05.09.2016

Papst Franziskus spricht Mutter Teresa heilig

Von kath.ch/abu

Mutter Teresa (1910-1997) ist jetzt offiziell heilig. Papst Franziskus erklärte die Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin, die durch ihren Einsatz in den Slums von Kalkutta bekannt wurde, am Sonntag auf dem Petersplatz zum verehrungswürdigen Vorbild für Katholiken. Zu der festlichen Zeremonie versammelten sich mehr als 100 000 Menschen. 13 Staats- und Regierungschefs waren angereist, unter ihnen Indiens Ministerpräsident Narendra Modi.

Der Papst würdigte Mutter Teresa als «unermüdliche Arbeiterin der Barmherzigkeit». Sie habe sich über die Erschöpften gebeugt, «die man am Strassenrand sterben liess», und ihre Stimme vor den Mächtigen der Welt erhoben, «damit sie angesichts der Verbrechen der Armut, die sie selbst geschaffen hatten, ihre Schuld erkennen sollten», sagte er in seiner Predigt. Mutter Teresas Mission in den Randzonen der Städte und des Lebens bleibe «in unserer Zeit ein beredtes Zeugnis für die Nähe Gottes zu den Ärmsten der Armen», so Franziskus.

Gastmahl für Obdachlose und Arme

Nach der Heiligsprechung lud der Papst 1 500 Obdachlose und Arme aus ganz Italien zum Mittagessen in den Vatikan ein. 250 Mutter-Teresa-Schwestern servierten den Gästen im Vorraum der Audienzhalle Pizza Napoletana. Unterstützt wurden sie von 50 Angehörigen des männlichen Ordenszweigs. Gebacken wurde die neapolitanische Spezialität von 20 Pizzabäckern aus der süditalienischen Stadt, die mit drei Pizzaöfen angereist waren.

Die Heiligsprechung und der anschliessende Gottesdienst fanden unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. Rund 1 000 Polizisten und Spezialkräfte waren im Einsatz. Weltweit übertrugen 120 Sendeanstalten die Heiligsprechung.

Franziskus sprach lateinische Formel

Während der traditionellen Zeremonie bat der für Heiligsprechungen zuständige Kurienkardinal Angelo Amato den Papst formell um die Aufnahme Mutter Teresas in das Verzeichnis jener Heiligen, die weltweit öffentlich verehrt werden dürfen. Daraufhin sprach Franziskus die lateinische Formel, die Mutter Teresa zur Heiligen erhebt.

In seiner Predigt sagte der Papst weiter, Mutter Teresas Vorbild führe vor Augen, «dass das einzige Kriterium für unser Handeln die gegenleistungsfreie Liebe ist, die unabhängig von jeder Ideologie und jeder Bindung ist». Diese müsse alle umfassen unabhängig von Sprache, Kultur, der Ethnie oder Religion.

Die aus Albanien stammende Mutter Teresa wurde durch ihre Hilfe für Waisenkinder und Obdachlose in den Slums von Kalkutta als «Mutter der Armen» bekannt. Die katholische Kirche begeht künftig den 5. September als Gedenktag von Mutter Teresa. Sie war am 5. September 1997 im Alter von 87 Jahren gestorben.

Mutter-Teresa-Schwestern pilgern zum Grab in Kalkutta

Im indischen Kalkutta haben die Anhänger von Mutter Teresa die Heiligsprechung der Ordensfrau mit einer eigenen Messe gefeiert. Sie pilgerten am Sonntagmorgen zu ihrem Grab, legten Blumen nieder, stellten Kerzen auf und gedachten des «Engels der Armen» mit einem Gottesdienst. Nonnen von Mutter Teresas Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe sangen ihr zu Ehren Lieder, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Sonntag.

Die Zeremonie der Heiligsprechung auf dem Petersplatz in Rom verfolgten sie später auf grossen Fernsehbildschirmen. Ordensschwester Mary Lysa sagte: «Es ist ein Tag des Jubels, ein Tag der Dankbarkeit und ein Tag vieler, vieler Segen.» Die 32-jährige Konica Cecilia, die Mutter Teresa zu deren Lebzeiten in Kalkutta traf, zündete eine Kerze an und stellte sie auf ihr Grab. Sie danke der Heiligen, weil sie ihren armen Eltern Geld gegeben hatte, sodass sie zur Schule gehen konnte: «Wenn ich in Schwierigkeiten bin, tröstet mich meine Erinnerung an sie.»

Mutter Teresa hatte den Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe 1950 im ostindischen Kalkutta gegründet und sich dort bis zu ihrem Tod 1997 um die Armen und Kranken gekümmert. 1979 erhielt die im heutigen Skopje Geborene den Friedensnobelpreis. Sie galt vielen schon zu Lebzeiten als Heilige.

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