmusik zeigt die tägliche Praxis allerdings, «dass einige traditionell ausgebildeten Organistinnen und Organisten nicht damit vertraut sind, ein Lied, das nur mit Akkorden und Harmonien gekennzeichnet ist, auf der Orgel oder dem Klavier zu begleiten.» Hier wolle man von Seiten der Kirchenmusikschule Hilfestellung geben, erklärt Dieter Wagner. Konkret: Mit einem Zusatzmodul «Begleitpraxis Popularmusik» an der Kirchenmusikschule Aargau. Das Angebot richte sich natürlich auch an Nichtorganisten. «Alle Interessierten an diesem Thema sind eingeladen, an diesem Modul teilzunehmen.»

 

 

Neuer Kurs an der KMSA
Im September 2016 startet die Kirchenmusikschule Aargau ihren neue Weiterbildungskurs «Begleitpraxis für Popularmusik». Diese Ausbildung wird getragen von der Reformierten und der Römisch-Katholischen Landeskirche im Aargau sowie von den beiden konfessionellen Kirchenmusikverbänden des Kantons. Themen: Musiktheorie, Rhythmus, Singen, Instrumente/Band und Literaturkunde. Der Klassenunterricht (12 Doppellektionen) findet voraussichtlich an Freitagabenden und Samstagnachmittagen während der Schulzeit statt. Anmeldeschluss ist der 6. Juni 2016.
www.kmsa.ch

 

Schnuppertag
Für alle, die das Zusammengehen von Popmusik und Kirche einmal ganz unverbindlich erleben und ausprobieren wollen: Die offene Fachtagung «Popularmusik in der Kirche» am 23. April 2016 bietet allen Interessierten von 9.30 bis 16 Uhr einen spannenden Einblick. Auf dem Programm stehen beispielsweise ein offenes Singen sowie die CD-Taufe zu «Rise up Plus». Veranstaltungsort: Hirschengraben 50, Zürich. Eintritt frei (Anmeldung bis 18. April) bei christine.esser@zh.ref.ch

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