Praktikum Horizonte Aargau

Zu guter Letzt

8. März 2019

Ich sitze auf dem Sofa und überlege, was ich jetzt noch schreiben könnte. Am Montag fängt für mich die Schule wieder an und mein Praktikum liegt hinter mir. Realisieren kann ich das noch nicht ganz. Mein letzter Praktikumstag war wunderbar entspannt. Ich durfte zu Hause bleiben und verbrachte den Tag damit, verschiedene Aufgaben fertigzustellen. Gleich nach dem Frühstück las ich mir die Texte, die ich gestern zu den Fastengruppen im Aargau verfasst hatte, nochmal durch und mailte sie an Andreas C. Müller. Daraufhin klemmte ich mich direkt hinter einen neuen Text. Er handelte von dem Herrn, den ich gestern mit Andreas C. Müller und Ida Odermatt im Rahmen des Caritas-Care-Projekts in Suhr besucht hatte. Nachdem ich den Text fertig geschrieben hatte, kürzte ich ihn und schickte die beiden Versionen ebenfalls ab. Danach hatte ich das Gefühl, etwas frische Luft zu brauchen. Daher steckte ich das Briefkuvert mit den Texten über August Berz in meine Tasche, holte mein Fahrrad aus dem Schuppen und fuhr zu dem alten Haus an der Bifangstrasse, in dem August Berz seit einigen Jahren wieder wohnt. Das Kuvert warf ich in den Briefkasten, damit Herr Berz die Möglichkeit hat, es gegenzulesen. Neben dem Blogbeitrag meine allerletzte Aufgabe.

Ich bin sehr glücklich, dass ich mein Praktikum beim Horizonte machen durfte. Ich habe so viel Neues gelernt, ganz viele tolle Menschen getroffen und von allen Seiten her unglaublich viel Unterstützung bekommen. Besonders schön war es für mich, dass ich von Beginn an selbstständig mitarbeiten konnte. In meinem Berufswunsch hat mich das Praktikum auf jeden Fall bestärkt. Ich könnte noch so viel erzählen, doch vor allem möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken!

Mein Dank gilt dem gesamten Horizonte-Team. Marie-Christine Andres, für ihre Offenheit, als ich bei ihr an der Türe klingelte und wegen eines Praktikums anfragte. Andreas C. Müller, der einen Arbeitsplan für mich erstellte, dafür sorgte, dass ich stets beschäftigt war und mir immer eine Tasse grünen Tee kochte. Anne Burgmer, die vor Beginn des Praktikums extra zu mir nach Hause kam, um die wichtigsten administrativen Dinge mit mir zu besprechen. Silvia Berger, die sich den ganzen Nachmittag Zeit nahm, um mir einen Einblick in ihre Arbeit zu gewähren. Und Silvia Flury, die mich so warmherzig bei sich im Pfarreisekretariat aufnahm. Ausserdem möchte ich mich bei den beiden Druckereien bedanken, die sich ebenfalls viel Zeit nahmen, um mir ihre Betriebe zu zeigen.

Des Weiteren bedanke ich bei meinen Eltern dafür, dass sie immer so bereitwillig und geduldig meine Texte gegengelesen haben.

Zu guter Letzt bedanke ich mich bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meinen Blog zu lesen. Ich weiss es zu schätzen und hoffe, ich konnte Sie ein wenig unterhalten und Ihnen zeigen, was alles hinter dem Horizonte steckt!

Ein bisschen melancholisch war ich schon, als ich mich an die Arbeit für meinen letzten Blogbeitrag machte. I © Gabriel Moser

Letzte Termine

7. März 2019

Am vorletzten Tag meines Praktikums hatte ich noch mal Einiges vor. Um 9:30 Uhr stand ich bei Andreas C. Müller auf der Matte, der gerade noch dabei war, die Hasen zu füttern. Meine erste Aufgabe bestand heute darin, nochmals beim Personalamt des Bistums Basel anzurufen, um das aktuelle Personalverzeichnis anzufordern. Da niemand abnahm, probierte ich es mit einer Mail. Tatsächlich hatte ich Erfolg, nach kurzer Zeit erhielt ich eine positive Rückmeldung.

Als Nächstes tat ich etwas, was ich zuvor noch nicht ausprobiert hatte. Neben meinem Blog durfte ich einen anderen Beitrag auf der Homepage des Horizontes veröffentlichen, nämlich eine Kurzmeldung zum Thema «Digitale Gewalt gegen Frauen». Zu Beginn hatte ich etwas mit dem System zu kämpfen, da ich nur das Bearbeiten und Publizieren meiner Blogbeiträge gewohnt war, doch schnell hatte ich das Prinzip verstanden und es hat mir grossen Spass bereitet, einmal etwas anderes als einen Blogbeitrag auf der Homepage hochzuladen.

Anschliessend unterhielt ich mich mit Andreas C. Müller über den Text, den ich zum Thema Fastengruppen geschrieben hatte. Andreas C. Müller hatte ihn korrekturgelesen und ich erhielt nun noch einige wertvolle Verbesserungsvorschläge von ihm. Natürlich versuchte ich daraufhin, diese sofort umzusetzen.

Die Zeit war wieder einmal wie im Flug vergangen und schon war es Zeit zum Mittagessen. Da wir nachmittags einen Termin zum «Gut zum Druck» hatten, fuhren wir mit dem Auto nach Wohlen, genossen während der Fahrt die Sonne, die durch die Autoscheiben schien, und assen dann in einem Restaurant gleich neben der Druckerei zu Mittag.

Ich hatte so viel zu Mittag gegessen, dass ich während des «Gut zum Druck» – Termins ziemlich müde war. Man muss mir die Müdigkeit wohl angesehen haben, denn eine vorbeikommende Mitarbeiterin sprach mich sogar an: «Soll ich dir einen Kaffee machen, du siehst aus, als könntest du einen gebrauchen!». Dieses wunderbare Angebot nahm ich dankbar an und kurz darauf ging es mir schon wieder viel besser!

