13.06.2016

Mutiger Impuls vor dem Wechsel im Herbst

Von Andreas C. Müller

Im Herbst wählt die Aargauische Pastoralkonferenz ein neues Präsidium. An ihrer Frühjahrstagung stand die Führungskultur in der Kirche im Zentrum.

Leitung und Führung – kein unbelastetes Thema innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche, wo Frauen nach wie vor keinen Zugang zu geweihten Ämtern haben und der hierarchische Führungsanspruch aus Rom in den Gemeinden sowohl Seelsorgende als auch Gläubige herausfordert, die sich einer anderen Leitungskultur verpflichtet fühlen. Eine Studie des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes und der Gewerkschaft Syna, die am 13. Mai 2016 publiziert wurde, ergab: Die Arbeit im Team ist für Frauen, die für die Kirche arbeiten, nach wie vor ein heikler Punkt. Unterforderung, unklare Rollen und Bevorzugung der Priester sorgen für Missstimmung. Die Aargauische Pastoralkonferenz hat an Ihrer Frühjahrstagung vom 1. Juni 2016 in Buchs das umstrittene Thema angepackt und sich mit der «Kunst des Leitens und Sich leiten lassen» auseinandergesetzt.

Partizipation lange kein Thema

Die beiden Erwachsenenbildner der Fachstelle «Bildung und Propstei» der Römisch-Katholischen Landeskirche Aargau, Jürgen Heinze und Bernhard Lindner, gestalteten diesen Fortbildungsnachmittag. Jürgen Heinze ging es in seinem Referat zunächst um den Begriff der «Partizipation», Bernhard Lindner erarbeitete hernach den spirituellen Ansatz des «Leitens und Sich leiten lassens». Dies auf der Grundlage der Benediktsregel. Teilnahme oder «Teilhabung» war lange Zeit ein Fremdwort in der katholischen Kirche. Während Papst Pius X. (1903) darunter die Teilnahme an den hochheiligen Mysterien der Kirche verstand, ging es dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 – 1965) um eine volle, tätige und gemeinschaftliche Teilnahme an der Feier der Liturgie.

Bernhard Lindner zeigte mit Vereis auf die Apostelgeschichte auf, dass Partizipation in er Kirche weiter gedacht ist, als ein «theologischer Grundvorgang», den jeder Gläubige durch die Taufe wahrnimmt. Partizipation gibt demnach jedem einzelnen Gläubigen die Möglichkeit, sich mit seinen Gaben in den Prozess «Kirche gestalten für die Zukunft» einzubringen.

Partizipation könne durch ein falsches Leitungsverständnis verhindert werden, so der Erwachsenenbildner weiter. «Deshalb ist eine Unterscheidung zwischen Leitungsfunktionen der Kirche und der Leitung der Kirche notwendig». Es gehe letztendlich darum, miteinander Handlungsfelder neu zu erschliessen, in denen es möglich ist, sich nach eigenen Vorstellungen zu engagieren. Weiter betonte Bernhard Lindner, dass man nur nach Werten führen könne, wenn man seine eigenen Werte und sich selbst gut kenne: «Wie ich mich selbst führe, so führe ich andere.»

Co-Leitung und Schwerpunkt Migration

An ihrer Tagung im Oktober dieses Jahres beschäftigt sich die Aargauische Pastoralkonferenz dann mit der eigenen Führung. Andreas Wieland tritt als Präsident zurück, ebenso Vorstandsmitglied Markus Schmid. Für das Präsidium ist eine Co-Leitung im Gespräch. Als neue Vorstandsmitglieder wollen sich künftig Ruth Treier und Matthias Villiger engagieren. Ruth Treyer ist bei Caritas Aargau verantwortlich für die Kirchlichen Regionalen Sozialdienste KRSD, Matthias Villiger amtet als Jugendarbeiter in der Pfarrei Nussbaumen-Siegenthal.

Als Gastreferent erwartet die Aargauische Pastoralkonferenz zudem an ihrer Herbsttagung am 26. Oktober 2016 den Leiter des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts, Arnd Bünker. Im Fokus steht das Thema Migration, Integration, Mission – Veränderungen in Gemeinde und Gesellschaft.

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