28.12.2015

Papst prangert Konsumrausch an

Von kath.ch

Papst Franziskus hat am Heiligabend im traditionellen Weihnachtsgottesdienst im Petersdom einen ungehemmten Konsumrausch angeprangert und einen einfachen Lebensstil gefordert.

In einer Gesellschaft,» die oft trunken ist von Konsum und Vergnügung, von Überfluss und Luxus, von Augenschein und Eigenliebe» rufe das Jesuskind zu einem «einfachen, ausgewogenen und gradlinigen Verhalten auf», sagte Papst Franziskus in seiner Predigt am Donnerstag, 24. Dezember 2015. Jesus sei in die Armut der Welt hineingeboren. «Dieses Kind in der Krippe lehrt uns, was wirklich wesentlich ist in unserem Leben», so der Papst. Der «Weg der wahren Befreiung und ewigen Erlösung» beginne an seiner Futterkrippe. Zugleich mahnte Franziskus mehr Mitleid, Einfühlungsvermögen und Barmherzigkeit in der Gesellschaft an. Eine «Kultur der Gleichgültigkeit» werde oft erbarmungslos, erklärte Franziskus. Die Welt sei häufig hart gegenüber dem Sünder und «lässig-weich gegenüber der Sünde». Nötig sei hier ein «starker Gerechtigkeitssinn». Der Weihnachtsgottesdienst mit Kardinälen, Bischöfen und einigen Tausend Gläubigen aus aller Welt wurde von rund 120 Fernsehsendern in 60 Länder übertragen. Der festliche Gottesdienst bildet traditionell einen der Höhepunkte der Feierlichkeiten zum Weihnachtsfest im Vatikan.

Verstand und Wahrheit
Weiter sagte der Papst in seiner Predigt: «Wir dürfen nicht in Trägheit verharren, Es ist uns nicht gestattet, unbeweglich zu sein.» Christen müssten aufbrechen, um ihren Retter zu suchen, der in eine Krippe gelegt wurde. Das Jesuskind sei der «wahre Tröster des Herzens». Franziskus betonte zudem, dass sich die Geburt Christi nicht rein rational erfassen lasse. Jubel und Freude liessen keinen Platz für Zweifel. «Es gibt keinen Zweifel – überlassen wir ihn den Skeptikern, die allein den Verstand befragen und deshalb niemals die Wahrheit finden», so der Papst.

Urbi et Orbi
Am Freitag, 25. Dezember, sprach Papst Franziskus vom mittleren Balkon des Petersdoms in Rom vor einigen zehntausend Menschen auf dem Petersplatz aus den traditionellen Segen über die Stadt und den Erdkreis. Die Zeremonie wurde von 150 Fernsehsendern in rund 70 Länder übertragen. In seiner Weihnachtsbotschaft, die der Papst zuvor verlas, forderte er ein Ende der Gewalt im Nahen Osten. «Wo Gott geboren wird, da wird der Friede geboren. Und wo der Friede geboren wird, da ist kein Platz mehr für Hass und für Krieg», so Franziskus. Zugleich rief er die internationale Gemeinschaft auf, dem islamistischen Terrorismus Einhalt zu gebieten. Sie müsse sich geschlossen darum bemühen, «die Grausamkeiten zu unterbinden», die in Syrien, Libyen, dem Irak, im Jemen und in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara «immer noch zahlreiche Opfer fordern, ungeheures Leiden verursachen und nicht einmal das historische und kulturelle Erbe ganzer Völker schonen». Der Papst gedachte ausdrücklich der Opfer der Terroranschläge von Paris, Beirut, Bamako, Tunis sowie der jüngsten Massaker in Ägypten.

Aufruf zu Frieden
Franziskus forderte Israelis und Palästinenser auf, wieder in einen direkten Dialog miteinander treten und zu einer Übereinkunft gelangen, die beiden Völkern erlaube, «in Harmonie zusammenzuleben». Zugleich äusserte er die Hoffnung, dass der Uno-Friedensplan für Syrien baldmöglichst «das Waffenrasseln» im Land zum Schweigen bringe und die humanitäre Notlage der Bevölkerung beende. Ebenso dringend sei, dass der UN-Friedensplan für Libyen die Unterstützung aller finde, «damit die schweren Spaltungen und Gewalttätigkeiten, die das Land quälen, überwunden werden». Er bat für Frieden und Einigkeit in der Ukraine, der Demokratischen Republik Kongo, Burundi, Süd-Sudan und Kolumbien. Zudem gedachte der Papst der wegen ihres Glaubens verfolgten Christen. «Öffnen wir unsere Herzen, um die Gnade dieses Tages zu empfangen», sagte der Papst weiter. Der Tag der Geburt Christi sei ein Tag des Friedens, «an dem es möglich wird, einander zu begegnen, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich zu versöhnen. Weihnachten sei ein Ereignis, das sich in jeder Familie, in jeder Pfarrei, in jeder Gemeinschaft erneuere, die Gottes Liebe annehme, die in Jesus Christus Mensch geworden sei, erklärte er. Franziskus dankte in seiner Weihnachtsbotschaft ausdrücklich den Staaten, die zahlreiche Flüchtlinge aufnehmen. «Mögen all jene – Einzelne und Staaten – mit reichem Segen belohnt werden, die sich grossherzig einsetzen, um den zahlreichen Migranten und Flüchtlingen beizustehen und sie aufzunehmen».

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