Auf den Besuch in Wohlen folgte ein weiterer Termin (und der letzte meines Praktikums). Wir stiegen wieder ins Auto und fuhren noch einmal nach Suhr, zum roten Wagen des Caritas-Care-Projekts. Dort durften wir Ida Odermatt zu einer der betreuten Personen begleiten. Ein fast 90-jähriger Herr, der zwar nicht mehr gut laufen kann, aber dafür noch hervorragend Velo fährt und Schach spielt. Nachdem er sein Leben lang von lieben Menschen umgeben war, wohnt er nun allein, deshalb leisten ihm nun die Mitarbeiter der Caritas in regelmässigen Abständen Gesellschaft. Zu sehen, wie glücklich das Engagement der Caritas die betreuten Leute macht, hat mich sehr berührt!

Es ist schön, zu sehen, wie betagte Menschen aufblühen und ins Erzählen kommen, wenn man sie besuchen kommt! I © Johanna Moser

Gut Ding will Weile haben

6. März 2019

Nachdem ich auf «Senden» gedrückt hatte, machte sich eine gewisse Erleichterung in mir breit. Ich hatte mein Porträt über August Berz abgeschickt. Genauer gesagt zwei Versionen davon. Einen längeren Text, der auf der Homepage des Horizontes veröffentlicht werden kann, und eine stark gekürzte Fassung für die gedruckte Ausgabe. Ein gutes Gefühl, eine Arbeit, mit der man sich fast drei Wochen lang beschäftigt hat, ein letztes Mal zum Gegenlesen abzusenden. Das endgültige «Okay» von Herrn Müller brauche ich zwar noch und auch August Berz persönlich wird das Porträt natürlich noch zum Gegenlesen bekommen, doch ich hoffe, dass es nun nicht mehr zu grösseren Änderungen kommen wird.

Die gesamte Arbeit, die heute anstand, konnte ich innerhalb der eigenen vier Wände tätigen. Um trotzdem in Kontakt mit der Redaktion bleiben zu können, rief um 10:00 Uhr Andreas C. Müller an und fragte nach, ob bei mir alles im grünen Bereich wäre. Es blieb ein kurzes Gespräch, denn ich wusste, was ich zu tun hatte.

Als Nächstes knöpfte ich mir den Text über die Fastengruppen im Aargau vor. Und um ganz ehrlich zu sein, war ich dann auch für den Rest des Tages mit diesem Text beschäftigt. In den vergangen Tagen habe ich so viele Informationen zu dem Thema zusammengetragen, dass es gar nicht so leicht war, diese in einen flüssigen Text einzubauen. Schlussendlich handelte ein Teil des Textes vom Einführungsabend in Bremgarten, den ich gestern Abend besucht hatte, ein weiterer Teil bestand aus Aussagen von Personen, die sich für das Thema Fasten interessieren und ebenfalls am Infoabend waren. Anschliessend beschrieb ich die Fastengruppen im ganzen Kanton. Zu guter Letzt überlegte ich mir Zwischentitel für die einzelnen Abschnitte (eine schwierige Aufgabe …) und las das Geschriebene noch einmal durch.

Eingebettet zwischen zwei Tagen, an denen ich viel unterwegs bin, hatte ich heute einen recht gemütlichen, aber dennoch produktiven Tag!

Die Synesiusstube in Bremgarten, in der ich gestern viel Neues über das Thema Fasten gelernt habe. I © Johanna Moser

 

Unterwegs im ganzen Kanton

5. März 2019

Theoretisch hätte ich heute Morgen ausschlafen können, denn ich durfte vormittags von zu Hause aus arbeiten. Doch um sicher zu sein, dass ich genug Zeit habe, um alles zu erledigen, was an Arbeit anstand, bin ich zeitig aufgestanden. Ich habe mich aus dem warmen Bett gekämpft, bin in die Küche getapst und habe mir Kaffee und Müsli gemacht. Nachdem ich mir die Zähne geputzt hatte, war ich tatsächlich einigermassen wach. Ich setzte mich an den Computer und machte mich an die Arbeit. Zunächst traf ich einige Vorbereitungen für den heutigen Tag. Diese beinhalteten beispielsweise das Heraussuchen von Zugverbindungen oder das Erarbeiten von Fragen, die ich an meinen Terminen den betroffenen Personen stellen wollte.

Anschliessend kramte ich zum gefühlt hundertsten Mal mein Porträt über August Berz hervor. Immerhin bin ich damit mittlerweile doch recht weit gekommen. Heute arbeitete ich daran, den Text zu kürzen und ihn auf Rechtschreibfehler zu prüfen. Daraufhin schickte ich ihn zum Gegenlesen weiter. Da ich befürchtete, abends erst spät nach Hause zu kommen, schrieb ich auch schon einen möglichst grossen Teil meines Blogs und verfolgte auch die Arbeit an meinem Praktikumsbericht weiter.

Nachmittags war ich dann in verschiedenen Angelegenheiten ausser Haus unterwegs. Um 13:45 Uhr fuhr mein Zug in Aarau ein, wo mich Andreas C. Müller mit dem Auto abholte. Gemeinsam fuhren wir nach Suhr. Dort steht neben einem Veloständer ein roter Bauwagen auf einem Kiesplatz. Davor waren gerade zwei Männer, ein junger und einer mittleren Alters, dabei, die Schilder am Wagen auszutauschen. Das Caritas Care-Projekt, das hier einen Standort hat, wird neu nicht mehr den Namen «Eine helfende Hand» tragen. Stattdessen soll nun mit «Stundenweiser Betreuung» geworben werden. Projektleiter Andy Huwyler bat uns in den warmen Wagen und der junge Mann, ein Zivildienstleistender, kochte uns einen Tee.

Andy Huwyler schilderte uns ausführlich alle Entwicklungen des Caritas Care-Projektes seit dessen Start als Pilotprojekt vor zwei Jahren. Bei dem Projekt geht es darum, vor allem älteren Leuten im Quartier, die Unterstützung benötigen, zu einem günstigen Tarif stundenweise zur Hand zu gehen. Für mich war der Besuch äusserst interessant, da ich zuvor noch nie von solch einem Projekt gehört hatte.

Anschliessend setzten Andreas C. Müller und ich uns noch ins Café «Törtlifee», das gleich neben dem roten Wagen der Caritas liegt. Dort besprachen wir noch einmal den genauen Ablauf der kommenden Tage und alles, was ich in dieser Zeit noch zu erledigen habe. Beispielsweise steht ein Text über die Fastengruppen im Aargau auf dem Plan.

