20.08.2018

Pionierinnen am 23. Frauenkirchenfest Aargau

Von Anne Burgmer

  • Am 17. August 2018 kamen gen 70 Frauen zum 23. Ökumenischen Frauenkirchenfest Aargau nach Wettingen.
  • Nach dem Gottesdienst in St. Anton gab es im reformierten Kirchgemeindehaus das Frauenmahl mit Tischreden dreier Theologinnen.
  • Als beispielhafte Pionierin in der Kirche stand Maria von Magdala Patin für den Abend.

 

Dreimal stand Maria von Magdala am 23. Ökumenischen Frauenfest im Zentrum. Zweimal im Gottesdienst und einmal beim anschliessenden gemeinsamen Frauenmahl. Die Frau, die als Projektionsfläche für viele dient, wurde 2017 durch Papst Franziskus den männlichen Aposteln gleichgestellt; ihr Gedenktag wurde zum Feiertag erhoben. Sie ist eine Pionierin in Sachen Glauben an den auferstanden Christus.

Maria Magdalena als Vorbild

So facettenreich die Person der Maria von Magdala ist, so schillernd trat sie am Frauenkirchenfest in Erscheinung. Zunächst als erste Zeugin der Auferstehung im Johannesevangelium, dem Bibeltext des Gottesdienstes in der St. Anton-Kirche. Dann in der Auslegung des Textes. Die Erzählerin Marie-Theres Rogger entführte die Zuhörerinnen mit ihrer schnörkellosen Sprache in die Zeit Jesu und die Tage um seinen Kreuzestod. Eine Frau im Jetzt erzählt die Geschichte einer Frau aus dem Damals – ähnlich klar und schnörkellos wie der Evangelist, doch ganz anders.

Der dritte Auftritt der Maria von Magdala war eingebettet in das Frauenmahl. Zwischen den Dessertgängen sprach die Gefährtin Jesu aus dem Mund der Tischrednerin Katja Wissmiller. Die Theologin schreibt für und als Maria von Magdala in den Social Media; dies im Rahmen ihrer Arbeit bei der Bibelpastoralen Arbeitsstelle des Schweizerischen Katholischen Bibelwerkes. Spritzig formuliert beleuchtete Katja Wissmiller ihr Alias; dachte laut nach, ob die einzige Frau in Jesu Gefolgschaft nur Kontrast für die Männer im Apostelteam sei, aber auch, wie es um das Spannungsfeld zwischen Heiliger und Hure bestellt sei. Maria von Magdala solle nicht in diesen Bildern konserviert bleiben, sondern Raum bekommen um Beispiel zu geben für diejenigen, die nachfolgen.

Kirchliches Schweigen zu Schwangerschaft und Geburt

Wie Maria von Magdala als erste Zeugin eine Pionierin des Glaubens an den auferstandenen Christus war, so sind die drei Tischrednerinnen des Abends, Katja Wissmiller, Katrin Tschanz und Kerstin Rödiger, Pionierinnen in ihren Themengebieten und Arbeitsfeldern. Dabei stossen sie nicht selten auf Widerstand. Einerseits, weil sie Themen in den Fokus ihrer Arbeit stellen, die in der Kirche auf Unverständnis stossen. Andererseits, weil ein Thema zwar wichtig ist, doch gerne verdrängt werde.

Ersteres erlebt Kerstin Rödiger, die als Spitalseelsorgerin am Unispital Basel arbeitet. Sie erzählte in ihrer Tischrede von der Arbeit mit Schwangeren und frischentbundenen Frauen. Von deren Sprachlosigkeit im Angesicht der Erfahrung von Schwangerschaft und Geburt – ganz gleich, ob diese glatt oder mit Komplikationen verlaufe. Was bei den Zuhörerinnen an den drei langen Tischen stetes Kopfnicken auslöste, ist der Kirche als Thema fremd. Für die Kirche gehe es erst mit der Taufe los, so Kerstin Rödiger, doch was sei mit dem Willkommen des Neugeborenen. Mit dem Werden des Kindes im Mutterleib. Auch das solle spirituell begleitet und aufgehoben sein.

Auf weniger kirchlichen Widerstand stösst das Thema der zweiten Tischrednerin, Karin Tschanz: Sie arbeitet im Bereich Palliativ und Spiritual Care. Der Tod ist ein Thema, dessen sich die Kirche annimmt. Doch das Thema sei bei den meisten Menschen nicht wohlgelitten. Dabei, so erläuterte Karin Tschanz, sei es wichtig, sich schon jetzt mit dem eigenen Sterben auseinanderzusetzen. Es gebe oft keinen Ort, wo die Angst der Sterbenden vor dem Gericht und der Hölle ausgesprochen werden könnte, denn viele Menschen täten diese Gedanken als Unsinn ab, so die reformierte Theologin.

Einige Frauen zum 15. Mal beim Fest

Ob nun die verschiedenen Gänge des Frauenmahls von den Tischreden, oder ob die Tischreden vom Frauenmahl unterbrochen werden, ist Ansichtssache. Das Konzept des Frauenkirchenfestes geht auf jeden Fall auf. Anders ist es nicht zu erklären, dass es zahlreiche «Wiederholungstäterinnen» gibt. Verschiedene Gruppen von Frauen, beispielsweise aus Rudolfstetten oder Spreitenbach, kommen zum Teil seit dem ersten Frauenkirchenfest und waren bis zu 15 Mal an den Veranstaltungen.

Es sei eine spezielle Art der Nahrung für Frauen, begründet eine Spreitenbacherin die Treue zur Veranstaltung. Gleichzeitig blicken einige Teilnehmerinnen wehmütig auf die Anfänge zurück. Der Austausch mit Frauen aus anderen Orten sei noch grösser gewesen, da es verschiedene Ateliers gegeben habe. «Wir sind dann nicht als Gruppe in ein Atelier gegangen, sondern haben uns aufgeteilt und uns dann an einem späteren Treffen ausgetauscht», sagt eine Frau.

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