14.04.2016

Mit Hoffnung in die Zukunft

Von Andreas C. Müller

Ulrike Zimmermann leitet den Aufbau des Pastoralraums «Aargauer Limmattal». Die Gemeindeleiterin von Wettingen und Würenlos plädiert dafür, das kirchliche Personal nicht nur an seinem Weihegrad zu bemessen und regionaler zu denken.

Auf welchen Zeitpunkt hin ist die Errichtung des Pastoralraums «Aargauer Limmattal» geplant?
Ulrike Zimmermann:
Mein Ziel Frühjahr 2017 – Ich weiss, das ist ein ehrgeiziges Ziel, insbesondere auch angesichts der Grösse und des Nebeneinanders verschiedenerer Leitungsteams… Vom Bistum ist aber noch kein Termin bestimmt worden. Wohl auch, weil wir ja erst am Anfang des Projekts stehen. Ich hoffe, dass nach Herbstferien das Wesentliche steht und ein Konzept vorgelegt werden kann.

In einem Artikel der Aargauer Zeitung hiess es unlängst, die 26 000 Gläubigen im neuen Pastoralraum würden von «etwa 25 Seelsorgenden» betreut. Horizonte zählt unter Berücksichtigung des aktuellen Angebots 12, darunter 3 Priester. Was stimmt denn nun?
Mir ist bei einer Zählung wichtig, dass nicht nur die eng gefassten kirchlichen Berufe berücksichtigt werden, sondern die ganze Bandbreite an theologischen Fachpersonen. Weiter tauchen Aushilfspriester nirgends auf, leisten aber trotzdem regelmässig Dienst. Eine genaue Zahl kann ich aktuell noch nicht nennen. Wir werden mit den Kirchenpflegen eine saubere Stellenplanung machen und schauen, für welche Aufgaben es Ressourcen gibt.

Für Würenlos mit 2 360 Gläubigen – nota bene jene Pfarrei, die noch immer einen Zuwachs an Kirchenmitgliedern zu verzeichnen hat – gibt es gar kein festes Personal, nur Aushilfspriester. Kann das sein?
Für den Pastoralraum denken wir nicht mehr in Pfarreigrenzen. Wettingen und Würenlos sind eine Einheit. Genauso verhält es sich auch mit Killwangen, Neuenhof und Spreitenbach: Da gibt es ein Team für drei Pfarreien

Aber wird so nicht das Problem fehlender Ressourcen mit Mehrfachzuständigkeiten kaschiert?
Ich sehe es eher so: In den 1980er Jahren hat ein Pfarrer in einem Dorf alles gemacht. Jetzt haben wir eine Vielfalt von verschiedenen Berufen und Personen in einem Team und – was mir besonders wichtig erscheint – junge Leute in den Pfarreien, die eine theologische Ausbildung machen. Das bringt neue Dynamik und macht Hoffnung auf die Zukunft. Gerade in Wettingen werden wir im August mit Marco Stöckli einen weiteren Pastoralassistenten in Ausbildung begrüssen können.

Trotzdem wurden bereits Angebote abgebaut.
Ja, das stimmt. Genau genommen betrifft es Wettingen und Würenlos. Dort hat es eine Reduktion gegeben von sieben auf fünf deutschsprachige Gottesdienste. Gestrichen haben wir jene Gottesdienste, die am wenigsten besucht wurden. Ich möchte aber auch festhalten: Wir haben in Wettingen und Würenlos keinen einzigen Festtagsgottesdienst gestrichen und so an den identitätsstiftenden Anlässen kirchlichen Lebens festhalten können.

Seitens der Basis wird moniert, dass deren Bedürfnisse zu wenig Gewicht erhalten. Kritisiert wird, dass für eine möglichst baldige Errichtung des Pastoralraums Auseinandersetzungen mit der Basis als hinderlich empfunden und darum möglichst gemieden werden.
Nein, im Gegenteil möchten wir möglichst viele Menschen in den Pastoralen Entwicklungsprozess einbeziehen. Es geht ja darum, auch in Zukunft «den Glauben ins Spiel» zu bringen, und das ist Aufgabe von jeder und jedem. Ich habe das Gefühl, dass viele Leute dieser Entwicklung offen gegenüber stehen.

Aber es beschweren sich Leute, weil sie noch nicht einmal erfahren können, welche Person in Wettingen und Würenlos den jeweiligen Sonntagsgottesdienst hält. Was sagen Sie dazu?
Das ist leider ein Thema geworden, wo jetzt ganz vieles daran aufgehängt wird. Das bedaure ich. Ich denke, dass sich jetzt vieles klären wird, wenn wir offen informieren können. Mir ist bewusst, dass wir bei der Öffentlichkeitsarbeit noch professioneller werden müssen. Aus diesem Grund werden wir jetzt auch vermehrt Informationsveranstaltungen für die breite Bevölkerung wie jene am 19. April in Baden durchführen.

Sie leiten den Aufbau des Pastoralraums in einer siebenköpfigen Projektgruppe, wie Sie im Februar gegenüber der Aargauer Zeitung erklärt haben.
Da haben wir einen Schritt zurückgemacht. Wir haben gemerkt, dass die Projektgruppe schlank bleiben muss, um effizient arbeiten zu können. Neben mir arbeiten in der Gruppe Beatrice Eglin als Mitglied der Badener Kirchenpflege sowie Pfarrer Josef Stübi und Pfarrer Zacharie Wasuka – die beiden vertreten die Seelsorge. Beatrice Eglin ist überdies Präsidentin der Arbeitsgruppe «Zusammenarbeit der Kirchgemeinden im zukünfitigen Pastoralraum», Hinzu kommen unsere Projektassistentin Beatrice Hausherr und der St. Galler Jakob Feder als der vom Bistum empfohlene Projektberater. Diese Beschränkung heisst aber nicht, dass andere wichtige Kräfte aussen vor bleiben. Im Gegenteil: Die Projektgruppe will Anschubarbeit leisten und all jene, die sich bereits zur Verfügung gestellt, sollen prominent ihren Beitrag leisten.

 

Info-Veranstaltung
Am Dienstag, 19. April 2016, lädt die für den Pastoralraum «Aargauer Limmattal» verantwortliche Projektgruppe um 19 Uhr zum öffentlichen Informationsabend im Restaurant «Roter Turm» (Baden). Informiert wird über die ersten Schritte auf dem Weg zur Pastoralraumerrichtung unter Einbezug einer unlängst in Auftrag gegebenen Situationsanalyse.
www.kath-wettingen.ch

Entwicklung in Zahlen
850 000 Gläubige aus 515 Pfarreien des Bistums Basel sollen in 110 Pastoralräumen zusammengefasst werden, damit das immer knapper werdende Seelsorgepersonal angemessen verteilt und kirchliche Angebote so gut es geht erhalten werden können. Im Aargau betrifft das 220 000 Menschen in 111 Pfarreien. Vorgesehen sind 26 Pastoralräume, von denen aktuell fünf errichtet sind. Dieses Jahr kommen mit Brugg-Windisch, Birmenstorf-Gebenstorf-Turgi und dem Gebiet um den Rohrdorferberg drei weitere dazu. Unterschieden wird bei den Pastoralräumen Typ A und B. Beim Typ A besteht die Leitungsstruktur aus drei nebeneinander agierenden Leitungsteams mit je einem Priester (für grössere Seelsorge-Einheiten wie Region Aarau oder Aargauer Limmattal). Beim Typ B gibt’s ein Leitungsteam mit einem Priester.
www.bistum-basel.ch

 

 

 

 

 

 

 

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