Um 19:00 Uhr begann in Bremgarten der Einführungsabend der Fastenwoche. Herr Dr. med. Thomas Thaler, Kardiologe im Doktorzentrum Mutschellen leitete den Abend. Authentisch und einfühlsam verknüpfte er in seinen Erklärungen den religiösen und den medizinischen Aspekt des Fastens. Ich hatte sogar die Möglichkeit mit einigen der Zuhörer sowie mit einer der leitenden Personen ein paar Worte zu wechseln.

Da ich den Abend in Bremgarten verbracht hatte, kam ich ziemlich spät nach Hause und war ganz schön müde nach diesem ereignisreichen Tag. Nachdem ich das Erlebte niedergeschrieben hatte, machte ich mich deshalb unverzüglich auf den Weg in mein Bett.

Der rote Bauwagen der Caritas bildet in Suhr eine Anlaufstelle für alle Hilfesuchenden. I © Johanna Moser

 

Der Lehrer kommt zu Besuch

4. März 2019

Die letzte meiner drei Praktikumswochen startete heute Morgen um kurz nach 9:00 Uhr, als ich bei Andreas C. Müller an der Haustüre klingelte. Kalter Wind pfiff mir um die Ohren, so dass ich froh war, als Andreas C. Müller die Türe öffnete, mich ins warme Haus bat und mir einen Tee kochte. Zunächst unterhielten wir uns darüber, was diese Woche auf mich zu kommt. Morgen Nachmittag werde ich Andreas C. Müller nach Suhr begleiten, wo seit zwei Jahren ein Pilotprojekt der Caritas ihren Standort hat. Anschliessend werde ich den Einführungsabend der Fastengruppe Bremgarten besuchen und donnerstags geht es für mich dann nochmals nach Wohlen zum «Gut zum Druck». Die Arbeit wird mir also auch gegen Ende des Praktikums bestimmt nicht ausgehen!

Nachdem wir den Wochenplan besprochen hatten, bat mich Andreas C. Müller darum, für Recherchezwecke einige Telefonate zu tätigen. Als Erstes erkundigte ich mich in Herznach nach dem Brauch der Fronleichnamsprozessionen, denn Herznach ist einer der wenigen Orte, wo noch eine Fronleichnamsprozession durchgeführt wird. Bei meinem zweiten Anruf galt es, einige Informationen bezüglich des Seelsorgepersonals im Bistum Basel ausfindig zu machen. Man behandelte mich sehr freundlich, konnte mich aber nicht erfolgreich weiterleiten. Deshalb verschob ich die Aufgabe auf später.

Gegen 10:00 Uhr klingelte es an der Türe. Davor stand Herr Studer, Lehrer an der Kantonsschule Wettingen. Jeder Schüler hat während des Praktikums einen Lehrer, der ihn betreut. Das bedeutet nicht, dass man mit diesem Lehrer sonderlich viel zu tun hat, doch für den Fall, dass während des Praktikums ein ernsthaftes Problem auftaucht, kann man sich an ihn wenden. Die betreuende Lehrperson kommt den Praktikanten während des Praktikums einmal besuchen. Einerseits sieht die Lehrperson bei dieser Gelegenheit, wie es dem Schüler im Praktikum geht, andererseits zeigt es die Wertschätzung gegenüber dem Praktikumsplatz.

Wir unterhielten uns ungefähr eine halbe Stunde lang mit Herrn Studer. Er fragte mich, wie es mir gefalle und was ich so mache. Von Andreas C. Müller wollte er wissen, ob ich meine Arbeit gut mache und wie das Horizonte aufgebaut ist. Ausserdem tauschten wir uns über das Thema Berufswahl und die Vorzüge eines Praktikums aus.

Im späteren Verlauf des Tages beschäftigte ich mich des Weiteren mit meinem Porträt, der Recherche bezüglich des Seelsorgepersonals und meinem Blog. Nun freue ich mich auf die letzte, spannende Woche, die vor mir liegt!

Recherche ist für die Arbeit ein wichtiger Bestandteil. Auf der Homepage des Bistums Basel findet man viel Wissenswertes. I © Johanna Moser

 

Ein aussergewöhnliches Buch

1. März 2019

Bei strömendem Regen komme ich heute im Pfarreisekretariat St. Anton an, denn das Wetter, das die letzte Zeit so schön war, ist gestern umgeschlagen. Als Erstes müssen im Schaukasten vor der Kirche einige alte Infoblätter entfernt und durch aktuelle ersetzt werden. Leider ist der Zeitpunkt etwas ungünstig gewählt, denn als ich endlich im warmen Sekretariat sitze, bin ich klatschnass. Drinnen ist es dafür umso gemütlicher. Auf dem Tisch brennen Kerzen und das Pochen der Regentropfen am Fenster ist zu hören.

Silvia Flury ist fleissig bei der Arbeit und ich darf ihr dabei zusehen. Wie letzte Woche erklärt sie mir auch heute freundlich jeden ihrer Schritte. In unregelmässigen Abständen klingelt entweder das Telefon oder die Türglocke; Katechetinnen kommen, kopieren etwas, und gehen wieder.

Eines der Telefonate, die Silvia Flury heute führt, ist für mich besonders interessant. Am Apparat ist eine junge Frau, die nach ihrem Taufschein fragt, denn sie möchte dieses Jahr heiraten. Da eilt Silvia Flury ins Archiv und kommt kurz darauf mit einem grossen, schweren Buch in den Händen zurück. Es ist eines der Taufbücher, in die handschriftlich alle Taufen eingetragen werden, die in der Pfarrei St. Anton stattfinden. Neben den Taufbüchern gibt es auch noch Firmbücher und Totenbücher, doch nicht alle dieser Bücher werden noch regelmässig genutzt, da heutzutage ein grosser Teil der Arbeit digital abgewickelt wird. Deshalb sind diese Bücher auch etwas ganz Besonderes. Sie sind wertvoll und werden manchmal sogar zur Ahnenforschung verwendet. Was einmal in eines dieser Bücher hineingeschrieben wurde, darf nie mehr geändert werden. Für mich ist es unglaublich faszinierend, Silvia Flury bei der Arbeit mit diesen Büchern zusehen zu können.

