02.04.2018

Kardinal Kurt Koch: Zur Ökumene

Von Sylvia Stam, kath.ch

  • Im Rahmen der Sendung «Perspektiven» von Schweizer Radio SRF2 stellte sich Kardinal Kurt Koch am Sonntag den Fragen aus der Hörerschaft. Diese drehten sich vor allem um das gemeinsame Abendmahl.
  • Der «Ökumene-Minister» des Papstes betonte in seinen Antworten, dass es bei der Frage der Ökumene wichtigere Themen gebe als das gemeinsame Abendmahl.

 

«Frag’ den Kardinal!», lautete der Titel der SRF-Sendung mit Kurt Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Am meisten brannte den Hörerinnen, Hörern und Social-Media-Usern offenbar das Thema des gemeinsamen Abendmahls unter den Nägeln, wie aus einer ganzen Reihe von Fragen zu diesem Thema ersichtlich wurde.

«Letztes Abendmahl nicht auf dem Marktplatz gefeiert»

«Wie lange müssen wir noch auf ein gemeinsames Abendmahl warten?», lautete eine der ersten Fragen, die Moderator Raphael Rauch im Namen eines Facebook-Users dem vatikanischen «Ökumene-Minister» stellte. Es gehe nicht nur darum, gemeinsam Eucharistie zu feiern, entgegnete Kurt Koch, «sondern erst einmal darum, dass wir Gemeinschaft in der Kirche finden, dass wir zu einer verbindlichen Glaubensgemeinschaft kommen.» Eine Einheit in der Kirche könne nur eine Einheit im Glauben sein. «Es gibt verschiedene Vorstellungen von dem, was Eucharistie ist. Da müssen wir mehr Gemeinsamkeiten finden.»

Auf die Frage, ob er denn wirklich glaube, dass Jesus, der seinen Jüngern sogar die Füsse wasche, jemanden vom Abendmahl ausschliessen würde, entgegnete Kardinal Koch: «Jesus lädt sicher alle ein, aber er hat das letzte Abendmahl auch nicht auf dem Marktplatz von Jerusalem gefeiert.» Dieses habe er vielmehr «mit seinen Jüngern gefeiert.» Und er habe ihnen den Auftrag gegeben, dieses in Zukunft zu tun.

Der schwierige Begriff der «Transsubstantiation»

Dass es eine «Ökumene der Offiziellen» und eine progressivere «Ökumene der Basis» gebe, wie ein Hörer es formulierte, liess Kurt Koch nicht gelten. In seiner 15-jährigen Amtszeit als Bischof von Basel habe er viele Unterschiede an der Basis gesehen. Die Basis einerseits und die Kirchenleitung andererseits, das seien keine geschlossenen Grössen. Wichtig sei, mehr aufeinander zu hören. «Wir können nicht, indem wir Einheit suchen, neue Spaltungen produzieren», so Kurt Koch.

Auf die Bedeutung der Transsubstantiationslehre angesprochen, erklärte Kurt Koch: Transsubstantiation bedeute nicht, dass es um eine dinghafte Gegenwart Jesu gehe, sondern eine personale Gegenwart. «Wir Katholiken sind überzeugt, dass in der Eucharistie, in den Gaben von Brot und Wein, Christus selbst als der Auferstandene gegenwärtig ist.» Dennoch zeigte er Verständnis dafür, dass Menschen Mühe hätten mit diesem Begriff: «Heute verstehen wir unter Substanz das Gegenteil von dem, was damals damit gemeint war.»

Mit «Substanz» seien heute materielle, dinghafte Wirklichkeiten gemeint. Damals habe man unter diesem Begriff das verstanden, «was der konkreten Realität unsichtbar zugrunde liegt, also das eigentliche Wesen einer Sache; nicht dieser Tisch, sondern die Idee des Tisches.» In diesem Sinn sei die Lehre von der Transsubstantiation durchaus gültig, aber schwer vermittelbar, weil die Sprache sich geändert habe.

«Blind für das, was in der Zwischenzeit geschehen ist»

Kurt Koch bedauerte, dass die Ökumene bisweilen reduziert werde auf die Frage nach dem gemeinsamen Abendmahl: Dann werde man «auch blind für das, was in der Zwischenzeit geschehen ist». Man müsse ausserdem auch schauen, wie andere Kirchen auf die katholische Kirche reagierten. Es gebe beispielsweise orthodoxe Kirchen, «mit denen können wir nicht einmal zusammen beten.»

Ökumene heisse immer auch Dialog, das bedeute, sensibel auf die anderen zu hören, wie sie die Situation wahrnähmen. «Die Einheit ist nicht etwas, was wir Menschen machen können. Einheit ist immer ein Geschenk Gottes.»

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