Leserbeiträge

Pastoralräume wichtiger als der Mensch?

11.09.2020

Von Andreas Gschwind, Priester im Pastoralraum Möhlinbach

Die Vorkommnisse in Zurzach und Turgi sind für mich der Anstoss, um zu schildern, wie ich die Dinge als Priester sehe. Das Pastoralraumkonzept in seiner aktuellen Form ist meiner Meinung nach eine Fehlentscheidung. Weitere Konflikte wie in Zurzach oder in Turgi sind vorprogrammiert. Das System «Pastoralraum» ist wichtiger ist als der konkrete Mensch. Als Mitarbeitender ist im Bistum Basel nur noch willkommen, wer sich in dieses System einfügt. Müsste nicht der Mensch mit seinen Begabungen, und seiner je eigenen Berufung im Vordergrund stehen? Gefragt ist der Priester in erster Linie als Funktionär, der flächendeckend das rituelle und sakramentale Leben aufrechterhalten soll. Das heisst, ich feiere Gottesdienste in verschiedenen Gemeinden, ohne die Menschen dieser Gemeinden und auch die Gemeinden selber näher zu kennen. Das ist sehr unbefriedigend. Da es grundsätzlich zu wenige Priester gibt, existiert die «pastorale Strategie», die Gemeinden an priesterlose Gottesdienste zu gewöhnen. Ist es nicht absurd, wenn an Hochfesten bewusst keine Eucharistiefeiern stattfinden – obwohl ich dazu bereit wäre. Die Organisation und die Ideologie der Pastoralraumkirche hat in allem den Vorrang. Es gibt einige ältere Priester, die ihren Dienst anbieten möchten, aber im Pastoralraum nicht erwünscht sind! Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Ich finde es gut, wenn Theologinnen und Theologen, Katechetinnen oder Liturgiegruppen Gottesdienste leiten und ich bin nicht gegen Laien als Gemeindeleiter/innen. Aber welches ist in diesem System die Rolle des Priesters? Da müsste die Bistumsleitung gründlich über die Bücher!