Ich erfahre noch andere spannende Dinge, wie beispielsweise, dass es möglich ist, sich kirchlich scheiden zu lassen. Weitere Anrufer bitten um ein Gedächtnis für eine verstorbene Person oder möchten eine neue Taufkerze kaufen, da die alte nicht mehr auffindbar ist. Zwischendurch gibt es noch eine kleine Kaffeepause, in deren Anschluss Silvia Flury noch schnell die Mails checkt. Der Morgen vergeht wie im Flug und plötzlich ist es schon 11:30 Uhr. Da fährt Silvia Flury den Computer herunter und meint: «Irgendwo muss man bei der Arbeit auch mal einen Punkt setzen. Ich glaube, wir machen Schluss für heute.» Wir verabschieden uns und ich mache mich mit meinem Velo auf den Weg nach Hause.

Nachmittags steht für mich wieder Home-Office auf dem Programm. Ich verfasse meinen Blog, kümmere mich ein weiteres Mal um die Fastenwochen, verbessere mein Porträt, schreibe Tagebuch und Praktikumsbericht. Ein produktiver und dennoch gemütlicher Tag, der für mich einen perfekten Übergang ins Wochenende bildet!

Im Archiv des Sekretariats von St. Anton verbirgt sich ein faszinierender Schatz – Toten-, Ehe-, Firm-, und Taufbücher I © Johanna Moser

 

 

Fastenwochen und Anderssprachige

28. Februar 2019

Mein Arbeitsweg war heute erstaunlich kurz. Aus der eigenen Haustüre hinausgetreten, musste ich nur ein paar Schritte die Strasse hinab laufen und an der nächsten Türe läuten. Geöffnet wurde sie von einem kleinen blondhaarigen Jungen, der mich mit einem strahlenden Lachen begrüsste. Seine Mutter, Marie-Christine Andres, ist meine Nachbarin und heute verbrachte ich einen Teil des Tages bei ihr. Ansonsten durfte ich von zuhause aus arbeiten.

Zunächst fragte mich Marie-Christine Andres, wie ich mit der Arbeit vorankäme und ob alles in Ordnung sei. Diese Frage konnte ich mit einem überzeugten «Ja» beantworten. Wir besprachen, was zurzeit für mich an Arbeit ansteht, und ich hatte die Möglichkeit, auf einige offene Fragen eine Antwort zu bekommen. Zwischendurch klingelte das Telefon, was bei Marie-Christine Andres` Tätigkeit als Redaktorin keine Seltenheit ist. Freundlicherweise suchte sie mir sogar ein paar Schreibübungen heraus, mithilfe derer ich nun selbstständig meine schriftlichen Kompetenzen verbessern kann. Damit entliess sie mich fürs Erste.

Ich stapfte also wieder nach Hause, kochte mir erst einmal einen Tee und machte es mir auf dem Sofa bequem. Zuvor hatte ich mir noch das Telefon geschnappt und fuhr nun mit meiner Recherche über die Fastenwochen fort. Eine freundliche Dame meldete sich am anderen Ende der Leitung und schilderte mir ausführlich den Ablauf der Fastenwoche in Erlinsbach, sodass ich fast schon verzweifelt versuchte, mit dem Schreiben nachzukommen. Dafür waren die Notizen auf meinem Schreibblock anschliessend um einige wertvolle Informationen reicher. Anschliessend klappte ich meinen Laptop auf und stellte meinen Text über August Berz fertig. Als ich vor einigen Tagen mit dem Verfassen des Textes begonnen hatte, fürchtete ich, dass mein Text am Schluss nicht lang genug sein würde. Wie hatte ich mich geirrt! Da sass ich nun und begann schweren Herzens, den Text, den ich mit so viel Mühe geschrieben hatte, zu kürzen. Ein Trost war dabei für mich, dass mir gesagt worden war, dass das Kürzen eines Textes oft einen positiven Einfluss auf seine Qualität hat. So fiel mir die Arbeit am Ende doch nicht so schwer.

Nachmittags ging ich noch einmal bei Marie-Christine Andres vorbei, denn es gab einen Teil des Horizontes, den ich bisher noch nicht kennengelernt hatte: die Anderssprachigen-Seite. Geduldig erklärte sie mir Aufbau und Funktion der berüchtigten «Seite 7». Am Ende des Tages hatte ich somit wieder Einiges dazugelernt.

Zu Beginn sah mein Praktikumsplan sehr übersichtlich aus. Mittlerweile ist er voller Notizen. I © Johanna Moser

Wo die Fäden zusammenlaufen

27. Februar 2019

Gerade sitze ich auf dem Balkon und geniesse die Sonnenstrahlen eines ausserordentlich frühlinghaften Februartages. Ich schreibe an meinem Blog und mir wird bewusst, welch ein Privileg es ist, in meinem Praktikum Angenehmes mit Nützlichem verknüpfen zu können. Natürlich gibt es auch Dinge, die nicht so laufen, wie man es gerne hätte, Dinge, die man tun muss, aber den ganzen Tag vor sich herschiebt, weil man sie, aus welchem Grund auch immer, als unangenehm empfindet. So ging es mir bis heute mit dem Porträt von August Berz, denn ich hatte das Gefühl, mit meiner Arbeit auf der Stelle zu treten und wusste nicht, wie ich den Text beginnen sollte. Doch seit heute Morgen ist auch für dieses Problem eine Lösung in Sicht! Den Vormittag habe ich heute nämlich wieder bei Andreas C. Müller verbracht. Gleich als Erstes haben wir die Notizen durchgesprochen, die ich von meinem zweiten Besuch bei Herrn Berz mitgebracht hatte. Inzwischen scheint endlich genug brauchbares Material zusammengekommen zu sein, um ein Porträt erstellen zu können. Andreas C. Müller hat mir noch einige wertvolle Ratschläge gegeben und so habe ich mich noch einmal an den Computer gesetzt und mich an die Arbeit gemacht. Ich bin gut vorangekommen und habe nun schon ungefähr die Hälfte des Textes. Und das ist durchaus ein schönes Gefühl! Ausserdem habe ich noch einige Kleinigkeiten wie Telefonate und Recherchen erledigt. Nach einem schnellen Mittagessen ging es dann zügigen Schrittes wieder zum Bahnhof.

