23.05.2016

Pastoralraum in der Warteschlaufe

Von Andreas C. Müller

Wenn der Seelsorgeverband Mellingen mit Fislisbach einen Pastoralraum bildet, wird es kaum Platz für zwei Priester haben. Für Gabriele Tietze vom Bistum ist jedoch klar: Das Problem hat nichts mit der Pastoralraumbildung zu tun.

Die Gottesdienste in Fislisbach mit Pfarrer Rafal Lupa sind gut besucht. Selbst an jenem regnerischen Samstagabend im April haben sich an die 90 Personen zum Gottesdienst versammelt. Bei schönerem Wetter kämen jeweils 150 Leute, beteuern der aus Polen stammende Seelsorger Rafal Lupa und Kirchenpflegepräsident Silvère Dagelet. Die Entwicklung freut umso mehr, als doch die Gemeinde in der Vergangenheit einige Jahre ohne eigenen Pfarrer auskommen musste. Nachfragen von Horizonte bei den Gottesdienstbesuchern im Anschluss an die Messfeier zeigen: Alle mögen sie «ihren Pfarrer« und hoffen, «dass er noch lange bleibt».

Pastoralraum mit Mellingen

Fislisbach soll nun aber zusammen mit Mellingen und weiteren, in einem bereits bestehenden Seelsorgeverband angeschlossenen Pfarreien (namentlich Tägerig, Wohlenschwil und Mägenwil) einen Pastoralraum bilden. Vorgesehen ist für die gesamthaft 6 600 Gläubigen ein «Typ B», das heisst: Es wird ein Leitungsteam mit einem Pfarrer geben.

Bistum bestreitet Problem

Als Pastoralraumleiter vorgesehen ist der Mellinger Pfarrer Walter Schärli. Der personelle Entscheid hinsichtlich der Projektleitung, respektive der Leitung des neu zu bildenden Pastoralraums sei noch nicht gefallen, erklärt die zuständige Regionalverantwortliche beim Bistum, Gabriele Tietze, auf Anfrage. Und sowieso: Der absehbare Weggang des Fislisbacher Pfarrers habe gar nichts mit der Errichtung des geplanten Pastoralraums zu tun. «Rafal Lupa will im Bistum Basel inkardiniert werden (Anmerkung der Redaktion: Als Priester in den kirchlichen Dienst des Bistums aufgenommen werden). Die Voraussetzung hierfür ist eine zweite Pfarrstelle in einer anderen Pfarrei des Bistums».

Warten in Fislisbach…

Recherchen von Horizonte vor Ort ergaben, dass es theoretisch Hoffnung für die Fislisbacher gibt. Beispielsweise, wenn der Fislisbacher Pfarrer den Mellinger Pfarrer im neu zu bildenden Pastoralraum unterstützen und – nach dessen Pensionierung (auf Anfrage der Horizonte-Redaktion bei Walter Schärli wäre das in ca. 6 Jahren) – die priesterliche Leitung übernehmen dürfte. So wäre Rafal Lupa in anderen Pfarreien des Bistums tätig, was ihm zugunsten seiner Inkardination angerechnet werden könnte. Öffentlich sagen will das aber niemand. Seitens der Pfarrei Fislisbach heisst es in einer offiziellen Erklärung: «Unsere Pfarrei ist gegenüber dem Bistum kompromissbereit und solidarisch mit dem Bischof. Auf Grund der ungewissen Situation kann die Pfarrei Fislisbach zum jetzigen Zeitpunkt jedoch keine Äusserungen machen.» Betont wird, dass man «an einer konstruktiven Lösung für alle Beteiligten» sehr interessiert sei, hält aber auch fest, dass die Pfarrei Fislisbach «seit Dezember 2015 auf weitere Gespräche mit dem Bistumsverantwortlichen wartet».

…und Mellingen

Beim designierten Pastoralraumleiter Walter Schärli aus Mellingen nachgefragt, heisst es ebenfalls: «Im Seelsorgeverband Mellingen-Tägerig-Wohlenschschwil-Mägenwil warten wir seit Juli 2015 auf eine Antwort aus Fislisbach oder vom Bistum. Damals erhielt ich einen Brief von der Kirchenpflege und dem Pfarreirat Fislisbach an Bischof Felix Gmür. Unter anderem mit der Bitte um den Verbleib des Priesters Rafal Lupa in Fislisbach.» Vorher hätten Gespräche der Seelsorger stattgefunden, ohne und mit Beteiligung der Kirchenpfleger. «Dabei zeigten sich grosse Unterschiede in der Gestaltung des Pfarreilebens», erklärt der Mellinger Pfarrer diplomatisch.

Klare Vorgabe beim Bistum

«Die Situation ist uns sehr präsent», versucht die Bistumsregionalverantwortliche Gabriele Tietze zusammenzufassen. «Es hat ein reger Austausch auf allen Ebenen stattgefunden». Einer Lösung mit zwei Pfarrern, respektive Gemeindeleitungen, in diesem Pastoralraum erteilt die Regionalverantwortliche jedoch eine klare Absage: «Das ist aufgrund der Personalsituation sowie gemessen an der Anzahl der Gläubigen nicht machbar.»

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