Um 13.30 Uhr erwartete mich nämlich Silvia Berger in ihrem gemütlichen Haus in Wettingen. Von sich selbst sagt sie, dass sie dasjenige Teammitglied des Horizontes ist, das man eher weniger kennt, dass bei ihr aber im Grunde genommen alle Fäden zusammenlaufen. Als redaktionelle Mitarbeiterin des Horizontes ist sie zuständig für die Medienseite und die Agenda. Doch sie macht noch viel mehr. Silvia Berger agiert als Schnittstelle zwischen all den Mitarbeitern, die an der Entstehung des Horizontes beteiligt sind, erstellt mit grosser Sorgfalt Jahrespläne, kümmert sich um die Organisation der Delegiertenversammlung und ist Ansprechperson bei Problemen aller Art. Kurz gesagt würde ohne ihre Arbeit vieles beim Horizonte nicht so rund laufen, wie man es gewohnt ist. Mit grosser Geduld und Freundlichkeit schilderte sie mir, was alles zu ihren alltäglichen Aufgaben gehört, und je länger ich ihr lauschte, desto besser verstand ich, wie komplex und aufwendig die administrative Arbeit ist, die hinter einer Zeitung wie dem Horizonte steckt. Als ich nach zweieinhalb Stunden zur Tür hinaustrat, verstand ich einige Dinge besser als zuvor, und ich war schwer beeindruckt.

Mittlerweile ist die Sonne hinter den Bergen versunken und die frische Abendluft weht mir um die Nase. Deshalb gehe ich wieder hinein ins warme Wohnzimmer, um meine Arbeit auf dem Sofa zu beenden.

Arbeit bei schönstem Sonnenschein. I © Johanna Moser

Besuch in der Druckerei

26. Februar 2019

Früh am Morgen machte ich mich heute auf den Weg zum Bahnhof, um nach Döttingen zu fahren. Ich durfte nämlich die Druckerei besuchen, in der das Horizonte gedruckt wird, die Druckerei «Bürli AG». Dort wurde ich gleich von mehreren Leuten in Empfang genommen, die mir verschiedene Dinge über die Druckerei erläuterten. Zum einen war da Frau Kaiser, mit der ich zuvor auch schon bei der Vereinbarung eines Termins Kontakt hatte. Sie erklärte mir u. a., wie vor dem Druck der Zeitung noch einmal das Layout kontrolliert wird, letzte grafische Korrekturen gemacht und die Bilder bearbeitet werden. Anschliessend führte mich Matthias Bürli durch die Hallen mit all den Maschinen, die für den Druck benötigt werden. Ich war fasziniert von den riesigen Papierrollen, den langen Druckbahnen, den Druckplatten und von den zahlreichen unglaublichen Automatismen, die an vielen Stellen des Druckprozesses eingebaut sind. Auch von Bernhard Bürli erhielt ich einige interessante Erläuterungen, beispielsweise über unterschiedliche Drucktechniken, aber auch über den Verteilungsprozess der Zeitungen nach dem Druck. In Döttingen konnte ich heute ausserdem den Unterschied zur «Kasimir Meyer AG» sehen. Wie effizient die beiden Druckereien kooperieren, finde ich deshalb umso erstaunlicher.

Wieder zuhause angekommen suchte ich auf der Homepage des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institutes nach personalbezogenen Daten in der Kirchenstatistik, denn darum hatte mich Anne Burgmer einige Tage zuvor gebeten. Diese Daten sammelte ich in einem Word-Dokument und stellte es Anne Burgmer anschliessend zu. Des Weiteren pflegte ich auch noch mein Tagebuch und meinen Blog sowie den Praktikumsbericht.

Im Laufe des Nachmittages radelte ich ausserdem zum Haus von A. Berz, um ihm noch einige Fragen bezüglich des Porträts zu stellen. Da gerade jemand von der Spitex bei ihm war, fuhr ich wieder nach Hause und klingelte später noch einmal. Dieses Mal bat er mich herein und ich durfte ihm die verbliebenen Fragen stellen. Auch nach diesem zweiten Gespräch hatte ich nicht das Gefühl, alle Informationen zu haben, die ich gerne hätte, doch nun liegt es wohl an mir, alles, was ich in Erfahrung bringen konnte, in einen ansprechenden Text zu verpacken. Ich werde jedenfalls trotz Schwierigkeiten mein Bestes geben!

 

Fleissig an der Arbeit

25. Februar 2019

Wie meine erste Praktikumswoche begann auch die zweite sehr gemütlich, nämlich mit einem freien Montagmorgen. Dennoch habe ich die freie Zeit genutzt und versucht, noch etwas am Porträt von August Berz weiterzuarbeiten.

Nach dem Mittagessen habe ich mich dann auf das Fahrrad geschwungen, bin zum Bahnhof und mit dem Zug wieder nach Unterentfelden, zu Andreas C. Müller, gefahren. Er hatte für mich Einiges zu tun: als Erstes haben wir besprochen, wie mein Praktikum in dieser Woche weitergehen soll, das heisst, wir haben uns Gedanken über meinen Wochenplan gemacht und tatsächlich auch schon ein paar interessante Aufgaben für meine dritte Woche hier beim Horizonte gefunden. Später durfte ich diese Aufgaben dann auch schon angehen, doch davor haben wir uns gemeinsam hinter das Porträt von August Berz geklemmt. Mittlerweile ist mir bewusst geworden, dass ich an diesem Porträt noch eine Weile zu knabbern haben werde – vier Seiten voll mit Notizen haben wir durchgesprochen und sind dennoch zu dem Entschluss gekommen, dass noch nicht genug brauchbares Material für ein gutes Porträt zusammengekommen ist. Herr Berz hat mir zwar alle Stationen aus seinem gesamten Leben geschildert, aber da ich ja ein Porträt schreiben soll und keinen Lebenslauf, habe ich jetzt ein kleines Problem. Dieses werde ich lösen, indem ich voraussichtlich morgen noch einmal bei Herrn Berz vorbeigehen werde, um ihn darum zu bitten, mir noch ein paar offen gebliebene Fragen zu beantworten. Für mich eine sehr interessante Erfahrung, denn ich merke nun, wie anspruchsvoll es tatsächlich ist, ein gutes Porträt zu schreiben.

Nachdem das geschafft war, machte ich mich daran, einige Leute zu kontaktieren, die verantwortlich für die Fastenwochen in den Gemeinden Erlinsbach, Bremgarten, Leuggern und Wohlen sind. Das Horizonte möchte zu diesem Thema nämlich etwas schreiben und schickt mich nächste Woche an einen Einführungsabend nach Bremgarten. Des Weiteren habe ich mich über das Programm der Pfarrei St. Antonius, Wildegg, informiert, das diese im Rahmen des 50. Jubiläums der Kirche organisiert. Zwischendurch rief noch mein betreuender Lehrer aus der Kantonsschule bei Andreas C. Müller an, um einen Termin zum Vorbeischauen abzumachen und auch ich selbst habe heute ziemlich lang am Telefon gehangen. Es gibt für mich auf jeden Fall immer etwas zu tun und ich werde gut beschäftigt.

Um Termine zu vereinbaren und Informationen zu erhalten, habe ich heute einige Telefonate geführt. I © Andreas C. Müller

 

Gut zum Druck

22. Februar 2019

Morgens habe ich heute keinen Termin. Daher nutze ich die Zeit zuhause, um mit der Arbeit vorwärts zu kommen. Ich notiere mir in meinem Tagebuch, was ich gestern erlebt habe (dazu bin ich gestern Abend nämlich nicht mehr gekommen) und schreibe an meinem Blog und dem Praktikumsbericht weiter, den ich nach dem Praktikum in der Schule abgeben muss. Des Weiteren mache ich mir Gedanken darüber, wie ich die vielen Informationen, die ich beim gestrigen Porträt-Termin von Herrn Berz erhalten habe, in einem Text umsetzen könnte.

Nachmittags habe ich dann jedoch einen sehr interessanten Termin. Zusammen mit Anne Burgmer schaue ich beim Druckunternehmen «Kasimir Meyer AG» vorbei; es geht um das «Gut zum Druck». Mit dem Zug fahre ich nach Wohlen und da ich mal wieder viel zu früh bin, gehe ich noch einen Tee trinken. Währenddessen arbeite ich ein wenig am Porträt weiter. Um 15:00 Uhr geht es dann los: Anne Burgmer und ich treffen uns mit Patrick Honegger. Er sorgt dafür, dass die Ausgabe, die als nächstes erscheinen soll, bereit für den Druck ist. Unermüdlich tüftelt er, um Titel, Text und Bilder ästhetisch zu positionieren. Er und Anne Burgmer besprechen, was noch geändert werden muss und nehmen sich so lange Zeit, bis alles passt. Anne Burgmer erklärt mir, dass ein wichtiger Unterschied zwischen dem Horizonte und anderen Zeitungen derjenige ist, dass beim Horizonte nicht auf Zeile geschrieben wird. Somit sind die Redaktoren beim Schreiben relativ frei und bei der Druckvorstufe besteht eine grössere Flexibilität bezüglich nachträglicher Veränderungen.

Nun folgt eine kleine Überraschung: Das Horizonte wird nicht etwa, wie man schlussfolgern könnte, von der «Kasimir Meyer AG» in Wohlen gedruckt, sondern in der Druckerei «Bürli» in Döttingen. Zu Beginn wurde das Horizonte tatsächlich in Wohlen gedruckt, doch die «Kasimir Meyer AG» hat den Fokus mittlerweile auf spezielle Drucke wie veredelte Karten oder Broschüren gerichtet und weniger auf Zeitungen. Am kommenden Dienstag werde ich dann voraussichtlich die Druckerei in Döttingen besuchen. Was in dieser Druckerei tatsächlich anders läuft, werde ich dann sehen.

Anne Burgmer verabschiedet sich, doch Patrick Honegger zeigt mir freundlicherweise noch alle Maschinen, die zum Druck verwendet werden und so lerne ich heute noch Einiges über Druck. Am Schluss muss ich dann leider auf den Zug rennen, aber das war es allemal wert!

Übrigens ist heute der letzte Tag meiner ersten Praktikumswoche. Ein Zwischenfazit kann ich nun schon mal ziehen und es fällt auf jeden Fall gut aus: Ich habe in den vergangenen Tagen schon unglaublich viel Neues gelernt, tolle Menschen getroffen, recherchiert, geschrieben, Gespräche geführt. Von allen Seiten werde ich freundlich behandelt und bekomme ganz viel Unterstützung! Das ist nicht selbstverständlich und ich weiss es sehr zu schätzen!

Hier wird das Horizonte in der Druckvorstufe bereit für den Druck gemacht. I © Johanna Moser

 

Lehrreiche Begegnungen

21. Februar 2019

Zu meiner grossen Freude habe ich heute die Chance bekommen, einmal hinter die Kulissen zu blicken. Denn für das Erscheinen des Horizontes braucht es nicht nur Redaktoren. Wer kümmert sich beispielsweise darum, dass die Mitglieder der Pfarrei über aktuelle Gottesdienste und sonstige Veranstaltungen informiert werden? Es ist u. a. Silvia Flury, Sekretärin in St. Anton, Wettingen. Sie sammelt die Mitteilungen, die publiziert werden sollen, und fügt sie in den Pfarreien-Teil des Horizontes ein. Das ist übrigens viel mehr Arbeit, als man meinen könnte… Silvia Flury nimmt mich freundlicherweise durch ihren Vormittag mit und erläutert mir alles ganz genau. Nach einer morgendlichen Sitzung lerne ich einige ihrer Tätigkeiten genauer kennen. Sie sorgt nämlich nicht nur dafür, dass die Mitteilungen im Horizonte erscheinen, sondern kümmert sich auch um eine ganze Menge anderer Dinge wie z. B. das Beantworten von Mails, Organisation und Buchhaltung. Und je länger ich ihr zusehe, desto bewusster wird mir, dass ohne sie vieles nicht so rund laufen würde, wie wir es gewohnt sind!

Um 15:00 Uhr traf ich bei August Berz ein, zusammen mit dem Fotografen, Werner Rolli, der gekommen war, um ein professionelles Bild von Herrn Berz zu schiessen. Der Priester führte uns in sein gemütliches Wohnzimmer. Ein paar Fotos und ein grosser Blumentopf standen auf dem Wohnzimmertisch, durch das Fenster fiel das sanfte Sonnenlicht. Während Herr Rolli sein Foto-Equipment in Position brachte, setzten August Berz und ich uns an den Tisch und er begann zu erzählen. Er schilderte mir mehr oder weniger detailliert all die Stationen aus seinem 100 Jahre langen Leben. In weniger als einer Stunde. Emsig machte ich mir Notizen, während der Fotograf immer wieder mal ein Bild knipste. Nachdem Herr Berz geendet hatte, stellte ich ihm noch ein paar spezifische Fragen, wie zum Beispiel ob es ein Ereignis in seinem Leben gab, das ihn besonders erfreut oder erschüttert hat. Was mich besonders berührte, war, dass er mehrmals betonte, wie glücklich und zufrieden er sei, obwohl er in manchen Dingen altersbedingt mittlerweile eingeschränkt ist. Er fügte ausserdem an, dass er wünschte, es ginge allen Leuten in seinem Alter so gut wie ihm. Nach zwei Stunden verabschiedeten Werner Rolli und ich uns von dem alten Herrn und ich hatte mehrere Seiten mit Notizen für mein allererstes Porträt vollgeschrieben!

Übrigens habe ich in der Zwischenzeit auch damit begonnen, eine Art «Praktikumstagebuch» zu führen. Das hatte ich zwar nicht von Beginn an so geplant, doch damit ich das, was ich zurzeit erlebe, nicht so schnell wieder vergessen werde, schreibe ich mir jetzt jeden Abend all die Erfahrungen, die ich während des Tages gemacht habe, fein säuberlich in ein kleines blaues Heft.

Besuch bei Silvia Flury, Sekretariat St. Anton
I © Marie-Christine Andres

Ein besonderer Priester und ein besonderes Instrument

20. Februar 2019

Nachdem ich nun weiss, was ein Porträt ist, und selbst an einem Porträt-Termin dabei sein durfte, werde ich mich nun selbst an ein Porträt heranwagen. Davor habe ich grossen Respekt, denn ich habe den Eindruck erhalten, dass man bei der Erstellung eines Porträts auf gefühlt tausend Dinge gleichzeitig zu achten hat! Geplant ist, Herrn August Berz, wohnhaft in Wettingen, zu porträtieren. Herr Berz durfte im Dezember seinen 100. Geburtstag feiern und ist somit der älteste Priester des Bistums Basel. Vor 75 Jahren feierte er in der Kirche St. Sebastian seine Primiz und ist jetzt, nachdem er lange Jahre schweizweit gewirkt hat, zurück in sein Elternhaus an der Bifangstrasse in Wettingen gezogen.

Da sein Gehörsinn mit den Jahren nachgelassen hat und er mich am Telefon möglicherweise nicht verstanden hätte, habe ich mich aufs Fahrrad geschwungen, um ihn persönlich um einen Termin zu bitten. Diese Bitte hat er mit grosser Freundlichkeit angenommen. Morgen Nachmittag werde ich ihn besuchen und mich mit ihm über sein langes Leben unterhalten und ich bin wirklich neugierig. Kann man solch ein langes, bewegtes Leben überhaupt an einem einzigen Nachmittag zusammenfassen?

Bei der gestrigen Teamsitzung hatte mir Marie-Christine Andres schon angekündigt, dass ich heute für den Brauchtumsbeitrag, an dem sie zurzeit arbeitet, nach Oberrohrdorf fahren kann. Dort sollte ich eine Rätsche fotografieren. Sie wissen nicht, was eine Rätsche ist? Keine Sorge, ich wusste es auch nicht. So machte ich mich also ziemlich ahnungslos mit dem Bus auf den Weg nach Oberrohrdorf. Dort zeigte mir der Gemeindeleiter C. Cohen das gute Stück und liess mich geduldig Fotos machen und Fragen stellen. Als ich die Kirche St. Martin nach einer knappen halben Stunde wieder verliess, war ich um Einiges schlauer. Ich weiss nun, dass eine Rätsche eine Art Holzinstrument ist, mit einem Resonanzkörper, einer Kurbel und Zungen. Sie macht ein lautes, klapperndes Geräusch und wird alle Jahre wieder am Karfreitag auf den Vorplatz der Kirche gebracht, um die Bewohner des Dorfes, trotz des am Karfreitag ausfallenden Glockengeläutes, zum Gottesdienst einladen zu können. Freundlicherweise liess mich Herr Cohen die Rätsche sogar ausprobieren. Begeistert drehte ich an der Kurbel und war wieder einmal beeindruckt, auf was für faszinierende Ideen Menschen kommen, wenn es gilt, ein Problem zu lösen.

Rätsche. Mit ihr wird in Oberrohrdorf das am Karfreitag fehlende Glockengeläut ersetzt. I ©Johanna Moser

Porträt-Termin und Teamsitzung

19. Februar 2019

Heute steht ein Porträt-Termin in Bremgarten an und ich darf Anne Burgmer dorthin begleiten. Unter einem «Porträt» im journalistischen Sinne konnte ich mir bis gestern noch kaum etwas vorstellen. Nun werde ich selbst bei einem Porträt-Termin dabei sein. Was mich wohl erwarten wird? Wie wird mein Gesprächspartner sein? Offen? Zurückhaltend?

Zunächst aber muss ich mich einer ganz anderen Herausforderung stellen: pünktlich zum Termin zu erscheinen. In Dietikon hätte ich nämlich beinahe den Anschlusszug verpasst, und als ich dann endlich in Bremgarten war, habe ich mich noch verlaufen. Schlussendlich habe ich dann aber doch noch glücklich zum Pfarramt, einem grossen, weiss gestrichenen Haus in Bremgartens Unterstadt, gefunden. Tatsächlich war ich sogar ein wenig zu früh da und so konnte ich noch ein bisschen die Sonne geniessen.

Pater Uche Iheke, den wir heute porträtieren wollten, empfing uns überaus freundlich und schenkte uns erst einmal etwas zu trinken ein. Wir setzten uns an den Tisch und Uche Iheke begann zu erzählen. Er ist erst seit wenigen Tagen in der Schweiz und sein Deutsch ist noch nicht perfekt, doch das hinderte ihn nicht daran, uns offen und freundlich von sich zu erzählen. Nur einmal wurde er sehr ernst und traurig, als er von seiner Zeit als Armeeseelsorger sprach. Er scheint unglaublich viel Lebenserfahrung zu haben und ich bin schwer beeindruckt. Das Gespräch hat mich definitiv zum Nachdenken angeregt. Zum Beispiel ist mir klar geworden, wie dankbar ich für mein eigenes Leben sein kann und ich habe mich aber gleichzeitig gefragt, wie gewisse Erfahrungen einen wohl prägen. Ausserdem fand ich es sehr inspirierend, zu sehen, wie das Gespräch sich entwickelte.

Anschliessend fuhren Anne Burgmer und ich nach Baden und nach einem schnellen Mittagessen begaben wir uns zum Chorherrenhaus, wo die Teamsitzung stattfand. Dort unterhielten wir uns eine Zeit lang angeregt über das Gespräch, das wir am Vormittag geführt hatten, und über die Textsorte «Porträt», bevor die Teamsitzung begann. Ich war etwas überrumpelt von der Menge an Informationen, die dabei ausgetauscht wurde; es war aber für Kaffee und Naschwerk gesorgt worden und es wurde auch viel gescherzt. Somit war ich mit der Welt wieder versöhnt. Ausserdem lernte ich bei der Teamsitzung auch noch das letzte Mitglied der Redaktion kennen, Silvia Berger, was mich sehr gefreut hat!

An dieser Stelle möchte ich anfügen, dass ich eigentlich geplant hatte, noch ein Bild für diesen Beitrag zu schiessen, doch das habe ich vor lauter Aufregung vergessen…

 

Der erste Tag!

18. Februar 2019

Erster Arbeitstag bei sonnigem Wetter im «Redaktionsgarten» in Unterentfelden mit Redaktionsleiter Andreas C. Müller. | zvg

Heute ist nun also mein erster Praktikumstag bei Horizonte und meine Vorfreude und Neugierde auf dieses Praktikum ist gross, denn das Schreiben macht mir wirklich grossen Spass! Schon als kleines Mädchen habe ich an Schreibwettbewerben teilgenommen, die von Buchhandlungen für Kinder organsiert worden waren und habe versucht, mit kreativen Texten einen Preis zu ergattern. Manchmal werde ich schräg angeschaut, wenn ich in der Schule behaupte, dass es mir nichts ausmacht, einen bevorstehenden Aufsatz zu schreiben (dafür macht es mir in gewissen Fächern sehr wohl etwas aus, eine Prüfung zu schreiben…).

Ich möchte unbedingt mehr lernen über die Arbeit im journalistischen Bereich. Wie kann ich Interessantes von anderen Menschen erfahren, ohne ihnen dabei zu nahe zu treten? Ist der Alltag eines Journalisten, eines Redaktors von dem Druck geprägt, ständig neue Beiträge zu veröffentlichen und immer abrufbar zu sein? All diese Fragen drängen sich mir geradezu auf!

Besonders interessiert mich, woher überhaupt die Ideen für die Beiträge kommen und wie entschieden wird, was publiziert wird. Wenn nämlich zu mir jemand käme und mich darum bitten würde, einen ansprechenden Beitrag für eine Zeitung zu verfassen, dann stünde ich vor folgendem Problem: Woher weiss ich überhaupt, was die Leute interessiert; was sie gerne lesen würden? Ausserdem möchte ich gerne erfahren, wie «Home-Office» die Arbeitsweise beeinflusst, welche Schwierigkeiten, aber auch welche Vorteile es mit sich bringt, einen grossen Teil der Arbeit von zuhause aus erledigen zu können. Ich selbst habe, offen gestanden, schon Mühe, genug Disziplin aufzubringen, um mich direkt nach der Schule an die Hausaufgaben zu setzen. Wie schwer mag es dann wohl sein, einen beachtlichen Teil des Tages von zuhause aus zu arbeiten, ohne sich von Dingen wie dem Handy, dem Fernseher oder den leckeren Sachen in der Küche ablenken zu lassen?

Ich hoffe, dass ich meine schriftlichen Kompetenzen verbessern kann, dass ich neue Menschen kennenlernen werde, und dass ich sehen werde, wie der berufliche Alltag in einem Team funktioniert. Konkret würde mich auch interessieren, wie man ein Interview mit einer Person vorbereitet und durchführt, was alles geschieht, bevor ein Artikel veröffentlicht wird, und was genau in der Druckerei passiert. Ich bin gespannt, was ich die nächsten Wochen alles so herausfinden werde.

Jedenfalls hoffe ich, in den nächsten Wochen viele neue Erfahrungen sammeln zu können! Jetzt geht es los und ich bin mittendrin!

 

Willkommen Johanna Moser

14. Februar 2019

17 Jahre ist sie alt: Johanna Moser. In Köln geboren, kam sie via Lörrach im Jahr 2009 in die Schweiz nach Wettingen. Einen jüngeren Bruder hat sie, spielt Kontrabass und Klavier. Neben der Musik in ihrer Freizeit nennt sie Biologie und Französisch als gern besuchte Fächer an ihrer Schule, der Kanti Wettingen. Bald geht es an die Maturaarbeit. Doch vorher steht ein Praktikum an und das macht sie beim Horizonte.

«Ich habe immer schon gerne alles gelesen, was mir in die Finger kam und geschrieben habe ich auch sehr gerne», erzählt Johanna Moser beim Besuch. Als in der Bezirksschule irgendwann Erkundungstage anstanden, verbrachte sie diese auf der Sportredaktion des Tagesanzeigers in Zürich. Das Tempo dort habe sie beeindruckt. Ein bisschen entmutigt habe sie, dass dort vor allem Quereinsteiger arbeiten. «Aber ich will mich nicht entmutigen lassen. Neben dem Tagesjournalismus gibt es ja auch noch Wochenzeitungen oder monatlich erscheinende Magazine», stellt Johanna Moser klar.

Dann kam ihr die Idee, die Nachbarin Marie-Christine Andres anzusprechen, die für die Mantelteilredaktion des Horizonte arbeitet. Auf der Redaktion wurde die Anfrage besprochen und entschieden: Ja, wir freuen uns über eine Praktikantin! Drei Wochen, vom 18. Februar bis 8. März 2019, wird Johanna Moser nun alles mitmachen; Porträttermine, Druckerei- und Pfarramtbesuche, Recherche und Teamsitzungen – also alles, was für die Produktion des Pfarrblattes notwendig ist. Sie sei sehr gespannt und wolle sich überraschen lassen, sagt Johanna Moser.